
Seine Bedeutung verdankt Wulff zwei Umständen: erstens dem gescheiterten Versuch, das VW-Gesetz zu Fall zu bringen, und zweitens seiner Rolle als Steigbügelhalter Ferdinand Piëchs. Wulff, der einst in einem erbitterten und wie jetzt über die Medien geführten Machtkampf gegen den VW-Aufsichtsratsvorsitzenden unterlag, erfüllt nun für Piëch die Funktion des "nützlichen Idioten". Denn mit dem von Piëch und VW verfolgten und von Wulff unterstützten Fahrplan zum integrierten Automobilkonzern wird es möglich, dass die Familien Porsche und Piëch ohne Investition auch nur eines einzigen Cent die Stimmenmehrheit am VW-Konzern einschließlich Porsche erhalten. Es ist zu erwarten, dass nach der Eingliederung Porsches in VW Piëch die Maske des niedersächsischen Patrioten wieder absetzt und die erstbeste Gelegenheit nutzt, das VW-Gesetz doch noch zu kippen und Wulff an den Katzentisch zu verweisen. Schließlich war Piëch an Porsches ursprünglichem Plan zur Eroberung Volkswagens nicht unbeteiligt.
Anders als bei der von Porsche-Chef Wiedeking zuletzt geplanten Variante, die eine Kapitalerhöhung bei Porsche und damit einen finanziellen Beitrag der Familienaktionäre vorsah, fließen nach dem Piëch-Modell viele Milliarden aus der VW-Kasse an die Porsche Holding, deren Stammaktionäre die Familien Porsche und Piëch sind. Damit funktioniert der Deal nach demselben Prinzip wie der ursprüngliche Wiedeking-Plan: VW bezahlt seine eigene Übernahme selbst. Ob dabei Katar zunächst auch bei Porsche einsteigt oder gleich direkt bei VW, spielt am Ende keine Rolle.
Wenn es noch eines Belegs bedurfte, wie überfällig die Abschaffung des VW-Gesetzes ist, dann hat ihn das Agieren des niedersächsischen Ministerpräsidenten erbracht. Nicht das bessere unternehmerische Konzept setzt sich durch, sondern politisches Taktieren.
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