18. Mai 2009. An der Börse scheinen die Pessimisten wieder Oberhand zu gewinnen. Die meisten Marktteilnehmer erwarten für die neue Handelswoche ein volatiles Geschehen.
Nach dem Kursrückgang in der vergangenen Woche blicken viele Börsianer nun wieder etwas skeptischer in die Zukunft. Unsicherheit hat sich breit gemacht, die Stimmen der Pessimisten werden wieder lauter. Sie halten die rasante Kursrallye seit März für überzogen und sehen nun die lang erwartete Konsolidierung eingeläutet.
ZEW-Erwartungen wichtig, Berichtssaison der Großen abgeschlossen
In der feiertagsbedingt voraussichtlich etwas ruhigeren neuen Woche wird sich das Interesse der Marktteilnehmer vor allem auf die aktuellen Konjunkturindikatoren richten, insbesondere die ZEW-Konjunkturerwartungen für Mai. Diese werden morgen früh veröffentlicht. Die Berichtssaison neigt sich indes dem Ende zu, in den kommenden Tagen werden nur noch einige Adressen aus der zweiten Reihe ihre Quartalszahlen vorlegen, etwa Tui Travel, Pfleiderer und Wirecard. Zudem halten SAP und die Deutsche Börse ihre Hauptversammlungen ab. Im Übrigen werden die Börsianer sicherlich mit Spannung verfolgen, wie sich der Machtkampf zwischen Porsche und VW weiter entwickelt.
Der deutsche Aktienindex DAX® liegt am Montagmorgen bei 4.670, am Freitag hatte er bei 4.737,50 Punkten geschlossen.
Volatiles Geschehen
Robert Halver von der Baader Bank prognostiziert für die neue Woche ein weiterhin "volatiles Geschehen" - mit Kursauf- oder abschlägen je nach Nachrichtenlage. Mit großen Sprüngen ist ihm zufolge nach der Frühjahrsoffensive nicht mehr zu rechnen. Nichts desto trotz ist er zuversichtlich: "Das Vertrauen ist zurückgekehrt", meint er. Der Markt zeige sich mittlerweile selbst bei extrem schlechten Daten relativ stabil. Etwa würden Zahlen zu den massiven BIP-Rückgängen quasi ignoriert.
Hoffnung bezüglich der Indikatoren
Laut HSBC Trinkaus & Burkhardt ruht die Hoffnung am Markt nach den enttäuschenden BIP-Zahlen für Deutschland und die Eurozone im ersten Quartal nun auf einer konjunkturellen Stabilisierung im weiteren Jahresverlauf. Die Sentimentindikatoren, etwa die ZEW-Konjunkturerwartungen, sollten die wachsende Zuversicht stützen. Wirklich optimistisch sind die Experten aber nicht: Sie weisen darauf hin, dass die Stimmungsumfragen weiterhin unterhalb der Marken notieren, die ein Wachstum anzeigen. "Dies dürfte sich mit Blick auf die rückläufige Entwicklung des Welthandels auch in den kommenden Monaten vorerst nicht ändern", meint die HSBC.
Ergebnisüberraschungen nicht mehr erwartet
Klaus Stabel von ICF Kursmakler erwartet für die neue Woche keine Ergebnisüberraschungen mehr. Er ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Situation der Unternehmen zwar schlecht, aber auch nicht katastrophal ist: "Es hätte noch viel schlechter kommen können", meint er. Im Blickpunkt der Anleger ist ihm zufolge in dieser Woche der ZEW-Index: "Eine weitere Verbesserung sollte den Aktienmarkt stabilisieren", urteilt er.
Techniker sehen Verkaufssignale
Die Markttechnik spricht eher für eine Korrektur. Jörg Scherer von HSBC Trinkaus & Burkhardt sieht die 200-Tages-Linie, die aktuell bei 4.927 Punkten liegt, als massive Barriere. "Der steile Aufwärtstrend seit Anfang März ist inzwischen Geschichte", meint er, es gebe nun zahlreiche Verkaufssignale. Sollte der DAX unter 4.689/81 Punkte abrutschen, drohe weiteres Ungemach.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 18. Mai
19:00 Uhr: US NAHB Hausmarktindex Mai: Erwartet werden Daten, die einen Aufstieg aus dem Stimmungskeller signalisieren. Der NAHB Index (National Association of Home Builders) gilt als wichtiger Indikator für die Stimmung am US-Immobilienmarkt.
Dienstag, 19. Mai
11:00 Uhr: ZEW Konjunkturerwartung Mai: Nachdem die deutschen Unternehmenserwartungen schon seit Januar nach oben weisen und auch die Auftragseingänge zuletzt gestiegen sind, prognostiziert die DekaBank einen weiteren merklichen Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen im Mai. Auch die HSBC rechnet mit einer erneuten Verbesserung. Bei der Lagebeurteilung sei nach dem siebten Rückgang in Folge zudem kaum noch Spielraum für eine weitere Verschlechterung, heißt es.
Mittwoch, 20. Mai
01:50 Uhr: BIP-Zahlen Japan: Am Markt wird mit einem Einbruch des realen BIP im ersten Quartal von 4,3 % gegenüber dem Schlussquartal 2008 gerechnet.
Donnerstag, 21. Mai
Christi Himmelfahrt, an der Börse Frankfurt wird aber regulär gehandelt.
9:30 Uhr: Einkaufsmanagerindex Deutschland/10:00 Uhr: Einkaufsmanagerindex Euroland: Laut DekaBank entspannt sich die Lage für das verarbeitende Gewerbe weiter, die Dienstleistungsbranche werde aber durch eine schwache Binnennachfrage bzw. höhere Arbeitslosigkeit belastet.
14:30 Uhr: US Erstanträge Arbeitslosenhilfe
16:00 Uhr: US Frühindikatoren April
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine.
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© 18. Mai 2009/Anna-Maria Borse
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