8. Juli 2009. Der deutsche Aktienmarkt schwächelt weiter und scheint bereits die Marke von 4.500 DAX- Punkten ins Visier zu nehmen. Aus technischer Sicht könnte es aber noch in dieser Woche zu einer Wende kommen.
Nach negativen Vorgaben aus Japan und den USA startet der deutsche Leitindex DAX® schwach in die Wochenmitte und setzt damit die Verlustserie der vergangenen Tage fort. Einige Charttechniker nehmen unterdessen eine optimistische Haltung ein und trauen dem Index auf kurze Sicht eine erneute Aufwärtsbewegung zu.
Die zumeist institutionellen Investoren im ETF-Handel zeigen sich am Mittwoch hingegen überwiegend pessimistisch und kaufen unter anderem den db x-trackers ShortDAX ETF (DBX1DS), der die Entwicklung des deutschen Leitindex invers abbildet. Die Indextracker iShares DAX (DE) (WKN 593393) und iShares DJ EURO STOXX 50 (DE) (WKN 593395) stehen nach Auskunft der zuständigen Market Maker hingegen unter leichtem Abgabedruck.
Schlussphase der Seitwärtskonsolidierung
Klaus Deppermann, technischer Analyst der BHF Bank geht davon aus, dass die jüngste Korrektur beim DAX noch in dieser Woche zu Ende gehen könnte. "Es hat sich in den vergangenen Wochen zwar eine kleine Kopf-Schulter-Formation ausgebildet, die mit der Unterschreitung von 4.670 Punkten am Montag vollendet wurde. Da sich der DAX aber vermutlich in der Anfangsphase einer langfristigen Aufwärtsbewegung befindet, sollte dieses charttechnische Verkaufsignal weitgehend ohne negative Folgen bleiben", argumentiert der Techniker.
Im Gegenteil habe sich die negative Stimmung der Marktteilnehmer durch die scheinbare Eindeutigkeit der als Trendumkehr gedeuteten Chart-Formation zuletzt verstärkt. "Der Rückgang der vergangenen Tage sollte daher nicht der Beginn einer stärkeren Korrektur sein, so wie von vielen Marktbeobachtern erwartet, sondern die Schlussphase der Seitwärtskonsolidierung, die bereits seit 7. Mai in Gang ist." Durch die Marktbereinigung der vergangenen Tage sei ein schneller Wiederanstieg zu erwarten. Bis Anfang September erscheint aus Sicht von Deppermann eine Erholung bis auf 5.300 Punkte realistisch.
Kurzfristige Erholung möglich
Holger Struck vom HS-Analyseservice bleibt zwar weiter bearish, hält eine kurzfristige Erholung aber ebenfalls für möglich. "Nach zwei fast identischen Tiefständen zum Wochenbeginn besteht die Chance auf einen Tweezer-Boden zwischen der 200-Tage-Linie und der adaptiven Glättung." Die Tageskerze sei zwar noch bearish, aber das Abwärtsvolumen scheine deutlich abzunehmen. Der Markt könne vor diesem Hintergrund kurz vor einer kurzfristigen Long-Chance stehen, meint Struck.
Von einem Tweezer-Boden spricht man, wenn zwei Lunten im Kurstief auf demselben Niveau enden, das heißt, wenn zwei Handelstage denselben Höchst- oder Tiefstkurs haben. Die durch einen Tweezer-Boden definierte Kurslinie wirkt von da an als Unterstützung.
Bären in der Überzahl
Die Anlegerstimmung hat sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich verschlechtert. Das ergibt zumindest das Ergebnis der aktuellen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren. Das Bärenlager beim DAX hat um 9 Prozent zugelegt, bei den Technologiewerten sind es sogar 11 Prozent. Die Pessimisten am deutschen Aktienmarkt sind damit nun deutlich in der Überzahl.
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© 8. Juli 2009 / Karoline Koch
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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