DJ Börse Frankfurt/Peeters: "Ein gutes Jahr, doch für wen?"
20. August 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kaum zu glauben, aber wahr: 2009 scheint ein "gutes" Börsenjahr zu werden. Dies wird gemeinhin so definiert, als dass der Aktienmarkt am Ende des Jahres höher steht als zu Jahresbeginn. Kurzum die Kurse gestiegen sind, respektive sich die Aktien verteuert haben. Losgelöst von der Frage, ob die Wertpapiere denn nun mal tatsächlich mehr wert sind oder sich nur der Preis verändert hat. Dass eine Preissteigerung eine gute Sache für diejenigen ist, die diese Aktien besitzen, steht ja außer Frage, schließlich steigt mit höheren Preisen die Möglichkeit, die Papiere mit Gewinn zu verkaufen, was wiederum zu einem mitunter erklecklichen Spekulationsgewinn führen kann. Doch wie sieht es mit all denen aus, die nicht im Aktienmarkt investiert sind? Sie sind, positiv formuliert, der Veränderung gegenüber neutral eingestellt. Oder sie betrachten sie sogar negativ mit Argwohn. Schließlich sind Neid oder Enttäuschung keine netten, aber auch keine selten anzutreffenden Gemütslagen. Darüberhinaus haben alle, die die Chancen verpasst haben, auch einen ganz objektiven Grund zum Argwohn, schließlich können ja in Zukunft Käufe von Aktien geplant gewesen sein. Diese wiederum werden nun teurer. Wer freut sich denn schon über steigende Preise von den Gütern, die er noch kaufen will? Wenn aber ein "gutes Börsenjahr" nur für diejenigen gut ist, die auch an diesem Aufschwung teilhaben und diese Gruppe nach allen vorliegenden Statistiken doch unter den Anlegern und erst recht unter der breiten Bevölkerung nur einen kleinen Teil ausmacht, dann ist es nur richtig anzunehmen, dass es für die Meisten eben keinen Grund zu jubeln gibt . Und siehe da, wenn Sie eruieren, von wie vielen euphorischen Kommentaren der jüngste Aufschwung begleitet wird, dann fällt die Anzahl der öffentlichen Jubler und "Sich-selbst-auf-die.-Schulter-Klopfer" genau genommen - surprise, surprise - ausgesprochen gering aus. Ganz im Gegenteil: Die Rallye wird, von zahllosen ausgesprochen kritischen und negativen Ausführungen begleitet. Es ist eine ausgesprochen müßige Aufgabe zu eruieren, ob der negative Grundton auf Grund von (durchaus angemessener) fundamentaler Skepsis oder von Missmut über die eigene Zurückhaltung (sei es im Handel auf eigene Rechnung oder in Diensten Dritter, etwa als Anlageberater oder Vermögensverwalter) zurückzuführen ist. Am wohl wahrscheinlichsten ist eine Mischung aus Beidem. Klar aber ist, dass in den vergangenen Monaten eindeutig die alte Regel bestätigt wurde, ein hoher Anteil von Skeptikern sei ein idealer Nährboden für einen Aufschwung auf dem Parkett. In diesem Sinne sollten Anleger (also zumindest diejenigen mit einem vertretbaren Aktienexposure) hoffen, dass die Zuversicht an den Märkten eher langsam denn schnell zunimmt. © 20. August 2009/Roger Peeters *Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der "Platow Börse" und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt. Disclaimer Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von boerse-frankfurt.de bereitgestellt. Die hierin enthaltenen Angaben und Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der hierin enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung von Angeboten zum Kauf eines Wertpapiers.
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August 20, 2009 11:00 ET (15:00 GMT)