Anzeige
Mehr »
Login
Donnerstag, 18.04.2024 Börsentäglich über 12.000 News von 689 internationalen Medien
Kurze Gold-Preis-Konsolidierung zum Einstieg in diese Aktie nutzen!
Anzeige

Indizes

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Aktien

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Xetra-Orderbuch

Fonds

Kurs

%

Devisen

Kurs

%

Rohstoffe

Kurs

%

Themen

Kurs

%

Erweiterte Suche
Dow Jones News
95 Leser
Artikel bewerten:
(0)

INTERVIEW/Commerzbank-CFO: Zweites Quartal verläuft durchwachsen

DJ INTERVIEW/Commerzbank-CFO: Zweites Quartal verläuft durchwachsen

Von Madeleine Nissen

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank AG hat im zweiten Quartal die Finanzkrise weiterhin zu spüren gekommen, sieht sich aber "auf Kurs" bei der Erfüllung der für die nächsten drei Jahre gesetzten Ziele. Die aktuelle Geschäftsentwicklung sei durchwachsen, sagte Finanzvorstand Eric Strutz im Interview mit Dow Jones Newswires in Frankfurt. "Die Märkte sind immer noch nicht richtig angesprungen." Dies sei sowohl bei der Investitionsneigung der Firmenkunden als auch im Privatkundengeschäft spürbar.

Entscheidend sei nun die weitere Entwicklung an den Kapitalmärkten. "Diese war im Mai sehr erfreulich, im Juni gab es dann wieder Rückschläge; wir müssen noch abwarten, wie sich das Quartal zum Stichtag entwickelt", sagte Strutz. Deutschlands zweitgrößte Bank wird am 6. August die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Im ersten Quartal hatten Milliardenabschreibungen für einen deutlich höheren Verlust gesorgt als erwartet.

Derzeit sehe es zwar so aus, als wäre der Höhepunkt bei der Finanzkrise überschritten, gleichwohl sei es sinnvoll, bei Prognosen vorsichtig zu bleiben, sagte Strutz. "Eine Vielzahl negativer Nachrichten wie Insolvenzen und weiter steigende Arbeitslosigkeit werden jetzt erst kommen", prognostizierte er. "Was die Folgewirkungen angeht, wird es also leider noch die nächsten drei bis sechs Quartale dauern, bis wir wieder endgültig Entwarnung geben können."

Für 2009 rechne die Commerzbank nach wie vor nicht mit einem Nachsteuergewinn. Die Höhe der Abschreibungen für strukturierte Produkte werde im Jahr 2009, abhängig von der Marktentwicklung, unter dem Niveau von 2008 liegen, als die Bank infolge der Finanzkrise 5,8 Mrd EUR abschreiben musste. Wie hoch die Abschreibungen insgesamt sein werden, könne er noch nicht sagen. Dies sei ebenfalls von der Marktentwicklung abhängig.

Mit Blick auf die einzelnen Segmente sagte Strutz, er erwarte 2009 einen operativen Gewinn im Mittelstands- und Privatkundengeschäft, nicht aber in Osteuropa. "Das Osteuropageschäft wird durch ein Tal der Tränen gehen", prognostizierte er. Mit einem Gewinn über dem Niveau von 2008, als die Commerzbank in Osteuropa einen operativem Pro-forma-Gewinn von 323 Mio EUR erwirtschaftet hatte, rechnet er spätestens 2012.

Zur Profitabilität will die Bank wie geplant spätestens bis 2011 zurückkehren. Auch bei ihrem Ziel, ab dem Jahr 2012 einen nachhaltigen operativen Gewinn von mehr als 4 Mrd EUR zu erwirtschaften, sei die Commerzbank auf Kurs, sagte Strutz. Im Privatkundengeschäft will die Commerzbank ihre Eigenkapitalrendite vor Steuern bis 2012 auf mehr als 30% steigern und damit das Niveau von pro forma 29% im Jahr 2008 erhöhen.

Die Risikovorsorge sieht die zweitgrößte deutsche Bank für 2009 weiterhin auf dem Niveau des Vorjahres. Im Jahr 2008 betrug die Risikovorsorge pro forma, also unter Einbeziehung der Anfang 2009 konsolidierten Dresdner Bank, 3,6 Mrd EUR.

Ob die Aktionäre bis 2011 auf eine Dividende warten müssten, hänge von der Entwicklung bei der Bank ab, sagte der Finanzvorstand. Für das Jahr 2010 schließt Strutz eine Dividendenzahlung jedenfalls nicht aus. "Wir haben gesagt, es wird für die Geschäftsjahre 2008 und für 2009 keine Dividende geben; alles Weitere hängt davon ab, wie sich die Profitabilität entwickelt", erklärte er. "Wir werden keine Dividende aus der Substanz bezahlen, sie muss verdient sein."

Das Geschäftsmodell der Commerzbank sieht Strutz trotz jüngst laut gewordener Kritik von politischer Seite bestätigt. "Die Forderung, die Eigenhandelsaktivitäten im Investmentbanking aufzubauen, ist abstrus", sagte er. "Die Commerzbank betreibt kein Kasino." Unionsfinanzsprecher Otto Bernhardt (CDU) hatte in einem Pressebericht gesagt, dass er einen Schwerpunkt im Investmentbanking für nötig hält, "nicht zuletzt um die Staatshilfe von über 18 Mrd EUR verzinsen und zurückzahlen zu können".

Zu den Auflagen der Europäischen Union gehört jedoch gerade der Abbau der Bilanzsumme und damit von Risikopositionen. Diese sind zu einem großen Teil bislang auf das Investmentgeschäft der Dresdner Bank zurückzuführen, aber auch auf das Staatsfinanzierungsgeschäft.

Die Hauptsäule bei der Commerzbank sei das Firmenkundengeschäft mit einem Ertragspotenzial von mehr als 1,5 Mrd EUR pro Jahr, gefolgt vom Privatkundengeschäft, sagte Strutz. "Da haben wir mit der Dresdner Bank mehr als elf Millionen Kunden in Deutschland und sind in diesem Bereich auch sehr profitabel."

Wachstumschancen sieht Strutz trotz der momentanen Delle nach wie vor in Osteuropa und vor allem im Firmenkundengeschäft. "Im mittelständischen Firmenkundengeschäft haben wir, abhängig von der Kundengruppe, Marktanteile zwischen 6% und 20%", sagte er. "Hier ist also nach wie vor viel Potenzial; das wollen wir ausschöpfen."

Weiteren Bedarf für Staatsgeld, das die Bank in wieder normalisierten Märkten spätestens ab 2012 nach und nach zurückzahlen will, sieht die Commerzbank nach heutigem Stand nicht. Die Commerzbank habe nach dem Staatseinstieg mit einer Kernkapitalquote von mehr als 10% eine sehr gute Kapitalbasis, sagte Strutz. "Diese ist, wenn wir uns mit den kommerziellen Banken weltweit vergleichen, am oberen Ende der Spannbreite." Insgesamt unterstützt der Staat die Commerzbank mit Hilfen von 18,2 Mrd EUR und ist mit einem Anteil von 25% plus eine Aktie Großaktionär, der sich laut Strutz aber aus Managementfragen heraus halten will.

Beim Thema Bad Bank bleibt der Finanzvorstand nach wie vor zurückhaltend. "Eine Bad Bank, in die Assets nur auslagert werden, ist ein Konstrukt für jene, die optisch schönere Kapitalquoten zeigen möchten", sagte er. Bei der Kapitalquote der Commerzbank fühle er keinen Druck, zwingend solch eine Bad Bank zu nutzen. Die Commerzbank habe eine Kernkapitalquote von deutlich über 10%. "Wir glauben aber nicht, dass wir diese auch in normalen Jahren brauchen", erklärte Strutz. "Wir gehen mit unserem Geschäftsmodell vielmehr davon aus, dass wir in normalisierten Märkten wieder auf eine Kernkapitalquote von 7% zurückgehen können, nachdem wir Risiken weiter abgebaut haben."

Die Risikoaktiva, die Ende 2008 noch 330 Mrd EUR betrugen, hat die Commerzbank bereits auf 316 Mrd EUR reduziert. "Der Abbau von Risiken geht weiter, vor allem im Auslandsgeschäft", sagte Strutz. Der Abbau des Risiko-Portfolios, das nicht zum Kerngeschäft gehört und im ersten Quartal ein Volumen von 38 Mrd EUR aufwies, kommt indes nur langsam voran. "Der Markt für strukturierte Produkte ist nach wie vor eng und extrem volatil", erklärte Strutz.

Bei dem von der Europäischen Kommission auferlegten Verkauf des Staats- und Immobilienfinanzierers Eurohypo innerhalb der nächsten fünf Jahre sieht sich die Commerzbank unter keinerlei Zeitdruck. Die Commerzbank will den Staats- und Immobilienfinanzierer vor einem Verkauf zunächst einmal profitabel machen. Die Tochter soll soviel verdienen, dass die Kapitalkosten gedeckt sind.

Einen Zeitplan hierfür nannte der Finanzvorstand jedoch nicht. "Wann dieses Ziel erreicht wird, hängt davon ab, wie sich die Märkte im Bereich Staatsfinanzierung entwickeln und inwieweit weitere Abschreibungen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung nötig werden", sagte Strutz. Bei der Eurohypo ist in diesem Jahr sowohl ein Gewinn als auch ein Verlust möglich.

Generell geht Strutz davon aus, dass die Eurohypo auf Kaufinteresse stoßen wird. Ob es für die Eurohypo allerdings zum jetzigen Zeitpunkt einen Käufer gibt, sei etwas schwieriger zu beantworten. "Das liegt aber daran, dass der gesamte Markt für Banken nach der Lehman-Pleite deutlich schlechter geworden ist", erklärte Strutz. "Der Markt ist im Moment gar nicht reif, um einen Verkauf zu vernünftigen Preisen durchzuziehen, aber wir haben ausreichend Zeit."

Einen Verkauf der Eurohypo an einen strategischen Investor sieht das Management der Commerzbank nach wie vor nicht als einzige Möglichkeit. In Frage kommt auch eine Entlassung der Eurohypo in die Eigenständigkeit sowie ein Börsengang des Staats- und Immobilienfinanzierers. "Das sind alles Möglichkeiten, die wir durchdenken werden", sagte Strutz. Doch zunächst sei die Rückkehr zur Profitabilität oberstes Ziel für die Tochter, die im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust geschrieben hatte.

Zu den Auflagen der EU gehört auch die Trennung von einer Reihe anderer Geschäftsbereiche. "Es gab eine Menge Anfragen, nachdem die Liste der EU veröffentlicht wurde", sagte Strutz. Die Commerzbank prüfe nun diese Anfragen und hat auch bereits einige Teile verkauft. Hierzu gehören Einheiten in Brasilien, den Beneluxländern sowie in New York.

Webseite: http://www.commerzbank.de 
 
   - Von Madeleine Nissen, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 115, 
   madeleine.nissen@dowjones.com (Ulrike Dauer und Klaus Brune haben 
   zu diesem Artikel beigetragen.) 
 
   DJG/maw/uxd/kgb/brb 

(END) Dow Jones Newswires

June 23, 2009 10:16 ET (14:16 GMT)

Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.

Großer Insider-Report 2024 von Dr. Dennis Riedl
Wenn Insider handeln, sollten Sie aufmerksam werden. In diesem kostenlosen Report erfahren Sie, welche Aktien Sie im Moment im Blick behalten und von welchen Sie lieber die Finger lassen sollten.
Hier klicken
© 2009 Dow Jones News
Werbehinweise: Die Billigung des Basisprospekts durch die BaFin ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend zu informieren, insbesondere über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.