Frankfurt (BoerseGo.de) - Der deutsche Aktienmarkt ging heute wieder seinen Weg und ließ sich dabei gar nicht von der Wall Street beirren, die mit Umtausch-Aktionen beschäftigt war (nachfolgender Wall Street Bericht). Treibkraft war - wie in den vergangenen Wochen - die Erholung der Konjunktur, diese Woche vor allem durch gute Zahlen vom US-Immobilienmarkt dokumentiert.
Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 0,86 Prozent auf 5.517 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche gab es ein Plus von rund einem Prozent. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht ein Niveau von 5.513 Punkten.
Tagessieger wurde die Commerzbank. Dort griffen anscheinend wieder einmal Schnäppchenjäger zu. Immerhin bekommt man die Bankaktie knapp 70 Prozent billiger als vor einem Jahr. Binnen Monatsfrist gewann der Finanz-Titel bereits 20 Prozent.
Außerdem kursierten Gerüchte, der Staat ziehe sich angeblich aus der Bank wieder zurück. Diese Spekulationen wurden aber als haltlos zurückgewiesen.
Platz 2 ging an Beiersdorf. Dort halfen die guten Zahlen des Rivalen L''Oreal. Der Kosmetikriese, ein Sensor für die globale Konsumfreude, schlug bereits gestern Abend die Erwartungen der Investmentbanken und gab einen positiven Ausblick ab. Die Franzosen sehen jetzt eine „graduelle Verbesserung“ bei den Verkäufen, das hob wiederum die Stimmung für Konsumaktien.
MAN kletterte ebenfalls aufs Siegertreppchen. Die Presse berichtete, der Konzern wolle seine Verwaltungskosten um bis zu 20 Prozent abschmelzen. So etwas kommt immer gut an.
Der Flop des Tages hieß - wie in den meisten Vortagen - wieder Volkswagen.
Wall Street: Frischer Appetit auf Technologie
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street war heute mit Umtauschaktionen beschäftigt. Wenig Eindruck machten dabei die heutigen Konjunkturdaten, die im Rahmen der Erwartungen lagen: Die Einkommen der privaten Haushalte stagnierten im Juli, die Ausgaben (Konsum) stiegen gegenüber Vormonat um 0,2 Prozent.
Das Börsengeschehen wurde wesentlich stärker von einzelnen Unternehmens-Daten geprägt. Furore machte etwa Intel. Der Chip-Riese hob überraschend kurz vor Börsenstart seinen Umsatzausblick an und machte Appetit auf den gesamten Technologiesektor. Dazu trugen auch Marvell (ebenfalls Chips) und Dell bei, deren positive Gewinnüberraschungen ebenfalls die Stimmung für die Technologie verbesserten. Die Einzelhändler wiederum profitierten - trotz den wenig inspirierenden heutigen Konjunkturzahlen - von den positiven Quartalsüberraschungen des Groß-Juweliers Tiffany & Co. und anderen Branchenvertretern.
Verkauft wurden vorwiegend dagegen defensive Papiere, die in riskantere getauscht wurden. „Die Leute erwägen anscheinend gerade aus defensiven Spielen in offensive umzuschichten“, erklärt Lawrence Creatura, ein Fondsmanager bei dem Vermögensverwalter Federated Clover Investment Advisors gegenüber Bloomberg. “Die offensive Spielanleitung sagt, verkaufe Haushaltswaren, Sicherheit und groß-kapitalisierte Werte generell“, so Creatura.
Besonders litten darunter defensive Aktien aus dem Gesundheitsbereich (Healthcare), also Pharmakonzerne oder Krankenversicherungen. Beobachter verwiesen auf die anstehende Debatte im US-Kongress zur amerikanischen Gesundheitspolitik, deren Ergebnis möglicherweise die Einnahmen der Gesundheitsunternehmen beschneidet.
Alles erklärbar?
Auffallend war, dass neben Technologie auch die sehr konjunktursensitiven (zyklischen) Stahlaktien gefragt waren. Der ebenfalls sehr konjunkturempfindliche Transportsektor avancierte 0,2 Prozent. Leichte Gewinne gab es auch bei den Finanzwerten. Der Finanz-Sektor profitierte - wie in den Vortagen - von den Rallys bei den „gefallenen Engeln“ wie American International Group (AIG.
„Die reale Story in der AIG-Rally sind wohl die Anzeichen, dass sich die Immobilienmärkte wieder stabilisieren. Dadurch steigt auch der Wert der damit abgesicherten Hypothekenkredite“, erklärte Nick Kalivas, ein Analysten beim Broker MF Global (Financial Times).
AIG und viele andere Finanzinstitute waren in eine Krise geraten, weil sie wegen der Immobilienmisere ihre Kredite abschreiben mussten. Da sich die Immobilien anscheinend wieder erholen, besteht die Chance, dass die Abschreibungen wieder rückgängig gemacht werden, also für hohe Gewinne.
Vielleicht eine (Teil)Erklärung für die gesamte Rally des Aktienmarktes, weil die Krise des Immobilienmarktes das Schlamassel erzeugte, das zu der tiefen Rezession führte.
Der Dow Jones Industrial Average bröckelte 0,38 Prozent auf 9.544 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gab 0,20 Prozent auf Punkte ab. Nach einer Rallye von 52 Prozent seit den Untiefen des März darf man das wohl als homöopathisch einstufen.
Der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 0,05 Prozent auf 2.028 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 0,4 Prozent
S&P 500 plus 0,3 Prozent
Nasdaq plus 0,4 Prozent
Dow Jones Average: Chip, Chip, Hurra
Tops:
Der hellste Stern am Firmament der Wall Street war Intel. Der Halbleiter-König gewann 4 Prozent auf 20,25 Dollar. Der Chip-Riese hob kurz vor Börsen-Start seinen Umsatzausblick an. Das belebte nicht nur die Branchenkollegen sondern auch den gesamten Technologie-Sektor.
Der Halbleiter-Marktführer erwartet für das jetzt zu ende gehende 3. Quartal einen Umsatz von 9 Milliarden Dollar und schlägt damit die Konsens-Erwartung von 8,55 Milliarden Dollar. Zuvor waren die Kalifornier von 8,5 Milliarden Dollar ausgegangen.
Platz 2 ging an The Traverlers mit plus 0,83 Prozent auf 49,61 Dollar. Der Versicherungs-Titel ist schon seit Tagen gefragt, im Schlepptau der Rally der Versicherungspapiere aus der 2. Reihe, wie etwa AIG. Dahinter steht anscheinend die Einschätzung, dass die Risiken abschmelzen und der Wert der abgeschriebenen Vermögensbestände höher ist als befürchtet.
American Express belegte plus 0,82 Prozent auf 34,24 Dollar Platz. Der Kreditkarten-Gigant profitiert ebenfalls von abschmelzenden Risiken. Die Quote zahlungsunfähiger Kreditkarten-Schuldner geht zurück.
Alcoa avancierte 0,81 Prozent auf 12,50 Dollar. Der Aluminium-Riese profitiert davon, dass Konjunkturerholung und Dollar-Schwäche die Metallpreise in die Höhe treiben.
Flops:
McDonald's verlor 1,9 Prozent auf 56,07 Dollar. Der Hamburger-King gilt als defensive Anlage wegen seinen stetig wachsenden globalen Verkäufen. Heute wurden defensive Papiere in riskantere Papiere wie Technologieaktien getauscht.
Der ebenfalls defensive Pharma-Titel Merck büßte 1,7 Prozent auf 32,32 Dollar ein. Dort belastet auch die Unsicherheit über die Kosten (und Einschränkungen) durch Obamas Gesundheitsreform
S&P 500: Rückkehr der gefallenen Engel?
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR avancierte 0,14 Prozent.
Die Rally der gefallenen „Engel“ setzte sich fort. Gemeint sind Finanzkonzerne, die in der Krise beinahe untergingen und vom US-Staat gerettet wurden. Beobachter vermuten ein Short-Squeeze. Leerverkäufer, die auf einen schnellen Bankrott gewettet hatten, deckten sich wieder ein.
Die Aktienkurse des ehemaligen Versicherungs-Riesens American International (AIG) und der Ex-Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac haben sich im August bereits verdreifacht.
Die in die 2. Liga abgerutschte Citigroup klettert heute 3,6 Prozent auf 5,23 Dollar. Im März gab es das Papier zeitweise für 1 Dollar. Dort habe der Hedgefonds Manager John Paulson 2 Prozent erworben, berichtete gestern die New York Post .
Fannie Mae sprang 6,8 Prozent auf 2,05 Dollar
Freddie Mac hüpfte 7,1 Prozent auf 2,40 Dollar
Bei der American International Group (AIG) gibt es momentan plus 12,8 Prozent auf 53,94 Dollar.
Die Regionalbank CIT-Group kletterte 7,7 Prozent auf 1,68 Dollar.
American International Group (AIG) setzte ebenfalls die Rally fort und avancierte 5 Prozent auf 50,23 Dollar.
J. Crew stieg 6 Prozent auf 34,73 Dollar. Der New Yorker Bekleidungshändler meldete gestern Abend mehr Gewinn als erwartet (je Aktie 29 Cents statt 15 Cents). Die Citigroup beförderte den Einzelhändler von Hold auf Buy und katapultierte das Kursziel von 24 Dollar auf 40 Dollar.
Needham ging von Underperform auf Hold
Barclays Capital bleibt zwar bei Equal Weight verbessert aber das Kursziel von $31 auf $35
Tiffany & Co verteuerte 11,3 Prozent auf 37,57 Dollar. Der vornehme New Yorker Juwelenhändlers verdiente im vergangenen Quartal gleich 13 Cents mehr als die Wall Street erwartet hatte, außerdem schlug der Dienstleistungen die Schätzungen für den Umsatz und verbesserte seinen Ausblick. Vielleicht hatten einige Investoren einen Teil ihrer Gewinne aus der Aktien-Rally dort angelegt.
Williams-Sonoma stieg 5 Prozent auf 15,36 Dollar. Dafür sorgte anscheinend Goldman Sachs. Die Bank hob den Spezialladen-Kette für Küchenutensilien von "Neutral“ auf "Buy". Das Gewinnpotential sei nicht ausgeschöpft, hieß es dort. Der Dienstleister hatte bereits am Mittwoch Q2-Zahlen präsentiert, die besser ausfielen als von der Wall Street in Aussicht gestellt.
United States Steel avancierte 2,67 Prozent auf 44,60 Dollar. Die konjunktursensible Aktie profitiert vom Konjunkturaufschwung.
Nasdaq: Tor zu China
Die technologielastige Computerbörse profitierte heute natürlich von den Computerwerten:
Dell war bereits gestern kurz vor Börsenschluss gesprungen, heute setzen sich die Kursgewinne fort, wenn auch in gemäßigterem Tempo: Plus 1,8 Prozent auf 15,93 Dollar. Die Texaner platzten gestern kurz vor Börsenschluss mit ihren Q2-Zahlen heraus. Dabei schlugen die Südstaatler die Wall Street-Erwartungen bei Gewinn und Umsatz.
Analyst Chris Whitmore von der Deutschen Bank hob sein Kursziel von 15 Dollar auf 20 Dollar. „Das Umsatzwachstum hat seinen Boden gefunden. Wir glauben, dass sich das Wachstum in 2010 verbessert, weil die Unternehmen ihre Rechner aktualisieren“.
Richard Gardner von der Citigroup bekräftigte sein buy rating
und verbesserte das Kursziel von $15 auf $18 .
Der Broker Caris & Company bleibt bei dem Urteil Average (etwa: Neutral) hob aber das Kursziel von $13 auf $17.
Andy Hargreaves, Senior Research Analyst beim Broker Pacific Crest Securities beobachtet außerdem, dass sich die Nachfrage nach PCs generell verbessert. Als einen der Gründe dafür nennt er die stark gestiegenen Staatsausgaben in China. Außerdem sollte das neue Microsoft Betriebssystem Windows 7 die Nachfrage nach den flinken Rechnern ankurbeln.
Intel sprang 4 Prozent auf 20,25 Dollar.
Marvell kletterte 5 Prozent auf 15,36 Dollar. Der auf den Bermudas ansässige Halbleiterkonzern meldete gestern Abend mehr Gewinn und Umsatz als die Wall Street erwartet hatte. Hier die Reaktion der Banken:
Deutsche Bank hob das Kursziel von $13 auf $15
Credit Suisse Outperform Das Kursziel ging von $14 auf $18
Think Equity schraubte das Kursziel von $14 auf $20
FBR Capital Outperform Kursziel von $18.50 auf $20
Global Crown Capital Overweight Kursziel von $15 auf $19
Kaufman Bros Hold Kursziel von $13 auf $18
Caris & Company Above Average Kursziel von $16 auf $19
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, kletterte 2,4 Prozent auf 311 Punkte.
Im Schlepptau gewann der Internet-Infrastruktur-King Cisco 0,6 Prozent auf 22,00 Dollar.
Microsoft gab allerdings die zwischenzeitlichen Gewinne wieder ab und bröckelte 0,04 Prozent auf 24,68 Dollar.
Apple avancierte 0,4 Prozent auf 170,05 Dollar. Die Kalifornier schlossen endlich den lange erwarteten Deal mit China Unicom. Der fernöstliche Partner wird das iPhone im aufsteigenden Reich der Mitte verkaufen und dafür das Netz betreiben.
Schon gab die ersten Analystenreaktionen - und die fielen positiv aus. Clyde Montevirgen, Aktien-Analyst bei Standard & Poor''s, hob heute sein Kursziel deswegen von $175 auf $200. Der Experte glaubt, dass die Kalifornier im Geschäftsjahr 2010 mehr als 4 Millionen iPhones in China verkaufen kann.
Analyst Jeffrey Fidicaro vom Broker Susquehana Financial bezeichnete den Deal als „substantiell positiv“. Damit würde der riesige Chinamarkt geöffnet.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, gewann 0,3 Prozent auf 73,83 Dollar.
Palm stieg 1,8 Prozent auf 13,49 Dollar.
Internet: Wo bleiben die Spiele?
Amazon.com verlor 1,8 Prozent auf 82,76 Dollar. Die E-Commerce-Aktie litt anscheinend unter einem Kommentar von Amtech. Dessen Analysten verweisen darauf, dass der seit Monaten flaue Verkauf von Video-Spielen - wegen fehlender attraktiver Neuigkeiten - auch im August schwach blieb.
Das schwächelnde Video-Geschäft habe bereits die Amazon-Umsatzentwicklung in Q2 gebremst. Daher glaube man, dass die Video-Spiele-Schwäche einen negativen Einfluss auf das Umsatzwachstum in Q3 ausübt. Allerdings sollte die jüngsten Preissenkungen bei den Spielkonsolen, also der Sony-Playstation und der MBox von Microsoft, dort den Umsatz und damit auch die Nachfrage nach hoch-margigen Spielen anregen.
Der Rivale Ebay avancierte 0,2 Prozent auf 22,46 Dollar. Barron´s berichtet über Gerüchte, dass es angeblich potentielle Käufer für die Internet-Telfonie-Tochter Skype gibt. Eine Gruppe aus Venture Capital Fonds und private equity investors bereite angeblich ein gemeinsames Angebot vor. Ebay hatte zu Jahresbeginn angekündigt, man wolle Skype im kommenden Jahr an die Börse bringen.
Die Online-Videothek Netflix gewann 1,1 Prozent auf 44,22 Dollar. Die Online-Videothek profitierte anscheinend von einem Kommentar des Brokers Merriman. Das Wertpapierhaus glaubt, dass die gestern gemeldete Preissenkung bei der Microsoft-Spielkonsole Xbox um 100 Dollar auch dem Internet-Dienstleister hilft. Der niedrigere Preis könnte die Nachfrage nach den von Netflix via Xbox erbrachten Diensten anregen. Die Internetfirma könne daher vermutlich für die bald anstehende Weihnachts-Saison mit mehr Abonnenten rechnen.
Google verbilligte 0,3 Prozent auf 464,75 Dollar.
Yahoo gab 0,5 Prozent auf 14,85 Dollar ab.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, bröckelte 0,2 Prozent auf 339,53 Dollar.
Öl: Um 24 Cents teurer
An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 24 Cents und schloss auf 72,73 Dollar.
Gold: Plus 12,20 Dollar
Der Gold-Kontrakt für Dezember verteuerte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 12,20 Dollar und schloss auf 959,50 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 956,70 Dollar.
Ausblick:
Montag:
15:45 Uhr Chicago Einkaufsmanager Index vom August (Industrieentwicklung im Ballungsgebiet)
Dienstag:
16:00 Uhr Bauausgaben vom Juli plus Einkaufsmanagerindex vom August (Industrieentwicklung USA)
Mittwoch:
14:30 Uhr Produktivität Q2 (1. Revision), 16:00 Uhr Auftragseingänge der Industrie, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche, 20:00 Uhr Protokoll der vergangenen Notenbanksitzung
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche, 16:00 Uhr Einkaufsmanagerindex vom August
Freitag:
14:30 Uhr Arbeitsmarktbericht August (Zahl der verlorenen Jobs plus Arbeitslosenrate).
Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 0,86 Prozent auf 5.517 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche gab es ein Plus von rund einem Prozent. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht ein Niveau von 5.513 Punkten.
Tagessieger wurde die Commerzbank. Dort griffen anscheinend wieder einmal Schnäppchenjäger zu. Immerhin bekommt man die Bankaktie knapp 70 Prozent billiger als vor einem Jahr. Binnen Monatsfrist gewann der Finanz-Titel bereits 20 Prozent.
Außerdem kursierten Gerüchte, der Staat ziehe sich angeblich aus der Bank wieder zurück. Diese Spekulationen wurden aber als haltlos zurückgewiesen.
Platz 2 ging an Beiersdorf. Dort halfen die guten Zahlen des Rivalen L''Oreal. Der Kosmetikriese, ein Sensor für die globale Konsumfreude, schlug bereits gestern Abend die Erwartungen der Investmentbanken und gab einen positiven Ausblick ab. Die Franzosen sehen jetzt eine „graduelle Verbesserung“ bei den Verkäufen, das hob wiederum die Stimmung für Konsumaktien.
MAN kletterte ebenfalls aufs Siegertreppchen. Die Presse berichtete, der Konzern wolle seine Verwaltungskosten um bis zu 20 Prozent abschmelzen. So etwas kommt immer gut an.
Der Flop des Tages hieß - wie in den meisten Vortagen - wieder Volkswagen.
Wall Street: Frischer Appetit auf Technologie
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street war heute mit Umtauschaktionen beschäftigt. Wenig Eindruck machten dabei die heutigen Konjunkturdaten, die im Rahmen der Erwartungen lagen: Die Einkommen der privaten Haushalte stagnierten im Juli, die Ausgaben (Konsum) stiegen gegenüber Vormonat um 0,2 Prozent.
Das Börsengeschehen wurde wesentlich stärker von einzelnen Unternehmens-Daten geprägt. Furore machte etwa Intel. Der Chip-Riese hob überraschend kurz vor Börsenstart seinen Umsatzausblick an und machte Appetit auf den gesamten Technologiesektor. Dazu trugen auch Marvell (ebenfalls Chips) und Dell bei, deren positive Gewinnüberraschungen ebenfalls die Stimmung für die Technologie verbesserten. Die Einzelhändler wiederum profitierten - trotz den wenig inspirierenden heutigen Konjunkturzahlen - von den positiven Quartalsüberraschungen des Groß-Juweliers Tiffany & Co. und anderen Branchenvertretern.
Verkauft wurden vorwiegend dagegen defensive Papiere, die in riskantere getauscht wurden. „Die Leute erwägen anscheinend gerade aus defensiven Spielen in offensive umzuschichten“, erklärt Lawrence Creatura, ein Fondsmanager bei dem Vermögensverwalter Federated Clover Investment Advisors gegenüber Bloomberg. “Die offensive Spielanleitung sagt, verkaufe Haushaltswaren, Sicherheit und groß-kapitalisierte Werte generell“, so Creatura.
Besonders litten darunter defensive Aktien aus dem Gesundheitsbereich (Healthcare), also Pharmakonzerne oder Krankenversicherungen. Beobachter verwiesen auf die anstehende Debatte im US-Kongress zur amerikanischen Gesundheitspolitik, deren Ergebnis möglicherweise die Einnahmen der Gesundheitsunternehmen beschneidet.
Alles erklärbar?
Auffallend war, dass neben Technologie auch die sehr konjunktursensitiven (zyklischen) Stahlaktien gefragt waren. Der ebenfalls sehr konjunkturempfindliche Transportsektor avancierte 0,2 Prozent. Leichte Gewinne gab es auch bei den Finanzwerten. Der Finanz-Sektor profitierte - wie in den Vortagen - von den Rallys bei den „gefallenen Engeln“ wie American International Group (AIG.
„Die reale Story in der AIG-Rally sind wohl die Anzeichen, dass sich die Immobilienmärkte wieder stabilisieren. Dadurch steigt auch der Wert der damit abgesicherten Hypothekenkredite“, erklärte Nick Kalivas, ein Analysten beim Broker MF Global (Financial Times).
AIG und viele andere Finanzinstitute waren in eine Krise geraten, weil sie wegen der Immobilienmisere ihre Kredite abschreiben mussten. Da sich die Immobilien anscheinend wieder erholen, besteht die Chance, dass die Abschreibungen wieder rückgängig gemacht werden, also für hohe Gewinne.
Vielleicht eine (Teil)Erklärung für die gesamte Rally des Aktienmarktes, weil die Krise des Immobilienmarktes das Schlamassel erzeugte, das zu der tiefen Rezession führte.
Der Dow Jones Industrial Average bröckelte 0,38 Prozent auf 9.544 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gab 0,20 Prozent auf Punkte ab. Nach einer Rallye von 52 Prozent seit den Untiefen des März darf man das wohl als homöopathisch einstufen.
Der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 0,05 Prozent auf 2.028 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 0,4 Prozent
S&P 500 plus 0,3 Prozent
Nasdaq plus 0,4 Prozent
Dow Jones Average: Chip, Chip, Hurra
Tops:
Der hellste Stern am Firmament der Wall Street war Intel. Der Halbleiter-König gewann 4 Prozent auf 20,25 Dollar. Der Chip-Riese hob kurz vor Börsen-Start seinen Umsatzausblick an. Das belebte nicht nur die Branchenkollegen sondern auch den gesamten Technologie-Sektor.
Der Halbleiter-Marktführer erwartet für das jetzt zu ende gehende 3. Quartal einen Umsatz von 9 Milliarden Dollar und schlägt damit die Konsens-Erwartung von 8,55 Milliarden Dollar. Zuvor waren die Kalifornier von 8,5 Milliarden Dollar ausgegangen.
Platz 2 ging an The Traverlers mit plus 0,83 Prozent auf 49,61 Dollar. Der Versicherungs-Titel ist schon seit Tagen gefragt, im Schlepptau der Rally der Versicherungspapiere aus der 2. Reihe, wie etwa AIG. Dahinter steht anscheinend die Einschätzung, dass die Risiken abschmelzen und der Wert der abgeschriebenen Vermögensbestände höher ist als befürchtet.
American Express belegte plus 0,82 Prozent auf 34,24 Dollar Platz. Der Kreditkarten-Gigant profitiert ebenfalls von abschmelzenden Risiken. Die Quote zahlungsunfähiger Kreditkarten-Schuldner geht zurück.
Alcoa avancierte 0,81 Prozent auf 12,50 Dollar. Der Aluminium-Riese profitiert davon, dass Konjunkturerholung und Dollar-Schwäche die Metallpreise in die Höhe treiben.
Flops:
McDonald's verlor 1,9 Prozent auf 56,07 Dollar. Der Hamburger-King gilt als defensive Anlage wegen seinen stetig wachsenden globalen Verkäufen. Heute wurden defensive Papiere in riskantere Papiere wie Technologieaktien getauscht.
Der ebenfalls defensive Pharma-Titel Merck büßte 1,7 Prozent auf 32,32 Dollar ein. Dort belastet auch die Unsicherheit über die Kosten (und Einschränkungen) durch Obamas Gesundheitsreform
S&P 500: Rückkehr der gefallenen Engel?
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR avancierte 0,14 Prozent.
Die Rally der gefallenen „Engel“ setzte sich fort. Gemeint sind Finanzkonzerne, die in der Krise beinahe untergingen und vom US-Staat gerettet wurden. Beobachter vermuten ein Short-Squeeze. Leerverkäufer, die auf einen schnellen Bankrott gewettet hatten, deckten sich wieder ein.
Die Aktienkurse des ehemaligen Versicherungs-Riesens American International (AIG) und der Ex-Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac haben sich im August bereits verdreifacht.
Die in die 2. Liga abgerutschte Citigroup klettert heute 3,6 Prozent auf 5,23 Dollar. Im März gab es das Papier zeitweise für 1 Dollar. Dort habe der Hedgefonds Manager John Paulson 2 Prozent erworben, berichtete gestern die New York Post .
Fannie Mae sprang 6,8 Prozent auf 2,05 Dollar
Freddie Mac hüpfte 7,1 Prozent auf 2,40 Dollar
Bei der American International Group (AIG) gibt es momentan plus 12,8 Prozent auf 53,94 Dollar.
Die Regionalbank CIT-Group kletterte 7,7 Prozent auf 1,68 Dollar.
American International Group (AIG) setzte ebenfalls die Rally fort und avancierte 5 Prozent auf 50,23 Dollar.
J. Crew stieg 6 Prozent auf 34,73 Dollar. Der New Yorker Bekleidungshändler meldete gestern Abend mehr Gewinn als erwartet (je Aktie 29 Cents statt 15 Cents). Die Citigroup beförderte den Einzelhändler von Hold auf Buy und katapultierte das Kursziel von 24 Dollar auf 40 Dollar.
Needham ging von Underperform auf Hold
Barclays Capital bleibt zwar bei Equal Weight verbessert aber das Kursziel von $31 auf $35
Tiffany & Co verteuerte 11,3 Prozent auf 37,57 Dollar. Der vornehme New Yorker Juwelenhändlers verdiente im vergangenen Quartal gleich 13 Cents mehr als die Wall Street erwartet hatte, außerdem schlug der Dienstleistungen die Schätzungen für den Umsatz und verbesserte seinen Ausblick. Vielleicht hatten einige Investoren einen Teil ihrer Gewinne aus der Aktien-Rally dort angelegt.
Williams-Sonoma stieg 5 Prozent auf 15,36 Dollar. Dafür sorgte anscheinend Goldman Sachs. Die Bank hob den Spezialladen-Kette für Küchenutensilien von "Neutral“ auf "Buy". Das Gewinnpotential sei nicht ausgeschöpft, hieß es dort. Der Dienstleister hatte bereits am Mittwoch Q2-Zahlen präsentiert, die besser ausfielen als von der Wall Street in Aussicht gestellt.
United States Steel avancierte 2,67 Prozent auf 44,60 Dollar. Die konjunktursensible Aktie profitiert vom Konjunkturaufschwung.
Nasdaq: Tor zu China
Die technologielastige Computerbörse profitierte heute natürlich von den Computerwerten:
Dell war bereits gestern kurz vor Börsenschluss gesprungen, heute setzen sich die Kursgewinne fort, wenn auch in gemäßigterem Tempo: Plus 1,8 Prozent auf 15,93 Dollar. Die Texaner platzten gestern kurz vor Börsenschluss mit ihren Q2-Zahlen heraus. Dabei schlugen die Südstaatler die Wall Street-Erwartungen bei Gewinn und Umsatz.
Analyst Chris Whitmore von der Deutschen Bank hob sein Kursziel von 15 Dollar auf 20 Dollar. „Das Umsatzwachstum hat seinen Boden gefunden. Wir glauben, dass sich das Wachstum in 2010 verbessert, weil die Unternehmen ihre Rechner aktualisieren“.
Richard Gardner von der Citigroup bekräftigte sein buy rating
und verbesserte das Kursziel von $15 auf $18 .
Der Broker Caris & Company bleibt bei dem Urteil Average (etwa: Neutral) hob aber das Kursziel von $13 auf $17.
Andy Hargreaves, Senior Research Analyst beim Broker Pacific Crest Securities beobachtet außerdem, dass sich die Nachfrage nach PCs generell verbessert. Als einen der Gründe dafür nennt er die stark gestiegenen Staatsausgaben in China. Außerdem sollte das neue Microsoft Betriebssystem Windows 7 die Nachfrage nach den flinken Rechnern ankurbeln.
Intel sprang 4 Prozent auf 20,25 Dollar.
Marvell kletterte 5 Prozent auf 15,36 Dollar. Der auf den Bermudas ansässige Halbleiterkonzern meldete gestern Abend mehr Gewinn und Umsatz als die Wall Street erwartet hatte. Hier die Reaktion der Banken:
Deutsche Bank hob das Kursziel von $13 auf $15
Credit Suisse Outperform Das Kursziel ging von $14 auf $18
Think Equity schraubte das Kursziel von $14 auf $20
FBR Capital Outperform Kursziel von $18.50 auf $20
Global Crown Capital Overweight Kursziel von $15 auf $19
Kaufman Bros Hold Kursziel von $13 auf $18
Caris & Company Above Average Kursziel von $16 auf $19
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, kletterte 2,4 Prozent auf 311 Punkte.
Im Schlepptau gewann der Internet-Infrastruktur-King Cisco 0,6 Prozent auf 22,00 Dollar.
Microsoft gab allerdings die zwischenzeitlichen Gewinne wieder ab und bröckelte 0,04 Prozent auf 24,68 Dollar.
Apple avancierte 0,4 Prozent auf 170,05 Dollar. Die Kalifornier schlossen endlich den lange erwarteten Deal mit China Unicom. Der fernöstliche Partner wird das iPhone im aufsteigenden Reich der Mitte verkaufen und dafür das Netz betreiben.
Schon gab die ersten Analystenreaktionen - und die fielen positiv aus. Clyde Montevirgen, Aktien-Analyst bei Standard & Poor''s, hob heute sein Kursziel deswegen von $175 auf $200. Der Experte glaubt, dass die Kalifornier im Geschäftsjahr 2010 mehr als 4 Millionen iPhones in China verkaufen kann.
Analyst Jeffrey Fidicaro vom Broker Susquehana Financial bezeichnete den Deal als „substantiell positiv“. Damit würde der riesige Chinamarkt geöffnet.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, gewann 0,3 Prozent auf 73,83 Dollar.
Palm stieg 1,8 Prozent auf 13,49 Dollar.
Internet: Wo bleiben die Spiele?
Amazon.com verlor 1,8 Prozent auf 82,76 Dollar. Die E-Commerce-Aktie litt anscheinend unter einem Kommentar von Amtech. Dessen Analysten verweisen darauf, dass der seit Monaten flaue Verkauf von Video-Spielen - wegen fehlender attraktiver Neuigkeiten - auch im August schwach blieb.
Das schwächelnde Video-Geschäft habe bereits die Amazon-Umsatzentwicklung in Q2 gebremst. Daher glaube man, dass die Video-Spiele-Schwäche einen negativen Einfluss auf das Umsatzwachstum in Q3 ausübt. Allerdings sollte die jüngsten Preissenkungen bei den Spielkonsolen, also der Sony-Playstation und der MBox von Microsoft, dort den Umsatz und damit auch die Nachfrage nach hoch-margigen Spielen anregen.
Der Rivale Ebay avancierte 0,2 Prozent auf 22,46 Dollar. Barron´s berichtet über Gerüchte, dass es angeblich potentielle Käufer für die Internet-Telfonie-Tochter Skype gibt. Eine Gruppe aus Venture Capital Fonds und private equity investors bereite angeblich ein gemeinsames Angebot vor. Ebay hatte zu Jahresbeginn angekündigt, man wolle Skype im kommenden Jahr an die Börse bringen.
Die Online-Videothek Netflix gewann 1,1 Prozent auf 44,22 Dollar. Die Online-Videothek profitierte anscheinend von einem Kommentar des Brokers Merriman. Das Wertpapierhaus glaubt, dass die gestern gemeldete Preissenkung bei der Microsoft-Spielkonsole Xbox um 100 Dollar auch dem Internet-Dienstleister hilft. Der niedrigere Preis könnte die Nachfrage nach den von Netflix via Xbox erbrachten Diensten anregen. Die Internetfirma könne daher vermutlich für die bald anstehende Weihnachts-Saison mit mehr Abonnenten rechnen.
Google verbilligte 0,3 Prozent auf 464,75 Dollar.
Yahoo gab 0,5 Prozent auf 14,85 Dollar ab.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, bröckelte 0,2 Prozent auf 339,53 Dollar.
Öl: Um 24 Cents teurer
An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 24 Cents und schloss auf 72,73 Dollar.
Gold: Plus 12,20 Dollar
Der Gold-Kontrakt für Dezember verteuerte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 12,20 Dollar und schloss auf 959,50 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 956,70 Dollar.
Ausblick:
Montag:
15:45 Uhr Chicago Einkaufsmanager Index vom August (Industrieentwicklung im Ballungsgebiet)
Dienstag:
16:00 Uhr Bauausgaben vom Juli plus Einkaufsmanagerindex vom August (Industrieentwicklung USA)
Mittwoch:
14:30 Uhr Produktivität Q2 (1. Revision), 16:00 Uhr Auftragseingänge der Industrie, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche, 20:00 Uhr Protokoll der vergangenen Notenbanksitzung
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche, 16:00 Uhr Einkaufsmanagerindex vom August
Freitag:
14:30 Uhr Arbeitsmarktbericht August (Zahl der verlorenen Jobs plus Arbeitslosenrate).
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)