12. August 2009. Die Umsätze am Zertifikatemarkt sind aktuell eher mau, dominiert wird der Handel von spekulativen Investoren, der "klassische Anleger" fehlt nach Ansicht vieler Börsianer immer noch. Besonders begehrt sind die Discount-Zertifikate, doch auch Hebelprodukte und Bonuspapiere erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Die Umsatzdynamik am Zertifikatemarkt ist nach Einschätzung so mancher Marktteilnehmer geringer, als es angesichts der stabilen Börsen zu erwarten wäre. "Die Anleger üben sich in kritischer Zurückhaltung", meint etwa Frank Marsollek von der Baader Bank. Auch Sven Titze von ICF Kursmakler berichtet von einem insgesamt ruhigen Handel, zum einen bedingt durch die Urlaubszeit, zum anderen aber durch eine vielfach verbreitete Abwartehaltung. Nach den stattlichen Börsengewinnen der vergangenen Wochen wollen viele offenbar jetzt nichts mehr riskieren.
Rabattpapiere bleiben en vogue
Unter Anlegern beliebt sind derzeit vor allem Discount-Zertifikate auf DAX und DJ Euro Stoxx 50. Hier werden nach Beobachtung der Baader Bank große Positionen gekauft. Hintergrund ist das weiterhin vorhandene Bedürfnis nach Sicherheit. "Discount-Produkte habe sich nach der Krise superfest etabliert", beschreibt Gregoire Toublanc von der BNP Paribas den Trend. Die Papiere werden zu einem Abschlag erworben und bieten dadurch einen Risikopuffer - aber auch begrenzte Gewinnchancen. Sie gelten als ideal für konservative Anleger. Bei Discount-Zertifikaten auf den DAX liegen die Caps laut BNP Paribas im Moment meist zwischen 4.500 und 5.200 Punkten.
Besonders umsatzstark im Handel mit Zertifikaten an der Deutschen Börse waren in den vergangenen vier Wochen allerdings ein Index-Tracker auf den DAX® (WKN 709335), ein Ölpreis-Tracker (DB3DNA) sowie ein Expresszertifikat auf den DJ Euro Stoxx (DR5B4B).
Bonus-Zertifikate begehrter
Toublanc beobachtet darüber hinaus ein wachsendes Interesse an Bonus-Zertifikaten. Deren Marktanteil ist nach seinen Berechnungen im Vergleich zum ersten Quartal um 65 Prozent gestiegen. "Die Leute trauen sich wieder, Positionen einzugehen", meint er. Bonus-Zertifikate verfügen über einen Risikopuffer für Kursverluste des Basiswertes; oberhalb ihrer Risikoschwelle garantieren sie einen Mindestgewinn durch den Bonusbetrag.
Interesse an Hebelprodukten wächst
Ebenfalls gut weg gehen im Moment die Hebelprodukte. Nach Einschätzung der Baader Bank wollen Anleger wenig Kapital investieren und dennoch am Kursaufschwung partizipieren. ICF Kursmakler berichtet von einer regen Nachfrage nach Knock-out-Zertifikaten, etwa dem X-Turbo auf den DAX der HSBC Trinkaus & Burkhardt (WKN TB28WY). Mit solchen Zertifikaten wird eine Hebelwirkung erreicht, die das Papier in beide Richtungen schneller bewegt. Werden Knock-out-Schwellen überschritten, kann der Einsatz aber komplett verloren gehen.
Markt nach wie vor Tradern dominiert
Für Knock-out-Papier interessieren sich besonders spekulativ orientierte Anleger, laut Titze sind darunter im Moment viele, die intraday handeln, d.h. innerhalb eines Tages kaufen und verkaufen. Überhaupt wird der Markt weiterhin von Tradern dominiert. "Der klassische Anleger fehlt", berichtet Toublanc. Dementsprechend sei der Zeithorizont auch eher kurz.
Einzelne Unternehmen wieder im Fokus
ToublancToublanc macht außerdem ein Trend hin zu selektiven Anlagen aus, d.h. es wird wieder mehr auf einzelne Unternehmen gesetzt. Als Beispiel nennt er einen Optionsschein auf die Deutsche Bank-Aktie (WKN BN3GQN). Allerdings würden dabei die Bluechips bevorzugt, an kleinere und mittlere Adressen wage sich noch kaum jemand. "Ausnahme sind hier Adressen aus der Solarbranche", erläutert Toublanc. Auch Währungszertifikate sind nach Einschätzung des Experten wieder gefragter, vor allem auf das Euro-Dollar-Verhältnis.
Gewinnmitnahmen bei Ölpreistrackern
Bei den Rohstoffzertifikaten, etwa auf Öl oder Edelmetalle, gibt es nach Einschätzung der Marktteilnehmer im Moment keine großen Ausschläge. In diesem Bereich entschieden sich die Anleger im Moment eher für ETFs, meint Marsollek von der Baader Bank. Allerdings bleiben die Umsätze, etwa bei Ölpreistrackern, durchaus hoch, oft werden aber Gewinne glattgestellt: "Nach dem deutlichen Ölpreisanstieg schließen viele jetzt ihre Positionen", erklärt Titze von ICF Kursmakler. Zwar hat der Ölpreis zuletzt nachgegeben und notiert aktuell bei knapp 72 US-Dollar für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent Crude, zum Jahreswechsel waren es allerdings noch unter 40 US-Dollar gewesen - ein ziemlich beeindruckendes Plus von 80 Prozent.
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© 13. August 2009/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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