Frankfurt (BoerseGo.de) - Die globalen Aktienbörsen setzten heute den im März begonnen Bullenmarkt fort - und zwar wieder mit respektablen Zuwächsen. Der Grund: Es gibt immer mehr Nachrichten, die die These von einer v-förmigen Erholung der Weltwirtschaft stützen und damit die Rallye fundamental untermauern.
Bereits gestern zeigte der US-Frühindikator Philadelphia Fed-Index, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt zügig aus der Rezession herausarbeitet. Heute früh schloss die hochspekulative Börse in Shanghai wieder im Plus und reduzierte ihren Wochenverlust auf homöopathische 2,8 Prozent. Das beruhigte fürs erste die Spekulationen über die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums in China, dem neuen Hoffnungsträger der Weltwirtschaft.
Frischer Schwung im Euroland
Für frischen Schub sorgten in den Vormittagsstunden weitere Signale des Aufschwungs, diesmal auch aus Europa. Eine ganze Reihe von Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und den Nachbarländern vollzog überraschende Sprünge und belegt damit, dass es auch hierzulande vorangeht. Internationale Beachtung fand Index für die deutschen Dienstleistungen, der im August von 48,1 auf 54,1 sprang. Werte über der Marke 50 bedeuten Wachstum.Auch ein Industrie-Index in Frankreich erreichte die Wachstumszone. Beide Frühindikatoren indizieren, dass die Wirtschaft in Europa wieder Fahrt aufnimmt.
Für noch mehr Schwung sorgte dann am Nachmittag die Wall Street, die den Rallye-Faden ebenfalls wieder aufnahm (nachfolgender Wall Street Bericht). Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 2,86 Prozent auf 5.462 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche gab es ein Plus von 2,6 Prozent, trotz der Delle vom Wochenstart. Zum Wochenbeginn hatte noch der damalige Kursrutsch an der Spekulationsbörse Shanghai für Irritationen gesorgt. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht ein Niveau von 5.454 Punkten.
Tagessieger wurde der Stromversorger E.ON, der Branchenkollege RWE schaffte den dritten Platz. Der Konjunkturaufschwung sollte auch die Nachfrage nach Elektrizität ankurbeln.
Die Papiere von Volkswagen schlugen wieder mal einen Haken. Nach dem Kursrutsch der Vortag waren die Wolfsburger mit plus 4,7 Prozent der 2. Tagessieger. Die Aktie bleibt eben ein Spielball der Spekulation. Verlierer gab es heute keine.
Wall Street: Es geht mächtig voran
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street, die heute - wegen der guten Vorgaben aus Shanghai, Deutschland und Frankreich - bereits gut gelaunt gestartet war, bekam kurz nach Börsenbeginn zusätzlichen Schub. Der kam vom US-Immobilienmarkt. Die Zahl der verkauften bereits bestehenden Eigenheime stieg im Juli im vierten Monat in Folge und erreichte das höchste Niveau seit rund zwei Jahren. Die Zuwachsrate von 7,2 Prozent (gegenüber dem Vormonat) war die höchste Wachstumsrate in diesem Bereich seit diese Verkäufe erfasst werden (also seit 1999). Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Zuwachs um 5 Prozent.
Da die Krise des Immobilienmarktes die Rezession verschärft hatte, sollte dessen Wachstum jetzt die Konjunktur in den USA vorantreiben.
Für gute Stimmung sorgte auch Ben Bernanke. Der Notenbankchef sagte in einer Konferenz-Rede (Jahrestagung der Fed) zwar das Offensichtliche, nämlich, dass die Aussichten für eine Erholung der globalen Wirtschaft gut stehen, man hört so etwas aber immer wieder gerne.
Außerdem verlängerte sich die ohnehin schone lange Reihe von Unternehmen, deren Quartalszahlen die Erwartungen der Wall Street schlugen, dazu zählte der Software-Spezialist Salesforce.com. der Genussmittelhersteller Schmuckers und
die Fashionhändler Gap, Aeropostale und Zumiez, die sich erfolgreich der Konsumflaute widersetzten.
Die Beobachtungsfirma Schaeffer`s Investment Research hat etwas Überraschendes ermittelt: Trotz - oder vielleicht auch wegen - der Rallye sind die großen Spekulanten im S&P „netto-short“, das heißt die Leerverkäufe überwiegen, das Gros der Groß-Spekulanten (Hedgefonds und andere Groß-Marktteilnehmer) wettet immer noch dagegen. Was passiert, wenn die Groß-Spekulanten auf den fundamentalen Druck (Erholung der Weltwirtschaft) endlich reagieren und von short auf long wechseln, also kaufen?
Der Dow Jones Industrial Average stieg 1,67 Prozent auf 9.505 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 kletterte 1,86 Prozent auf 1.026 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 1,59 Prozent auf 2.020 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 2 Prozent
S&P 500 plus 2,2 Prozent
Nasdaq plus 1,8 Prozent
Dow Jones Average: Klingelnde Kassen?
Tops:
Der Top des Dow war Caterpillar mit plus 3,96 Prozent auf 47,30 Dollar. Der Baumaschienriese wurde von den guten Eigenheimverkäufen angeregt.
Merck stieg 3,89 Prozent auf 32,56 Dollar. Der Pharmakonzern profitierte wohl davon, dass die zuständige US-Gesundheitsbehörde ein Krebspräparat des Pillenhersteller genehmigte
Walt Disney gewann 3,48 Prozent auf 26,79 Dollar. Der Konjunkturaufschwung dürfte auch die Kassen seiner Freizeitparks klingeln lassen und die Werbeeinnahmen seiner TV-Kanäle wieder zu sprudeln bringen.
Flops:
Es gab nur einen Verlierer: Wal-Mart. Mit einem minus von 0,7 Prozent auf 51,36 Dollar ging es aber glimpflich ab. Die Aktie hatte im vergangenen Jahr den S&P 500 noch gewaltig outperformed (wegen stetiger Geschäfte trotz Rezession) und wird anscheinend in riskantere Papiere getauscht. Daher hat der Discount-Riese die Rallye seit März verpasst - und so auch heute.
S&P 500: Marmelade und Erdnussbutter
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR avancierte 1,96 Prozent. Die Entspannung am Immobilienmarkt senkt die Risiken der Kredite
Die abnehmende „Kreditangst“ trieb den Kurs der Citigroup um 4,9 Prozent auf 4,70 Dollar. Im März war das Papier zeitweise für unter 1 Dollar zu haben.
Die überraschend guten Immobiliendaten beflügelten natürlich die Kurse der Eigenheimbauer.
Pulte Homes gewann 2,3 Prozent auf 12,67 Dollar.
DR Horton kletterte 3,4 Prozent auf 12,66 Dollar
Lennar stieg 3,2 Prozent auf 14,52 Dollar.
Die heutige Rallye war anscheinend aber auch den Fashionhändlern zu verdanken. Jedenfalls haussierten einige Papiere aus der Branche, weil die Unternehmen bessere Quartalszahlen ablieferten als erwartet.
Zumiez sprang 14 Prozent auf 14,00 Dollar. Der an der Nasdaq gehandelte Bekleidungshändler meldete gestern Abend weniger Verlust als befürchtet (7 Cents je Aktie statt 13 Cents). Außerdem berichtete der Dienstleister, dass sich Verkäufe verbessern.
BMO Capital Markets hob heute die Aktie von „Underperform“ auf „Market Perform“ mit Kursziel 11 Dollar.
Jefferies & Co bleibt zwar bei „Halten“, verbesserte das Kursziel aber von 11 auf 12 Dollar.
Wedbush Morgan hält am Urteil „Underperform“ fest, korrigierte aber sein Kursziel von 7 Dollar auf 9 Dollar.
Aeropostale hüpfte 10,2 Prozent auf 39,55 Dollar. Der New Yorker Bekleidungshändler für Jugendliche meldete gestern Abend einen Gewinnanstieg und überraschend kräftiges Umsatzwachstum. Die Analysten applaudieren und zeigen sich beeindruckt, vom starken Start der Herbstverkaufssaison (back-to-school season).
Der Broker Stifel Nicolaus wertete den Teenie-Bekleider von „Halten“ auf „Kaufen“ auf mit Kursziel 44 Dollar.
Caris & Company verbesserte sein Urteil von „Überdurchschnittlich“ (Above Average) auf „Kaufen“.
Der Broker Wedbush Morgan bekräftigte „Outperform“ und verbesserte das Kursziel von 48 Dollar auf 49 Dollar.
FBR Capital bleibt bei „Market Perform“, änderte aber das Kursziel von 38 Dollar auf 39 Dollar.
Gap gewann 3,3 Prozent auf 19,48 Dollar. Der Fashionhändler meldete gestern Abend mehr Gewinn als erwartet. Heute gab es den Applaus der Analysten. Der Broker Jefferies & Co bekräftigte seine Kaufempfehlung und verbesserte sein Kursziel von 21 Dollar auf 22 Dollar. Die Kollegen von KeyBanc Capital Markets werteten die Ladenkette von „Halten“ auf „Kaufen auf mit Kursziel 24 Dollar. FBR Capital beförderte die Aktie von „Market Perform“ auf „Outperform“ und schraubte das Kursziel von 18 Dollar auf 24 Dollar.
Der Broker Stifel Nicolaus lobte zwr die schlanke Lagerhaltung, die die Gewinnmarge verbesserte, warnte aber, dass der konjunkturelle Gegenwind noch anhält.
Der Konjunkturaufschwung verschafft auch den kriselnden Airlines Auftrieb (mehr Geschäftsreisen und Touristen):
Continental Airlines stieg 8,4 Prozent auf 13,05 Dollar.
JM Schmuckers legte 4,3 Prozent auf 54,10 Dollar zu. Der Produzent von Marmelade, Kaffee, Erdnussbutter und andere Leckereien, schloss sich heute der Legion von Unternehmen an, deren Quartalszahlen besser als erwartet ausfielen. Der Naschwarenproduzent verdiente je Aktie 92 Cents. Das lag laut Bloomberg um 15 Prozent über der Konsenserwartung der Analysten.
Tiffany & Co verteuerte 4,3 Prozent auf 32,10 Dollar. Der Broker Oppenheimer startete die Beobachtung mit „Outperform“ und Kursziel 38 Dollar.
Interpublic gewann 6,1 Prozent auf 6,47 Dollar. Die drittgrößte Werbeagentur der Welt profitierte wohl noch von einem bereits gestern publizierten Analystenurteil. Die Deutsche Bank hatte den Marketing-Dienstleister von „Halten“ auf „Kaufen“ aufgewertet mit Kursziel 7 Dollar. Die Frankfurter rechnen damit, dass der Anzeigenkonzern seine Gewinnmargen im Laufe des Jahres verbessert, weil sich die Gesamtwirtschaft wieder erholt. Die heutigen sehr starken Konjunkturdaten scheinen diese Meinung zu unterstützen.
RadioShack gewann 3,97 Prozent auf 15,19 Dollar. Der kriselnden Elektronik-Discounter stockte heute sein Aktienrückkaufsprogramm um 200 Millionen Dollar auf. Damit kommt das Programm auf ein Volumen von 290 Dollar.
Nasdaq: Überrumpelte Analysten
Salesforce.com explodierte 16,2 Prozent auf 53,67 Dollar. Das Technologieunternehmen, dessen Software Kundenbeziehungen über das Internet verwaltet, meldete gestern Abend mehr Gewinn & Umsatz als erwartet und hob auch noch seinen Umsatzausblick über die Erwartungen an. Die dreifache Überraschung wurde natürlich heute an der Wall Street gefeiert.
Einige Analysten waren von den guten Zahlen anscheinend überrumpelt. Jedenfalls gab es drastische positive Korrekturen bei einigen Kurszielen.
Piper Jaffray wertete den Software-Titel von „Neutral“ auf „Übergewichten“ auf und schubste das Kursziel von 47 Dollar auf 65 Dollar. Dennoch bleibt eine weite Spanne zwischen „bärischen“ und „bullishen“ Kurszielen.
FBR Capital korrigierte sein Urteil von „Underperform“ auf „Market Perform“ und das Kursziel von 30 Dollar auf 45 Dollar. RBC Capital Markets bleibt bei „Outperform“ und katapultierte das Kursziel von 45 Dollar auf 60 Dollar.
Caris & Company bleibt bei „Average“ (etwa: „Neutral“), verbesserte aber das Kursziel von 37 Dollar auf 47 Dollar.
Jefferies & Co hält an „Halten“ fest, schraubte aber das Kursziel von 33 Dollar auf 55 Dollar.
Kaufman Brothers bleibt bei „Kaufen“, das Kursziel ging von 50 Dollar auf 52 Dollar.
Die Credit Suisse bleibt „Neutral“, das Kursziel ging von 35 Dollar auf 40 Dollar.
Die Deutsche Bank passte das Kursziel von 62 Dollar auf 65 Dollar an.
Apple kletterte 1,7 Prozent auf 169,22 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 2,5 Prozent auf 77,32 Dollar.
Palm bröckelte 0,7 Prozent auf 13,41 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, avancierte 1,7 Prozent auf 301 Punkte.
Microsoft gewann 3,1 Prozent auf 24,41 Dollar.
Intuit rutschte dagegen 7,2 Prozent auf 28,62 Dollar. Der Spezialist für Finanz-Software gab gestern Abend einen schwachen Ausblick ab. Dafür wird der Software-Titel heute abgestraft.
Die Credit Suisse wertete die Kalifornier von „Outperform“ auf „Neutral“ ab und kürzte das Kursziel von 33 Dollar auf 30 Dollar.
Der Broker Jefferies & Co. bleibt bei „Halten“ und senkte sein Kursziel von 32 Dollar auf 28 Dollar.
Brocade Communications verlor 4,8 Prozent auf 7,66 Dollar. Der Datenspeicher-Spezialist meldet je Aktie einen Gewinn von 12 Cents. Das ist um 1 Cent besser als der von First Call ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte. Die Umsätze stiegen gegenüber Vorjahr 63,5 % auf 493,3 Millionen Dollar (Konsens: 503,67 Millionen Dollar).
Internet: Entwarnung aus Shanghai
Amazon.com avancierte 1,1 Prozent auf 85,00 Dollar.
Der Rivale Ebay gewann 3,2 Prozent auf 22,08 Dollar.
Die Online-Videothek Netflix verbesserte sich 0,3 Prozent auf 45,10 Dollar. Morgan Stanley begann mit „Übergewichten“ und Kursziel 56 Dollar.
Google stieg 1 Prozent auf 465,24 Dollar.
Yahoo verbesserte sich anämische 0,14 Prozent auf 14,79 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, gewann 1,7 Prozent auf 345,00 Dollar. Dort half wohl die Entwarnung aus Shanghai
Öl: Konjunkturnachrichten treiben Energiepreis in die Höhe
Bessere Konjunktur, mehr Ölverbrauch. Das war heute wohl das Motto. Jedenfalls trieben die guten Konjunkturnachrichten auch den Energiepreis in die Höhe. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 92 Cents und schloss auf 73,83 Dollar.
Gold: Gewinner der Dollarschwäche
Das Gold schien heute vom schwächeren Dollar zu profitieren. Der Gold-Kontrakt für Dezember verteuerte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 13,10 Dollar und schloss auf 954,80 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 954,40 Dollar.
Ausblick: Bestätigt Chicago den steilen Aufwärtstrend?
Montag:
14:30 Uhr Chicago Einkaufsmanager Index vom August (Industrieentwicklung im Ballung)
Dienstag:
Mittwoch:
14:30 Uhr Auftragseingänge für dauerhafte Güter vom Juli
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime vom Juli
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus 1. Revision der BIP-Entwicklung von Q2
Freitag:
14:30 Uhr Einkommen und Ausgaben der privaten Haushalte vom Juli (Konsum).
Bereits gestern zeigte der US-Frühindikator Philadelphia Fed-Index, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt zügig aus der Rezession herausarbeitet. Heute früh schloss die hochspekulative Börse in Shanghai wieder im Plus und reduzierte ihren Wochenverlust auf homöopathische 2,8 Prozent. Das beruhigte fürs erste die Spekulationen über die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums in China, dem neuen Hoffnungsträger der Weltwirtschaft.
Frischer Schwung im Euroland
Für frischen Schub sorgten in den Vormittagsstunden weitere Signale des Aufschwungs, diesmal auch aus Europa. Eine ganze Reihe von Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und den Nachbarländern vollzog überraschende Sprünge und belegt damit, dass es auch hierzulande vorangeht. Internationale Beachtung fand Index für die deutschen Dienstleistungen, der im August von 48,1 auf 54,1 sprang. Werte über der Marke 50 bedeuten Wachstum.Auch ein Industrie-Index in Frankreich erreichte die Wachstumszone. Beide Frühindikatoren indizieren, dass die Wirtschaft in Europa wieder Fahrt aufnimmt.
Für noch mehr Schwung sorgte dann am Nachmittag die Wall Street, die den Rallye-Faden ebenfalls wieder aufnahm (nachfolgender Wall Street Bericht). Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 2,86 Prozent auf 5.462 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche gab es ein Plus von 2,6 Prozent, trotz der Delle vom Wochenstart. Zum Wochenbeginn hatte noch der damalige Kursrutsch an der Spekulationsbörse Shanghai für Irritationen gesorgt. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht ein Niveau von 5.454 Punkten.
Tagessieger wurde der Stromversorger E.ON, der Branchenkollege RWE schaffte den dritten Platz. Der Konjunkturaufschwung sollte auch die Nachfrage nach Elektrizität ankurbeln.
Die Papiere von Volkswagen schlugen wieder mal einen Haken. Nach dem Kursrutsch der Vortag waren die Wolfsburger mit plus 4,7 Prozent der 2. Tagessieger. Die Aktie bleibt eben ein Spielball der Spekulation. Verlierer gab es heute keine.
Wall Street: Es geht mächtig voran
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street, die heute - wegen der guten Vorgaben aus Shanghai, Deutschland und Frankreich - bereits gut gelaunt gestartet war, bekam kurz nach Börsenbeginn zusätzlichen Schub. Der kam vom US-Immobilienmarkt. Die Zahl der verkauften bereits bestehenden Eigenheime stieg im Juli im vierten Monat in Folge und erreichte das höchste Niveau seit rund zwei Jahren. Die Zuwachsrate von 7,2 Prozent (gegenüber dem Vormonat) war die höchste Wachstumsrate in diesem Bereich seit diese Verkäufe erfasst werden (also seit 1999). Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Zuwachs um 5 Prozent.
Da die Krise des Immobilienmarktes die Rezession verschärft hatte, sollte dessen Wachstum jetzt die Konjunktur in den USA vorantreiben.
Für gute Stimmung sorgte auch Ben Bernanke. Der Notenbankchef sagte in einer Konferenz-Rede (Jahrestagung der Fed) zwar das Offensichtliche, nämlich, dass die Aussichten für eine Erholung der globalen Wirtschaft gut stehen, man hört so etwas aber immer wieder gerne.
Außerdem verlängerte sich die ohnehin schone lange Reihe von Unternehmen, deren Quartalszahlen die Erwartungen der Wall Street schlugen, dazu zählte der Software-Spezialist Salesforce.com. der Genussmittelhersteller Schmuckers und
die Fashionhändler Gap, Aeropostale und Zumiez, die sich erfolgreich der Konsumflaute widersetzten.
Die Beobachtungsfirma Schaeffer`s Investment Research hat etwas Überraschendes ermittelt: Trotz - oder vielleicht auch wegen - der Rallye sind die großen Spekulanten im S&P „netto-short“, das heißt die Leerverkäufe überwiegen, das Gros der Groß-Spekulanten (Hedgefonds und andere Groß-Marktteilnehmer) wettet immer noch dagegen. Was passiert, wenn die Groß-Spekulanten auf den fundamentalen Druck (Erholung der Weltwirtschaft) endlich reagieren und von short auf long wechseln, also kaufen?
Der Dow Jones Industrial Average stieg 1,67 Prozent auf 9.505 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 kletterte 1,86 Prozent auf 1.026 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 1,59 Prozent auf 2.020 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 2 Prozent
S&P 500 plus 2,2 Prozent
Nasdaq plus 1,8 Prozent
Dow Jones Average: Klingelnde Kassen?
Tops:
Der Top des Dow war Caterpillar mit plus 3,96 Prozent auf 47,30 Dollar. Der Baumaschienriese wurde von den guten Eigenheimverkäufen angeregt.
Merck stieg 3,89 Prozent auf 32,56 Dollar. Der Pharmakonzern profitierte wohl davon, dass die zuständige US-Gesundheitsbehörde ein Krebspräparat des Pillenhersteller genehmigte
Walt Disney gewann 3,48 Prozent auf 26,79 Dollar. Der Konjunkturaufschwung dürfte auch die Kassen seiner Freizeitparks klingeln lassen und die Werbeeinnahmen seiner TV-Kanäle wieder zu sprudeln bringen.
Flops:
Es gab nur einen Verlierer: Wal-Mart. Mit einem minus von 0,7 Prozent auf 51,36 Dollar ging es aber glimpflich ab. Die Aktie hatte im vergangenen Jahr den S&P 500 noch gewaltig outperformed (wegen stetiger Geschäfte trotz Rezession) und wird anscheinend in riskantere Papiere getauscht. Daher hat der Discount-Riese die Rallye seit März verpasst - und so auch heute.
S&P 500: Marmelade und Erdnussbutter
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR avancierte 1,96 Prozent. Die Entspannung am Immobilienmarkt senkt die Risiken der Kredite
Die abnehmende „Kreditangst“ trieb den Kurs der Citigroup um 4,9 Prozent auf 4,70 Dollar. Im März war das Papier zeitweise für unter 1 Dollar zu haben.
Die überraschend guten Immobiliendaten beflügelten natürlich die Kurse der Eigenheimbauer.
Pulte Homes gewann 2,3 Prozent auf 12,67 Dollar.
DR Horton kletterte 3,4 Prozent auf 12,66 Dollar
Lennar stieg 3,2 Prozent auf 14,52 Dollar.
Die heutige Rallye war anscheinend aber auch den Fashionhändlern zu verdanken. Jedenfalls haussierten einige Papiere aus der Branche, weil die Unternehmen bessere Quartalszahlen ablieferten als erwartet.
Zumiez sprang 14 Prozent auf 14,00 Dollar. Der an der Nasdaq gehandelte Bekleidungshändler meldete gestern Abend weniger Verlust als befürchtet (7 Cents je Aktie statt 13 Cents). Außerdem berichtete der Dienstleister, dass sich Verkäufe verbessern.
BMO Capital Markets hob heute die Aktie von „Underperform“ auf „Market Perform“ mit Kursziel 11 Dollar.
Jefferies & Co bleibt zwar bei „Halten“, verbesserte das Kursziel aber von 11 auf 12 Dollar.
Wedbush Morgan hält am Urteil „Underperform“ fest, korrigierte aber sein Kursziel von 7 Dollar auf 9 Dollar.
Aeropostale hüpfte 10,2 Prozent auf 39,55 Dollar. Der New Yorker Bekleidungshändler für Jugendliche meldete gestern Abend einen Gewinnanstieg und überraschend kräftiges Umsatzwachstum. Die Analysten applaudieren und zeigen sich beeindruckt, vom starken Start der Herbstverkaufssaison (back-to-school season).
Der Broker Stifel Nicolaus wertete den Teenie-Bekleider von „Halten“ auf „Kaufen“ auf mit Kursziel 44 Dollar.
Caris & Company verbesserte sein Urteil von „Überdurchschnittlich“ (Above Average) auf „Kaufen“.
Der Broker Wedbush Morgan bekräftigte „Outperform“ und verbesserte das Kursziel von 48 Dollar auf 49 Dollar.
FBR Capital bleibt bei „Market Perform“, änderte aber das Kursziel von 38 Dollar auf 39 Dollar.
Gap gewann 3,3 Prozent auf 19,48 Dollar. Der Fashionhändler meldete gestern Abend mehr Gewinn als erwartet. Heute gab es den Applaus der Analysten. Der Broker Jefferies & Co bekräftigte seine Kaufempfehlung und verbesserte sein Kursziel von 21 Dollar auf 22 Dollar. Die Kollegen von KeyBanc Capital Markets werteten die Ladenkette von „Halten“ auf „Kaufen auf mit Kursziel 24 Dollar. FBR Capital beförderte die Aktie von „Market Perform“ auf „Outperform“ und schraubte das Kursziel von 18 Dollar auf 24 Dollar.
Der Broker Stifel Nicolaus lobte zwr die schlanke Lagerhaltung, die die Gewinnmarge verbesserte, warnte aber, dass der konjunkturelle Gegenwind noch anhält.
Der Konjunkturaufschwung verschafft auch den kriselnden Airlines Auftrieb (mehr Geschäftsreisen und Touristen):
Continental Airlines stieg 8,4 Prozent auf 13,05 Dollar.
JM Schmuckers legte 4,3 Prozent auf 54,10 Dollar zu. Der Produzent von Marmelade, Kaffee, Erdnussbutter und andere Leckereien, schloss sich heute der Legion von Unternehmen an, deren Quartalszahlen besser als erwartet ausfielen. Der Naschwarenproduzent verdiente je Aktie 92 Cents. Das lag laut Bloomberg um 15 Prozent über der Konsenserwartung der Analysten.
Tiffany & Co verteuerte 4,3 Prozent auf 32,10 Dollar. Der Broker Oppenheimer startete die Beobachtung mit „Outperform“ und Kursziel 38 Dollar.
Interpublic gewann 6,1 Prozent auf 6,47 Dollar. Die drittgrößte Werbeagentur der Welt profitierte wohl noch von einem bereits gestern publizierten Analystenurteil. Die Deutsche Bank hatte den Marketing-Dienstleister von „Halten“ auf „Kaufen“ aufgewertet mit Kursziel 7 Dollar. Die Frankfurter rechnen damit, dass der Anzeigenkonzern seine Gewinnmargen im Laufe des Jahres verbessert, weil sich die Gesamtwirtschaft wieder erholt. Die heutigen sehr starken Konjunkturdaten scheinen diese Meinung zu unterstützen.
RadioShack gewann 3,97 Prozent auf 15,19 Dollar. Der kriselnden Elektronik-Discounter stockte heute sein Aktienrückkaufsprogramm um 200 Millionen Dollar auf. Damit kommt das Programm auf ein Volumen von 290 Dollar.
Nasdaq: Überrumpelte Analysten
Salesforce.com explodierte 16,2 Prozent auf 53,67 Dollar. Das Technologieunternehmen, dessen Software Kundenbeziehungen über das Internet verwaltet, meldete gestern Abend mehr Gewinn & Umsatz als erwartet und hob auch noch seinen Umsatzausblick über die Erwartungen an. Die dreifache Überraschung wurde natürlich heute an der Wall Street gefeiert.
Einige Analysten waren von den guten Zahlen anscheinend überrumpelt. Jedenfalls gab es drastische positive Korrekturen bei einigen Kurszielen.
Piper Jaffray wertete den Software-Titel von „Neutral“ auf „Übergewichten“ auf und schubste das Kursziel von 47 Dollar auf 65 Dollar. Dennoch bleibt eine weite Spanne zwischen „bärischen“ und „bullishen“ Kurszielen.
FBR Capital korrigierte sein Urteil von „Underperform“ auf „Market Perform“ und das Kursziel von 30 Dollar auf 45 Dollar. RBC Capital Markets bleibt bei „Outperform“ und katapultierte das Kursziel von 45 Dollar auf 60 Dollar.
Caris & Company bleibt bei „Average“ (etwa: „Neutral“), verbesserte aber das Kursziel von 37 Dollar auf 47 Dollar.
Jefferies & Co hält an „Halten“ fest, schraubte aber das Kursziel von 33 Dollar auf 55 Dollar.
Kaufman Brothers bleibt bei „Kaufen“, das Kursziel ging von 50 Dollar auf 52 Dollar.
Die Credit Suisse bleibt „Neutral“, das Kursziel ging von 35 Dollar auf 40 Dollar.
Die Deutsche Bank passte das Kursziel von 62 Dollar auf 65 Dollar an.
Apple kletterte 1,7 Prozent auf 169,22 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 2,5 Prozent auf 77,32 Dollar.
Palm bröckelte 0,7 Prozent auf 13,41 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, avancierte 1,7 Prozent auf 301 Punkte.
Microsoft gewann 3,1 Prozent auf 24,41 Dollar.
Intuit rutschte dagegen 7,2 Prozent auf 28,62 Dollar. Der Spezialist für Finanz-Software gab gestern Abend einen schwachen Ausblick ab. Dafür wird der Software-Titel heute abgestraft.
Die Credit Suisse wertete die Kalifornier von „Outperform“ auf „Neutral“ ab und kürzte das Kursziel von 33 Dollar auf 30 Dollar.
Der Broker Jefferies & Co. bleibt bei „Halten“ und senkte sein Kursziel von 32 Dollar auf 28 Dollar.
Brocade Communications verlor 4,8 Prozent auf 7,66 Dollar. Der Datenspeicher-Spezialist meldet je Aktie einen Gewinn von 12 Cents. Das ist um 1 Cent besser als der von First Call ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte. Die Umsätze stiegen gegenüber Vorjahr 63,5 % auf 493,3 Millionen Dollar (Konsens: 503,67 Millionen Dollar).
Internet: Entwarnung aus Shanghai
Amazon.com avancierte 1,1 Prozent auf 85,00 Dollar.
Der Rivale Ebay gewann 3,2 Prozent auf 22,08 Dollar.
Die Online-Videothek Netflix verbesserte sich 0,3 Prozent auf 45,10 Dollar. Morgan Stanley begann mit „Übergewichten“ und Kursziel 56 Dollar.
Google stieg 1 Prozent auf 465,24 Dollar.
Yahoo verbesserte sich anämische 0,14 Prozent auf 14,79 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, gewann 1,7 Prozent auf 345,00 Dollar. Dort half wohl die Entwarnung aus Shanghai
Öl: Konjunkturnachrichten treiben Energiepreis in die Höhe
Bessere Konjunktur, mehr Ölverbrauch. Das war heute wohl das Motto. Jedenfalls trieben die guten Konjunkturnachrichten auch den Energiepreis in die Höhe. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 92 Cents und schloss auf 73,83 Dollar.
Gold: Gewinner der Dollarschwäche
Das Gold schien heute vom schwächeren Dollar zu profitieren. Der Gold-Kontrakt für Dezember verteuerte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 13,10 Dollar und schloss auf 954,80 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 954,40 Dollar.
Ausblick: Bestätigt Chicago den steilen Aufwärtstrend?
Montag:
14:30 Uhr Chicago Einkaufsmanager Index vom August (Industrieentwicklung im Ballung)
Dienstag:
Mittwoch:
14:30 Uhr Auftragseingänge für dauerhafte Güter vom Juli
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime vom Juli
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus 1. Revision der BIP-Entwicklung von Q2
Freitag:
14:30 Uhr Einkommen und Ausgaben der privaten Haushalte vom Juli (Konsum).
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)