1. Juli 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der DAX® startet mit einem Plus in die zweite Jahreshälfte und setzt damit die in der vergangenen Woche gestartete Aufwärtsbewegung fort. Aus technischer Sicht deutet sich jedoch eine deutliche Korrektur an.
Der jüngste Kursanstieg am deutschen Aktienmarkt setzt sich zur Wochenmitte fort. "Der Index ist besser in das zweite Halbjahr gestartet als erwartet und hat viele Marktteilnehmer überrascht", berichtet ein Händler. Charttechniker mahnen jedoch zur Vorsicht: Bereits in den kommenden Wochen stehe eine ausgedehnte Korrektur bevor, sowohl am Aktien- als auch auf dem Rohstoffmarkt.
Die zumeist institutionellen Investoren im ETF-Handel zeigen sich heute überwiegend optimistisch. Wie ein Händler berichtet, sei der Handel mit Indexfonds aktuell zwar sehr ruhig, es würden aber immer wieder große Pakete der meistgehandelten Produkte iShares DAX (DE) (WKN 593393) und iShares DJ EURO STOXX 50 (DE) (WKN 593395) gekauft. Auch bei den Pendants von db x-trackers DAX ETF (WKN DBX1DA) und DJ Euro STOXX 50 ETF (WKN DBX1EU) verzeichnen die zuständigen Market Maker leichte Käufe.
DAX vor größerer Korrektur
Harald Weygand, technischer Analyst und Geschäftsführer von Godmode-trader.de rechnet beim DAX auf kurze Sicht mit einer Trendwende. "Die Luft ist mittlerweile sehr dünn und es ist zu erwarten, dass sich der Index im Bereich zwischen 4.800 und 5.100 Punkten auspendelt und dann zu einer größeren Korrektur ansetzt." Für dieses Szenario sprechen nach Ansicht des Technikers auch die Chartbilder der Einzelaktien im DAX. "Unter anderem stehen derzeit die Papiere der Deutschen Bank, von Linde und Henkel sowie die Automobil-Titel auf der Kippe." Entscheidend sei nun die Marke von rund 4.650 Punkten, unter der zahlreiche Stopp-loss-Orders von strategisch ausgerichteten Marktteilnehmern lägen. "Wenn dieser Bereich nach unten durchbrochen wird, dann könnte es zu einer verschärften, sehr schnellen Korrektur kommen. Das Mindestkorrekturziel läge dann bei rund 4.000 Punkten. Es ist jedoch zu befürchten, dass der Index sogar wieder unter 3.000 Zähler abrutscht."
Trendwende auch in Übersee
In den USA zeigt sich nach Einschätzung von Weygand derzeit ein ähnliches Bild. "Sogar der Technologieindex Nasdaq, der bislang als amerikanisches Zugpferd fungierte und die anderen Marktsegmente outperformen konnte, zeigt Signale, die auf eine Korrektur hinweisen." Die US-Leitindizes Dow Jones und S&P500 befänden sich unterdessen bereits in einem Trendwendeprozess, der eine größere Korrektur mit neuen Tiefständen in den kommenden Wochen erwarten lasse.
Schwere Zeiten für Value-Investoren
Angesichts der in den vergangenen Monaten starken Korrelation zwischen Aktien- und Rohstoffmärkten traut Weygand auch dem Öl aktuell nur sehr begrenztes Aufwärtspotenzial zu. "Das Öl sollte im Bereich zwischen 70 und 80 US-Dollar je Barrel eine Trendwende ausbilden, was auch sehr schnell gehen könnte." Aus Sicht des Analysten ist dann mindestens eine Korrektur bis auf 50 US-Dollar je Barrel zu erwarten, aber auch ein Test der 30-US Dollar-Marke erscheine durchaus möglich. "Die Märkte übertreiben total. Diese extreme Volatilität deutet darauf hin, dass übergeordnet eine extreme Veränderung im Markt stattfindet. Dabei wird es zunehmend schwieriger für langfristig ausgerichtete Investoren, während das Timing eine immer wichtigere Rolle spielt."
Bären auf dem Vormarsch
Auch die Anleger scheinen sich bereits für einen erneuten Abschwung zu wappnen, darauf deutet zumindest das Ergebnis der aktuellen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren hin. Das Bullenlager beim DAX hat im Vergleich zur Vorwoche 10 Prozent verloren, immerhin 4 Prozent sind short gegangen. Bei den Technologiewerten haben sich 9 Prozent der zuvor optimistischen Anleger von ihren Positionen getrennt. Damit hat das Lager der neutral Gestimmten, die weder eine short noch eine long-Position halten, stolze 12 Prozent Zuwachs erhalten.
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© 1. Juli 2009/Karoline Koch
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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