24. August 2009. Erfreuliche Konjunkturdaten hatten zuletzt für Zulauf im Bullenlager gesorgt, einige halten die Bewertungen an den Börsen aber schon wieder für zu hoch.
Nach dem erfreulichen Wochenausklang blicken die Börsianer überwiegend zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn Rückschläge nicht ausgeschlossen werden. "Die Zeichen stehen auf Erholung", meint etwa die Helaba, die mit weiteren guten Konjunkturdaten rechnet. Beim ifo-Geschäftsklimaindex, der am Mittwoch veröffentlicht wird, wäre alles andere als eine kräftige Verbesserung als Enttäuschung zu werten, heißt es. In der vergangenen Woche hatte der DAX trotz zwischenzeitlicher Turbulenzen aufgrund von Kurseinbrüchen in China unter dem Strich knapp 3 Prozent auf 5.463 Punkte zulegen können. Positive Nachrichten vom US-Häusermarkt sowie Aussagen des Zentralbankchefs Ben Bernanke, der mit einer baldigen Rückkehr des US-Wirtschaftswachstums rechnet, hatten den Bullen den Rücken gestärkt.
Am Montag startet der DAX mit 5482 Punkten in die neue Woche, der japanische Nikkei hatte am Morgen mit einem kräftigen Plus von über 3 Prozent geschlossen. In den USA hatte sich der Dow Jones am Freitag auf einem Jahreshoch bei 9.506 Punkten ins Wochenende verabschiedet.
"Immenses" Kurspotenzial
Durch die überwiegend positiven Konjunkturdaten sehen sich die Optimisten unter den Börsianern bestätigt, verstummt sind die Skeptiker aber noch nicht. Nach Ansicht von Thomas Nagel, Händler bei Equinet, ist das Potenzial für den DAX immer noch "immens". Seiner Ansicht nach wird es schon bald steil nach oben gehen, "steiler, als sich das die meisten vorstellen können". Er hält die Markteinschätzungen derzeit für viel zu pessimistisch. Zum einen ist er davon überzeugt, dass es zu einer V-förmigen Erholung der Konjunktur kommen wird, zum anderen seien viel zu viele bislang noch nicht investiert: "Die Leute sitzen auf Tonnen von Geld und müssen Rendite bringen", urteilt er. Mit einer Aktienquote von 5 Prozent sei das kaum möglich. Besonders viel Potenzial haben seiner Ansicht nach Versicherungen und Versorger.
Rückschlage nicht unwahrscheinlich
Nicht alle teilen seine Euphorie. Nicht nur Bundesbankpräsident Axel Weber hatte sich kürzlich skeptisch gezeigt, einen kräftigen Aufschwung erwartet er nicht. Erst 2013 werde Deutschlands Wirtschaft wieder den Stand von 2008 erreichen, meint Weber. Auch die HSH Nordbank ist eher pessimistisch: "Angesichts der Gewinnaussichten sind Aktien schon wieder zu teuer", urteilt Arndt Krakau. Er hält Rückschläge weiter für wahrscheinlich, zum Jahresende sieht die Bank den DAX bei mageren 4.850 Punkten. "Unter 4.500 wird der DAX aber wohl auch nicht mehr fallen", so Krakau.
Techniker mahnen zur Vorsicht
Unter den technischen Analysten gibt es ebenfalls einige, die zur Vorsicht mahnen: Die Konsolidierung sei noch nicht ausgestanden, meint etwa die HSBC. Unter anderem dürften nicht nur saisonale einen Sprung auf ein neues Jahreshoch bei 5.481 Punkten verhindern, sondern deuteten vielmehr einen weiteren Korrekturbedarf an, heißt es. Eine Schlüsselrolle komme dabei der Haltezone bei 5.178/59 Punkten zu, weitere Korrekturziele sehen die Analysten bei der 38-Tages-Linie (aktuell bei 5.103) und dem mittelfristigen Haussetrend seit März (aktuell 4.887).
Kaum Impulse von Unternehmensseite
Von Unternehmensseite werden in der neuen Woche kaum Impulse kommen: Die Berichtssaison läuft aus, nur noch wenige Unternehmen werden ihre Zahlen für das zweite Quartal vorlegen, in Deutschland lediglich Adressen aus der zweiten Reihe wie Fielmann, Deutsche Wohnen oder die DZ Bank, auf europäischer Ebene aber noch einige Blue Chip-Unternehmen wie Diageo, Crédit Agricole, Fortis, GDF Suez, Carrefour und LOréal.
Wichtige Termine der Woche
Dienstag, 25. August
08.00 Uhr. Deutschland: Detaildaten zum BIP im zweiten Quartal.
15.00 Uhr. USA: Case-Shiller-Hauspreisindex Juni. Die HSBC prognostiziert ein Plus von 0,6 Prozent, damit läge die Jahresrate bei -16,1 Prozent, das zyklische Tief lag im Januar bei -19,0 Prozent. "Positive Jahreswachstumsraten sind aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten", heißt es. Der Case-Shiller-Hauspreisindex umfasst die Preise in den wichtigsten US-Metropolen.
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board August. Die Konsensschätzungen belaufen sich auf 48 Punkte nach 46,6 im Juli. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben. Dazu bekommen 5.000 Haushalte repräsentative Fragebögen, thematisiert werden die örtlichen konjunkturellen Bedingungen, die Verfügbarkeit von Jobs sowie die erwarteten Familieneinkommen.
Mittwoch, 26. August
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima August. Die DekaBank prognostiziert einen Anstieg des Geschäftsklimas auf 90 Punkte. Maßgeblich für die deutlich verbesserte Stimmung der deutschen Unternehmen sei die Wiederbelebung der Weltkonjunktur, die nun auch die Lageeinschätzung der Unternehmen nach oben treibe. Die Ertragslage verbessere sich bei gleichzeitig reduzierten Kosten, was sich positiv auf die Gewinnentwicklung auswirke. Für den ifo-Geschäftsklimaindex werden vom Münchner ifo-Institut für Wirtschaftsforschung monatlich 7.000 Unternehmen zur ihrer Einschätzung der Geschäftslage heute und auf Sicht von sechs Monaten befragt. Die Basis von 100 ist der Stand Januar 1991.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Güter Juli. Am Markt wird mit einem Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gerechnet nach einem Minus von 2,5 Prozent im Juni. Das deutliche Plus ist laut DekaBank aber durch Sondereffekte verursacht: Zum einen habe Boeing von sehr niedrigem Niveau höhere Neubestellungen gemeldet, zum anderen seien für die Autoindustrie nach ihrer krisenbedingten Auszeit wieder höhere Auftragseingänge zu erwarten.
Donnerstag, 27. August
Uhrzeit offen: Deutschland: Verbraucherpreise August. Umfragen zufolge wird es keine Veränderung (0,0 Prozent) gegenüber dem Juli geben. Kraftstoffe und Heizöl haben sich im Monatsvergleich zwar verteuert, es gab aber auch saisonal bedingte Preissenkungen.
Freitag, 28. August
11.00 Uhr. EU: Economic Sentiment August. Da in Deutschland, Frankreich und der Eurozone insgesamt die Einkaufsmanagerindizes zuletzt deutlich gestiegen sind, sollte sich das Economic Sentiment der Eurozone kräftig verbessern, meint etwa die Helaba. Marktumfragen zufolge wird von 78,00 Punkten ausgegangen nach 76,00 im Vormonat.
16.00 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan August. Prognostiziert werden laut Marktumfragen 64,5 Punkte nach 63,2 im Juli. Für den Konsumklimaindex der Universität von Michigan führt das Consumer Research Center der University of Michigan eine telefonische Befragung von mindestens 500 US-Konsumenten durch, Themen sind die persönlichen Finanzen, das allgemeine Geschäftsklima, die Kaufbedingungen auf längere Sicht, die Konjunkturerwartungen und die Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik. Basisjahr ist 1966 mit 100 Punkten. Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine.
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© 24. August 2009/Anna-Maria Borse
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