DJ Börse Frankfurt/Wochenausblick: Skepsis vor ersten Quartalszahlen
6. Juli 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Kampf zwischen Konjunkturoptimisten- und Pessimisten hat Schlagseite bekommen: Durch die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten aus den USA fühlen sich die Skeptiker bestätigt. Wie am Donnerstag bekannt wurde, sind die Arbeitslosenzahlen im Juni überraschend um 467.000 gestiegen, die Volkswirte hatten im Durchschnitt mit lediglich 363.000 gerechnet. Vom jüngsten Hoch bei 5.170 Punkten hat sich der DAX, der am Freitag bei 4.708 Punkten schloss, wieder weit entfernt. Zum Wochenbeginn notiert das deutsche Aktienbarometer unter 4.700 Punkte und damit 2 Prozent im Minus gegenüber Freitag. Auch der Nikkei hat heute morgen mit Verlusten geschlossen. "Scheinblüte" am Ende Viele Marktteilnehmer hatten schon vorab vor zuviel Euphorie gewarnt. "Die Realität ist viel trüber, als dies der eine oder andere Vorlaufindikator vermuten lässt", heißt es etwa vom Bankhaus Metzler. Weder Wirtschafts- noch Finanzkrise seien ausgestanden, die "Scheinblüte" im zweiten Quartal neige sich jetzt dem Ende zu. In einigen Branchen, etwa im deutschen Maschinenbau, habe es nicht mal ein konjunkturelles Strohfeuer gegeben. Metzler verweist auch auf die Aussage der Fed-Gouverneurin Janet Yellen: Die hatte geäußert, dass die US-Leitzinsen noch jahrlang bei Null verharren könnten. "Glas halb leer und halb voll" Nicht ganz so schwarz sieht die Bremer Landesbank: "Losgelöst von der damit einhergehenden Enttäuschung der Marktteilnehmer eröffnet der Blick auf den Chart, dass sich sehr wohl eine Stabilisierung abzeichnet", meinen die Analysten. Die Höchstwerte um die Marke von 700.000 Jobs, die im ersten Quartal monatlich verloren gegangen waren, lägen hinter uns. "Das Glas ist also sowohl halb leer als auch halb voll", heißt es. Alcoa mit Auftakt zur Quartalsberichterstattung In der neuen Woche steht eine Reihe von Konjunkturindikatoren zur Veröffentlichung an, wichtig für Deutschland sind vor allem die Auftragseingänge in der Industrie am Dienstag und die Industrieproduktion am Mittwoch. Allerdings geht der Blick auch wieder verstärkt in Richtung Unternehmen. Am Mittwoch macht nämlich der US-Aluminiumkonzern Alcoa den traditionellen Auftakt zur Berichtssaison für das zweite Quartal. "Die Erwartungen sind nicht allzu hochgeschraubt", bemerkt Klaus Stabel von der ICF Kursmakler AG. Am Donnerstag folgt nach US-Börsenschluss Chevron. Die deutschen Unternehmen beginnen mit ihrer Quartalsberichterstattung erst Ende des Monats. Neue Zahlen als Indikator Die Zahlen und auch die Ausblicke aus den USA werden voraussichtlich zum Indikator für die weitere Entwicklung an den Märkten werden. Mit ihnen kann sich entscheiden, ob sich die eingeläutete Korrektur fortsetzt oder der Optimismus berechtigt war und die Märkte wieder nach oben drehen können. Ruhige Handelsphase dank Sommerpause Das sieht auch Oliver Roth von Close Brothers Seydler so, allerdings rechnet er auch damit, dass nun eine eher ruhige Handelsphase beginnt, denn die ersten starten in die Sommerferien. "Die Umsätze waren in diesem Jahr im Vergleich mit 2008 ohnehin niedrig, jetzt sind sie noch niedriger", meint er. Roth geht davon aus, dass sich die Märkte in den kommenden Wochen seitwärts bewegen werden. Ein Ausbrechen nach unten sei zwar möglich, grundsätzlich ist er aber davon überzeugt, dass die die Bodenbildung abgeschlossen ist. "Irgendwann werden die Kurse wieder steigen", so Roth, "allein aufgrund der hohen Liquidität am Markt". Techniker sehen Rückschlagspotenzial Aus Sicht einiger technischer Analysten könnte es noch weiter nach unten gehen. Laut HSBC haben aktuell die 200-Tages-Linie von 4.675 Punkten und die horizontalen Marken bei 4.689/53 Signalcharakter. "Ein Rutsch unter diese Trigger-Marken eröffnet ein kalkulatorisches Rückschlagspotenzial von rund 500 Punkten. Wichtige Konjunktur- und Unternehmenstermine in dieser Woche Montag, 6. Juli 16.00 Uhr. *USA: ISM Dienstleistungsindex Juni.* Am Markt geht man davon aus, dass sich die Stimmungsaufhellung nach dem Tief von 37,4 Punkten im vergangenen November fortgesetzt hat, prognostiziert werden 46 Punkte. Der Index wird vom Institute for Supply Management (ISM) erhoben, er zeigt die Geschäftserwartungen auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur. Dienstag, 7. Juli 12.00 Uhr. *Deutschland: Auftragseingänge Industrie Mai.* Einer Umfrage zufolge wird mit einem leichten Zuwachs von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gerechnet, das wäre der 3. Monat in Folge ohne Rückgang. Im Vergleich zum Mai 2008 macht das Minus aber immer noch 31,2 Prozent aus. Mittwoch, 8. Juli 12.00 Uhr. *Deutschland: Produktion produzierendes Gewerbe Mai.* Von einem leichten Anstieg der Nettoproduktion um 0,5 Prozent geht die DekaBank aus. Rosig habe es zwar wohl nicht ausgesehen, heißt es, doch seien wahrscheinlich von der Abwrackprämie weitere positive Impulse ausgegangen. Gleichzeitig habe sich die Weltwirtschaft mittlerweile wieder etwas gefangen. 22.10 Uhr. *USA: Alcoa Ergebnis 2. Quartal.* Donnerstag, 9. Juli 8.00 Uhr. *Deutschland: Handelsbilanz Mai.* Der Konsens rechnet mit einem Überschuss von 9,2 Milliarden Euro nach 9,0 im Vormonat. 13.00 Uhr. *Großbritannien: Bank of England-Zinsentscheidung.* Erwartet wird, dass die britische Zentralbank den Leitzins bei 0,5 Prozent belassen wird. 23.00 Uhr. *USA: Chevron Corp. Ergebnis 2. Quartal.* Freitag, 10. Juli 14.30 Uhr. *USA: Handelsbilanz Mai.* Durch die Krise hatte sich das Defizit in den vergangenen Monaten deutlich reduziert, wie die HSBC schreibt: "Notierte der Fehlbetrag im August 2006 noch bei einem Rekordwert von 67,8 Mrd. US-Dollar, wurde im Februar dieses Jahres mit 26,1 Milliarden US-Dollar ein Tiefstand erreicht". Für den Mai wird wegen des teureren Öls aber wieder eine Ausweitung des Defizits auf 31 Milliarden erwartet. 14.30 Uhr. *USA: Einfuhrpreise Juni.* Die DekaBank prognostiziert ein Plus von 2 Prozent, Grund ist das wieder teuere Rohöl. 16.00 Uhr. *USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Juli.* Einer Umfrage zufolge rechnet man am Markt mit 70,6 nach 70,8 Punkten im Juni, d.h. die Erholung des Verbrauchervertrauens setzt sich nicht fort. Begründet wird das mit der schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt und dem steigenden Ölpreis. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben. Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie einfach an redaktion@deutsche-boerse.com. © 6. Juli 2009/Anna-Maria Borse Disclaimer Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von boerse-frankfurt.de bereitgestellt. Die hierin enthaltenen Angaben und Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der hierin enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung von Angeboten zum Kauf eines Wertpapiers.
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July 06, 2009 04:31 ET (08:31 GMT)