9. Juli 2009. Alcoa eröffnet die Berichtssaison fürs zweite Quartal 2009. Amgen und Sinopec punkten mit erfolgsversprechenden Aussichten. Davon abgesehen bleibt die Reiserichtung der Börsen unklar.
Als Ruhe vor einem Sturm könnte man das derzeitige Verhalten der Anleger bezeichnen. Investoren warten derzeit ab, wohin die Börsen drehen. Die Quartalssaison beginnt nun wieder. Analysten rechnen mit 30 Prozent Gewinnabschlägen im US-amerikanischen Index S&P 500", sagt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler Bank. Auf der einen Seite sprechen Zahlen, wie die weiter zunehmenden Ausfälle bei Kreditkartenkrediten gegen eine Entspannung der Lage. "Mit einer Ausfallrate von 3,23 Prozent im ersten Quartal wurde der höchste Stand seit 35 Jahren erreicht", fügt Vorhauser an. Andererseits hat das erste Unternehmen im Reigen der Quartalsergebnisse, Alcoa besser als erwartet das zweite Quartal abgeschlossen. "Der Internationale Währungsfonds hat zudem die Wachstumsprognose für 2010 für die Weltwirtschaft von 1,9 auf 2,5 Prozent angehoben. Sollten die Quartalsberichte der Unternehmen in den kommenden Wochen postiv aufgenommen werden, könnte der Boden gefunden sein", meint Vorhauser. Was noch ausstünde und die Anleger zurückhalte, sei der Ausgang des G8 Gipfels in Italien bezüglich weiterer Beschlüsse zur Regulierung des Finanzmarktes. Gute Vorzeichen kämen übrigens auch von der US-Terminbörsenaufsicht CFTC, die den Startschuss für eine strengere Regulierung des Warenterminhandels gegeben habe. Laut einem Analystenbericht der Deka-Bank werde konkret die Begrenzung von spekulativen Futurespositionen speziell im Energiebereich geprüft. Als zweiten wichtigen Baustein kündigt die CFTC an, dass die Behörde die Transparenz an den Rohstoffterminmärkten über wöchentliche Daten zur Handelstätigkeit erhöhen werde. "Das Endergebnis für die Rohstoffmärkte ist jetzt noch nicht absehbar. In jedem Fall wird aber die höhere Datentransparenz zu einem besseren Verständnis über den Einfluss von Spekulation auf die Rohstoffpreisentwicklung beitragen", kommentieren die Deka-Bank-Volkswirte.
Amgen erfolgreich gegen Brustkrebs
Das Biotechnologie-Unternehmen Amgen (WKN 867900) konnte erfolgreich eine Brustkrebs-Studie zu dem Medikament Denosumab abschließen. Es hat sich herausgestellt, dass Denosumab eine höhere Wirksamkeit bei der Behandlung von Knochenmetastasen bei fortgeschrittenem Brustkrebs hat, als das Konkurrenzprodukt Zometa von Novartis. "In der Spitze hat der Kurs von Amgen nach Veröffentlichung der Nachricht um 17 Prozent zugelegt", erzählt Vorhauser. Heute notiert die Aktie noch 13 Prozent über dem Wert vom Dienstag bei 42,59 Euro. Analysten rechnen mit einem Umsatzvolumen von 2,63 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf von Denosumab.
Stürzt das Schweizer Bankgeheimnis durch UBS?
Mit der Aktie der Schweizer Investmentbank UBS (WKN UB0BL6) geht es zügig abwärts im Zusammenhang um die Herausgabe von Kundendaten an die US-Steuerbehörde. Nun hat auch die Schweizer Regierung eingegriffen, um das Schweizer Bankgeheimnis zu schützen: Sie will die UBS daran hindern, die Kundendaten den US-Behörden zur Verfügung zu stellen. "Es geht um 52.000 US-Kunden,, denen die UBS wissentlich bei einer Steuerhinterziehung geholfen haben soll", weiß Vorhauser. Auf dem Gerichtsweg solle nun die Herausgabe erzwungen werden. "Wenn das Gericht nun gegen die UBS entscheidet, wird die Bank massiv Kunden verlieren. Es sind bereits 23 Milliarden Schweizer Franken an Kundengeldern abgeflossen." Seit Mai hat die Aktie rund 25 Prozent verloren von 11,20 auf 8,40 Euro.
China Petro + Chemical
Gute Vorzeichen erhält die chinesische China Petro + Chemical (Sinopec) (WKN A0M4XN). Die chinesische Regierung hat einer Erweiterung des Gemeinschaftsunternehmens YPC mit der deutschen BASF zugestimmt: In einem Volumen von 1,4 Milliarden US-Dollar sollen in Nanjing Anlagen erweitert und neu gebaut werden zur Herstellung von hoch veredelten Spezialchemikalien. "Diese Nachricht wird von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen. China Petro + Chemical konnte sich bisher dem Trend nach unten im Hang Seng-Index widersetzen und gestern um 2,5, heute um 3 Prozent zulegen", sagt Vorhauser. Sinopec notiert heute in Frankfurt bei 0,547 Euro.
Alcoa eröffnet den Saisonreigen
Das Aluminiumunternehmen Alcoa (WKN 850206) eröffnet wie immer die Berichtssaison und hat aufgrund von massiven Kosteneinsparungen besser abgeschnitten als erwartet. "Die Aktie stieg nachbörslich um 6 Prozent", berichtet Roland Stadler von der Baader Bank. Die Umsätze bei Alcoa seien um 2 Prozent gestiegen und es gebe Anzeichen für eine Stabilisierung, wie die Unternehmensleitung gemeldet hätte. Im zweiten Quartal erreichte Alcoa ein Minus von 454 Millionen US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 546 Millionen Dollar Gewinn erzielt.
Geplante Kapitalerhöhung belastet Evraz
Der russische Stahlkonzern Evraz (WKN A0ERKP) hat in den vergangenen Tagen 11 Prozent verloren. "Die Aktie ist massiv belastet, weil das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen wird und eine Wandelanleihe auf den Markt bringt", erklärt Stadler. Insgesamt sollen so 900 Millionen US-Dollar eingesammelt werden.
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© 9. Juli 2009/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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