DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zu US-Banken / Staatshilfe - vorab 24.7.2009
Zu früh gezahlt Aus den Erfahrungen der USA bei der Bankenrettung lässt sich einiges Lernen. Erstens hat sich gezeigt, dass die Strategie der US-Regierung, den Banken Eigenkapital aufzuzwingen, richtig war. Die Geldspritzen haben die meisten Institute stabilisiert. Sie haben sich für den Staat aber auch finanziell gelohnt: Am Donnerstag zahlte die Investmentbank Goldman Sachs den letzten Teil der öffentlichen Hilfen zurück - 1,1 Mrd. $ für Aktienoptionen. Für die insgesamt 11,1 Mrd. $ Staatshilfe überwies die Bank der Regierung nach eigenen Angaben 318 Mio. $ Dividenden innerhalb von acht Monaten - das entspricht einer satten Jahresrendite von 23 Prozent. Und auch bei anderen Instituten haben die US-Regierung an der Teilverstaatlichung gut verdient. Zahlen wie diese widerlegen auch die Bundesregierung, die sich aus Furcht vor Verlusten und dem Zorn der Wähler nicht getraut hatte, die Banken flächendeckend mit Eigenkapital zu versorgen. Dabei hätte sie sich mit einer solchen Strategie einige Probleme erspart: Die deutschen Banken hätten jetzt mehr Spielraum, Kredite zu vergeben, und würden die Erholung wohl nicht so stark gefährden. Doch es gibt noch eine zweite Lektion aus den USA. So richtig die Kapitalspritzen waren, sie hätten mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen werden müssen. Das zeigt sich nun, wo die meisten großen Institute die erhaltenen Hilfen zurückgezahlt haben und wieder groß auftrumpfen. Von Demut und neuen Finanzregeln ist keine Rede mehr. Im Gegenteil: Die Banken wollen wieder so weitermachen wie vor der Krise. Diese Entwicklung ist bedenklich. Sie legt die Grundlagen für künftige Krisen - zumal viele Banken deutlich gesünder scheinen als sie eigentlich sind. Ein Großteil ihrer Gewinne kommt aus dem Geschäft mit der Krise. Gleichzeitig profitieren sie weiter von den Hilfen der Notenbanken. Es drohen also Rückfälle. Nicht nur in alte Verhaltensmuster, sondern auch in eine längst überwunden geglaubte Phase der Finanzkrise.
(END) Dow Jones Newswires
July 23, 2009 13:41 ET (17:41 GMT)