17. Juli 2009. Der Konjunkturoptimismus steigt wieder und lässt die Aktienmärkte haussieren. Die Renten stehen wieder einmal im Schatten und mussten im Wochenverlauf Kursverluste hinnehmen, heftige Einbrüche bleiben aber aus. Gestern begann der Markt zu drehen. Unternehmensanleihen sind nach wie vor gefragt.
Die gute Stimmung unter den Finanzmarkt-Akteuren hat in der laufenden Woche für Kursverluste an den internationalen Rentenmärkten gesorgt. Aufgrund der bislang erfreulich verlaufenden Quartalsberichtsaison sowie positiver Konjunkturmeldungen setzt sich aktuell wieder die Hoffnung durch, dass das Schlimmste überstanden ist und es bald wieder aufwärts gehen wird. Konjunkturhoffnungen hatten bereits von März bis Mitte Juni die Kurse von Staatsanleihen gedrückt und die Renditen kräftig steigen lassen.
Sorgen um CIT-Pleite
Allerdings kommt es nach wie vor zu Rückschlägen und Umschichtungen in sichere Investments an den Rentenmärkten, wie etwa am gestrigen Donnerstag oder auch heute. Auslöser sind die Befürchtungen um den US-Gewerbefinanzierer CIT. Die US-Zentralbank und das Schatzamt sind offenbar nicht gewillt, dem angeschlagenen Unternehmen weitere Hilfen zukommen zu lassen. Auch einzelne enttäuschende Konjunkturindikatoren, wie der am Donnerstag veröffentlichte Philadelphia Fed Index, der die Stimmung in der Region Philadelphia wiedergibt, stützen immer wieder die Rentenmärkte.
Im Wochenverlauf Kursverluste
Unter dem Strich kam es in dieser Woche aber zu Verlusten. Der Euro Bund-Future bewegte sich in den vergangenen fünf Tagen zwischen 121,05 und 122,47 Punkten, heute zur Mittagszeit notiert das Zinsbarometer bei 121,64 Punkten.
Steigende Renditen erwartet
Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Renditen in den kommenden Monaten weiter anziehen werden. Nach Einschätzung der Commerzbank sollten die anstehenden Daten in der neuen Woche die Hoffnung auf ein Ende der Rezession eher stützen. Da sich auch das technische Bild eingetrübt habe, überwiege zunächst das Risiko eines erneuten Anstiegs der Renditen, so die Rentenanalysten Peter Müller und David Schnautz. Eine Rückkehr zu den Renditehochs vom Juni erwarten die Rentenexperten aber nicht - hierfür sei die Lage generell zu unsicher.
Unternehmensanleihen laufen weiter gut
Unternehmensanleihen werden weiter gut nachgefragt, hier locken nach wie vor die attraktiven Renditen. Auf großes Interesse stießen in dieser Woche laut Rainer Petz von Close Brothers Seydler Bank AG Neuemissionen von Peugeot und Adidas. Die Peugeot-Anleihe (WKN A1AJ7Z) mit einem Kupon von 8,38 Prozent und einer Laufzeit bis 2014 wird Petz zufolge aktuell bei bis zu 105 gehandelt, das entspricht einer Rendite von 7,14 Prozent. Bei gleicher Laufzeit werfe Adidas (WKN A1AJ0S) immerhin noch 4,28 Prozent ab.
Kurzläufer auf der Verkaufsliste
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet von einem mehr oder weniger ausgeglichenen Bild bei den Unternehmensanleihen, Käufe und Verkäufe hielten sich derzeit die Waage. "Kürzere Laufzeiten werden aber eher abgegeben", beobachtet er. Als Beispiele nennt er eine BMW- (WKN A0GFP9) sowie eine Daimler-Anleihe (A0GHZX), beide laufen noch bis 2010. Ob hinter diesen Verkäufen Gewinnmitnahmen, Umschichtungen in längere Laufzeiten oder in Aktien stecken, lässt er offen.
Mittlere Laufzeiten und Inflationsanleihen begehrt
Arthur Brunner von ICF Kursmakler zufolge interessieren sich Privatanleger im Moment weiter vor allem für Unternehmensanleihen im mittleren Laufzeitbereich. Stark gefragt sei eine Anleihe der Deutschen Lufthansa (WKN A0Z15N) mit Fälligkeit im Juli 2016. Das Papier hat einen Kupon von 6,5 Prozent. Bei einem Kurs von 105,23 beträgt die Rendite 5,57 Prozent. Überraschend gut behauptet habe sich auch Thyssen Krupp (WKN A0T61K), obwohl die Anleihegläubigerin einen Vorsteuerverlust von über 1,5 Mrd. Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr zu vermelden hatte, so Brunner. Aktuell notiere das Papier bei 103,5 Prozent, was einer Rendite von 5,63 Prozent entspricht.
Inflationsschutz gesucht
Daneben finden inflationsindexierte Anleihen weiter ihre Anhänger, wie Brunner berichtet. Der Handel mit Schwellenländer-Anleihen verläuft Rainer Petz zufolge derzeit eher ruhig.
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© 17. Juli 2009/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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