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Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Optische Täuschung bei der Konjunktur

DJ Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Optische Täuschung bei der Konjunktur

14. August 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Zahlen für die 
gesamt-wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Quartal sind mit großer 
Erleichterung aufgenommen worden. In einigen Staaten (unter anderen 
Deutschland, Frankreich) ist die Rezession zu Ende. Die Wirtschaft wächst 
wieder. In anderen Ländern (unter anderen USA, Italien, Österreich, auch die 
Eurozone insgesamt) hat sich das Tempo des Abschwungs deutlich verlangsamt. 
Das ist erfreulich. Andererseits muss man bei der Interpretation vorsichtig 
sein. Was wir im Augenblick sehen, ist noch kein Aufschwung, auch nicht der 
Beginn, sondern eine Lagebeschreibung. Wer mehr darin sieht, unterliegt 
einer optischen Täuschung. Vor allem ist dies noch kein Grund, die Prognosen 
für die weitere Entwicklung anzuheben, wie das im Augenblick geschieht. Dazu 
muss mehr geschehen. 
 
Um das zu verstehen, ist es vielleicht ganz hilfreich, sich die Mechanismen 
(und die dahinter liegenden volkwirtschaftlichen Annahmen) eines 
Konjunkturaufschwungs etwas näher anzuschauen. Nach dem Lehrbuch geht eine 
Rezession dann zu Ende, wenn die Unternehmen erkennen, dass sie die 
Nachfrage zu schwach eingeschätzt haben. Sie stocken dann ihre Läger auf. 
Das schafft Nachfrage bei ihren Vorlieferanten und führt dort zu 
zusätzlicher Produktion, Beschäftigung und Einkommen. Wenn die Einkommen der 
neuen Beschäftigten ausgegeben werden, entsteht erneut Nachfrage (diesmal 
beim Konsum). So entwickelt sich dann eine kumulative Bewegung nach oben. 
Auf die Rezession folgt der Aufschwung. 
 
Diesmal ist es aber ganz anders. Es sind nicht die Unternehmen, die 
erkennen, dass sie die Lage zu pessimistisch eingeschätzt haben. Es ist der 
Staat, der ein zu starkes Absacken der Nachfrage verhindert. Er nahm dafür 
neue Schulden auf und gab sie in Form von eigenen Aufträgen oder Zuschüssen 
für private Ausgaben (z. B. die Abwrackprämie) aus. Auf diese Weise soll 
zusätzliche Nachfrage auf den Märkten geschaffen und in der Wirtschaft ein 
Multiplikatoreffekt ausgelöst werden. 
 
Der Multiplikator funktioniert dabei in drei Stufen. Die erste ist sehr 
einfach und unproblematisch. Die zusätzlichen Ausgaben des Staates führen in 
gleicher Höhe zu neuen Aufträgen bei den Unternehmen. Wenn der Staat EUR 100 
Mio. mehr ausgibt, dann entsteht in diesem Ausmaß mehr Nachfrage und damit 
auch mehr Sozialprodukt. Das hat nichts mit Aufschwung zu tun. Es ist 
einfach nur Politik. In dieser Phase befinden wir uns derzeit. 
 
Die zweite Stufe bringt uns schon näher an einen Aufschwung. Nach der 
Theorie müssten die zusätzlichen Ausgaben des Staates bei den Unternehmen 
dazu führen, dass sie neue Leute einstellen, ihnen Einkommen bezahlen und 
dass daraus dann zusätzlicher Konsum getätigt wird. Das funktioniert aber 
nicht automatisch. Wenn die Unternehmen die zusätzliche Nachfrage des 
Staates nämlich nicht als dauerhaft ansehen (was sie in der Tat ja nicht 
ist), werden sie allenfalls Überstunden fahren oder Leiharbeiter anheuern, 
aber nicht neue Jobs schaffen. Tatsächlich erwartet im Augenblick niemand, 
dass die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung steigt. Es wird im Gegenteil 
mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit gerechnet. Hinzu kommt, dass es in 
einer solchen Situation auch unsicher ist, ob die Einkommen, die zum 
Beispiel durch Überstunden entstehen, wirklich für mehr Konsum verwendet 
werden. Wenn die Menschen nicht erwarten, dass die Krise vorbei ist, werden 
sie vernünftigerweise zusätzliches Geld eher sparen, es jedenfalls nicht 
ausgeben. 
 
Das ist der eine Schwachpunkt. Bisher ist nicht erkennbar, ob der Staat mit 
seinen zusätzlichen Ausgaben wirklich einen kumulativen Prozess in der 
Wirtschaft und beim privaten Konsum auslöst. 
 
Noch schwieriger und unsicherer wird es in der dritten Stufe des 
Multiplikators. Hier spricht man vom sogenannten Akzelerator. Gemeint ist, 
dass die Unternehmen auf die vom Staat ausgelöste Nachfrage dadurch 
reagieren, dass sie nicht nur Leute einstellen, sondern auch neue Maschinen 
und Ausrüstungen kaufen und damit ihre Kapazitäten erweitern. 
 
Diese Investitionsnachfrage löst dann wiederum mehr Beschäftigung, neue 
Einkommen und neuen Konsum aus. Damit kommt die konjunkturelle Dynamik 
endgültig in Schwung. Sie wird nachhaltig. Wenn die Unternehmen allerdings 
der Meinung sind, dass die staatlichen Aufträge nur vorübergehend sind, und 
wenn Bankkredite knapp sind, werden sie mit Investitionen zurückhaltend 
sein. Der Akzelerator wirkt nicht. 
 
Das ist nicht nur graue Theorie Es hat schon manches Deficit Spending 
gegeben, das sich aus den geschilderten Gründen als Strohfeuer entpuppte und 
schnell wieder erloschen ist. Ein Beispiel ist die Entwicklung der 
Konjunktur in den USA. Im zweiten Quartal vorigen Jahres hatte die Regierung 
die Nachfrage durch eine Steuersenkung angeheizt, um einen weiteren 
Abschwung zu verhindern. Sie war damit auch erfolgreich. Das reale 
Bruttoinlandsprodukt stieg wieder an. Das Deficit Spending setzte jedoch 
keinen kumulativen Aufschwung in Gang. Die Folge war, dass das Wachstum im 
dritten Quartal schon wieder zu Ende war und die Wirtschaftsleistung wieder 
zurückging. Auch in Japan gelang es dem Staat in den neunziger Jahren nicht, 
durch Deficit Spending einen Aufschwung auszulösen. Es kam einfach nicht zu 
den Stufen zwei und drei des Multiplikators. 
 
Mit dieser Analyse möchte ich nicht Pessimismus verbreiten. Ich möchte nur 
auf die Risiken hinweisen. Es kann sein, dass die staatlichen Maßnahmen 
tatsächlich einen kumulativen Prozess nach oben auslösen, die Krise vorbei 
ist und der Staat dann wieder beginnen kann, sein Defizit zurückzuführen 
(was per se dann wieder restriktiv wirkt). Dafür spricht, dass die 
staatlichen Programme sehr groß sind und dass sie beinahe weltweit gefahren 
werden. Damit kommen die Impulse auch über den Export bei den Unternehmen an 
(und sind daher nicht mehr so leicht als Folge staatlicher Maßnahmen zu 
identifizieren). Sicher ist das aber beileibe nicht. Ich wäre nicht 
überrascht, wenn es bei dem Prozess einigermaßen holprig und mit 
Rückschlägen zuginge. 
 
Für den Anleger 
 
 
Freuen wir uns über die Euphorie, mit der die Märkte die Verbesserungen in 
den Unternehmen und in der Gesamtwirtschaft aufnehmen. Es ist ein gutes 
Zeichen, dass der Funke des Optimismus überspringt und es tatsächlich wieder 
nach oben geht. Seien wir andererseits aber vorsichtig. Es ist höchst 
unwahrscheinlich, dass das in diesem Maße so weitergeht. Die Märkte sind 
nicht nur technisch "überkauft". Sie werden auch bald die ersten Rückschläge 
in der Konjunktur antizipieren und verdauen müssen. 
 
© 14. August 2009/Martin Hüfner 
 
Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon Asset Management S.A. 
Er war viele Jahre Chefvolkswirt beziehungsweise Senior Economist bei der 
HypoVereinsbank und der Deutschen Bank. In Brüssel leitete er den 
renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der 
Europäischen Bankenvereinigung. Hüfner schreibt für große internationale 
Zeitungen wie die Neue Züricher Zeitung oder die Schweizer Finanz und 
Wirtschaft sowie für große Zeitungen in Deutschland. Er ist Autor mehrerer 
Bücher, u. a. "Europa - Die Macht von Morgen" und "Comeback für 
Deutschland". 
 
Disclaimer 
Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von 
boerse-frankfurt.de bereitgestellt. Die hierin enthaltenen Angaben und 
Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der hierin 
enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung 
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(END) Dow Jones Newswires

August 14, 2009 10:00 ET (14:00 GMT)

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© 2009 Dow Jones News
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