Volkswagen
Der Sportwagenbauer wies das Ultimatum von VW und dem Land Niedersachsen empört zurück. "Erpressen lassen wir uns nicht", teilte Porsche -Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche mit. "Ultimaten gehören nicht in das 21. Jahrhundert." Zuvor habe es ein Schreiben des VW- Vorstandes an Wolfgang Porsche gegeben. Dem Vernehmen nach sollte es am Wochenende auch ein Krisentreffen der Familien Porsche und Piëch in Salzburg geben.
SPIEGEL: VW WILL 49 PROZENT AN PORSCHE AG
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte von dem Ultimatum berichtet. Sollte Porsche bis Montag nicht auf das VW-Rettungsangebot eingehen, könnte auch das Emirat Katar, mit dem Porsche seit längerem verhandelt, die Sportwagenschmiede nicht mehr retten. Die Stuttgarter haben sich bei der geplanten VW-Übernahme kräftig verhoben, einen riesigen Schuldenberg angehäuft und sind auf der fieberhaften Suche nach einem Ausweg aus der Misere.
VW schlägt dem "Spiegel"-Bericht zufolge den Familien Porsche und Piëch vor, dass der Wolfsburger Konzern der Porsche Holding für drei bis vier Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil an der Porsche AG abkauft. In einem nächsten Schritt würde das Emirat Katar VW- Aktienoptionen übernehmen, die von der Porsche Holding gehalten werden. Zum Schluss müssten die Unternehmen Porsche und VW fusionieren. Auch der "Focus" berichtete, die VW-Spitze wolle durch den Kompromissvorschlag den Übernahmepoker mit Porsche beenden.
Der Plan sieht laut "Spiegel" vor, dass die Familien Porsche und Piëch an einem Automobilkonzern VW/Porsche mehr als 40 Prozent der Aktien halten könnten, Niedersachsen 20, Katar rund 15 und ein weiterer Staatsfonds fünf Prozent. Es gebe einen entsprechenden Plan, hieß es in Stuttgart. Porsche könne darauf aber gar nicht eingehen, weil dann sofort der Kredit über 10,75 Milliarden Euro fällig werde, den Porsche sich bei einem Bankenkonsortium gesichert hatte, sagte ein Porsche-Sprecher. "Das sieht der Vertrag vor."
In einer gemeinsamen Erklärung von Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und seinem Stellvertreter, Betriebsratschef Uwe Hück, hieß es: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir gemeinsam mit VW zum Wohle beider Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft planen. Deshalb irritiert uns die Wortwahl dieser Erklärung in hohem Maße." Eine Erpressung schade der Sache. "Das ist nicht der Stil, der Gemeinsamkeiten fördert."
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wies dagegen Berichte über ein Ultimatum des Landes und von VW an den Sportwagenbauer zurück. "Es gibt kein Ultimatum, sondern ein intensives gutes Zusammenarbeiten an der Zukunft von Porsche und VW", sagte der CDU-Politiker. Ein VW-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren.
ZAHLREICHE VARIANTEN IM GESPRÄCH
Porsche ist mit rund neun Milliarden Euro verschuldet und sucht seit Monaten händeringend neue Geldquellen. Die Stuttgarter besitzen knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und halten mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent. Das Land Niedersachsen hält knapp mehr als 20 Prozent an VW und hat durch das umstrittene VW-Gesetz ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen.
Porsche verhandelt seit längerem mit dem Emirat Katar über einen Einstieg. "Wir verhandeln mit der Qatar Investment Authority in einer sehr guten und konstruktiven Atmosphäre", sagte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking der "Bild am Sonntag". "Entscheiden müssen am Ende aber die Familien Porsche und Piëch, der Porsche-Aufsichtsrat und die Scheichs." Der 56-Jährige betonte, noch bis mindestens 2012 die Geschicke von Porsche lenken zu wollen.
Nach dpa-Informationen sind weiter folgende drei Varianten im Gespräch: Das Emirat steigt direkt bei der Porsche Holding SE ein, Katar kauft Porsche seine Optionen auf VW-Aktien im Umfang von bis zu 24 Prozent ab oder beide Möglichkeiten werden kombiniert. Alle drei Lösungen könnten dem klammen Sportwagenbauer mehrere Milliarden Euro in die Kasse spülen. Bislang hatte das Emirat eine Entscheidung bis Ende kommender Woche in Aussicht gestellt./sba/hoe/DP/zb
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AXC0011 2009-06-28/15:20