Frankfurt (BoerseGo.de) - Der deutsche Aktienmarkt konnte heute wieder einen Teil seiner Verluste aus der ersten Wochenhälfte eingrenzen. Dazu half ihm die Wall Street, die sich heute mit dem aktuellen Arbeitsmarkt beschäftigte, den sie im Verlauf zunehmend freundlicher bewertete (nachfolgender Wall Street Bericht).
Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 1,57 Prozent der DAX auf 5.384 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche blieb allerdings noch ein Minus von 2,4 Prozent. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht eine Verbesserung auf 5.424 Punkte.
An der Spitze schlossen BMW und Daimler.
Zu den Top-Gewinnern zählten auch die Banken. Die Finanzpapiere bewegten sich auch im Schlepptau der freundlich gestimmten Wall Street Finanzwerte. Goldman Sachs beförderte außerdem den Banken-Sektor von "neutral" auf „moderates Overweight". Nach den positiven Gewinn-Überraschungen in den vergangenen zwei Quartalen sollten vor allem die weltweit tätigen Geschäftsbanken noch weiteres Potenzial haben, hieß es. Banken hätten von der steilen Zinskurve profitiert (Abstand zwischen niedrigen kurzfristigen und relativ hohen langfristigen Renditen). Die Commerzbank hatte außerdem diese Woche verkündet, man wolle bereits im kommenden Jahr grüne Zahlen schreiben, ein Jahr früher als erwartet.
Der Flop des Tages hieß Henkel, ohne dass es dafür Nachrichten gab.
Wall Street: Glas halbvoll?
New York (BoerseGo.de) - Ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, hängt wohl auch von der Weltanschauung oder Lebensphilosophie ab. Die Wall Street zeigte sich zunächst unschlüssig, wie sie auf den heutigen durchwachsenen Arbeitsmarkt reagieren soll, fand dann aber anscheinend zunehmend Gefallen daran. Aber alles der Reihe nach:
Heilungsprozess
Der Arbeitsmarktbericht vom August, der konjunkturelle Höhepunkt der abgelaufenen Woche und heute die einzige Meldung von Börsen-Belang, fiel durchwachsen aus:
Verloren gingen 216.000 Jobs. Befürchtet wurde allerdings ein Verlust von 230.000. Das war außerdem die niedrigste Zahl seit dem Untergang der Lehman Brothers und eine deutliche Verbesserung gegenüber den grimmen Winterzahlen.
Der Wermutstropfen war allerdings die Arbeitslosenrate: Die Quote stieg auf 9,7% (Vormonat: 9,4%). Erwartet wurde nur ein Anstieg auf 9,5%.
Im Verlauf der Börsensitzung konzentrierte der Markt sich aber anscheinend zunehmend auf die rückläufigen Jobverluste. „Der Report zeigt, dass in der Wirtschaft ein Heilungsprozess stattfindet“, kommentierte Jeffrey Kleintop, Chief Market Stratege beim Vermögensverwalter LPL Financial gegenüber dem Infodienst TheStreet.com. Kleintop erwartet, dass die Arbeitsmarktzahlen bis Ende des Jahres oder spätestens Anfang kommenden Jahres wieder positiv werden.
Jedenfalls kam die Wall Street im Verlauf richtig in Schwung - und zwar nach oben. Damit knüpfte der Markt fast nahtlos wieder an den gestrigen Schluss-Sprint an. Wall Street Journal und andere Medien berichteten, dass der Rückgang der Arbeitsplatzverluste zu Käufen in konjunkturempfindlichen Sektoren anregte. Der Job-Report führte auch, so das Wall Street Journal, zur Eindeckung von Leerverkäufen, die im Vorfeld getätigt wurden.
Auffällig war, dass der sehr konjunkturempfindlicher Transportsektor, der deshalb als Wegweiser gilt, - wie gestern Abend schon - die Rally mit anführte. Transport-Titel wie Airlines, Eisenbahnen & dergleichen gewannen 2 Prozent.
Noch besser kamen heute die Chip-Titel voran. Beflügelt von einem optimistischen Intel-Ausblick gewann der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, 2,7 Prozent. Das wiederum zog die Nasdaq in die Höhe, der Schwergewichte-Teilindex Nasdaq 100 kletterte 2 Prozent.
Gefragt waren auch die Eigenheim-Bauer (plus 1,4 Prozent), das regte wiederum deren Gläubiger, die Banken an (ebenfalls plus 1,4 Prozent).
Idealer Punkt?
„Es gibt eine enorme Reihe von Daten, die in jüngster Zeit kontinuierlich die Erwartungen schlugen“, erklärte Liam Dalton, CEO des Fondsverwalters Axiom Capital Management in New York gegenüber Bloomberg. „Das hält den Markt hoch“.
Bloomberg zitierte auch die Strategen der Credit Suisse Group und der Bank of America, die die aktuelle Situation als „Sweet Spot“ einstufen. Das lässt sich nur sehr unelegant mit „süßer Punkt“ übersetzen, treffender ist die Wikipedia-Umschreibung „optimaler Bereich“ oder „idealer Punkt“. Anlass: Die Wirtschaftspolitiker signalisieren, dass sie an ihren Stimulierungs-Programmen festhalten, obwohl sich die Weltwirtschaft schon wieder aus der Rezession zieht.
Eine weitere Erklärung für die heutige Stärke gab die Citigroup bereits im Laufe der Woche. „Jeder der auf einen nachhaltigen Rückschlag (Pullback) hofft, um noch Schnäppchen zu finden, dürfte enttäuscht werden ” schrieb Robert Buckland, globaler Stratege der Citigroup, laut Bloomberg. „Das passiert selten in frühen Phasen eines Bullenmarktes, wie diesem“, so Buckland.
Vor dem langen Wochenende (Montag ist Labor Day, also Feiertag) gewann der Dow Jones Industrial Average 1,03 Prozent auf 9.441 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 stieg 1,31 Prozent auf 1.016 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index kletterte 1,79 Prozent auf 2.018 Punkte.
Im Vergleich zur Vorwoche blieben aber noch Verluste:
Dow Jones minus 1,1 Prozent
S&P 500 minus 1,2 Prozent
Nasdaq minus 0,5 Prozent
Dow Jones Average: Gute Stimmung für Technologie
Tops:
General Electric kletterte 3,1 Prozent auf 13,87 Dollar. Der Mischkonzern profitierte wohl von dem gestärkten konjunkturellen Optimismus
Caterpillar stieg 2,4 Prozent auf 46,11 Dollar. Dem Baumaschinen-Riesen half wohl das wachsende Interesse an konjunkturempfindlichen Aktien und die steigende Börse in China, einem enorm wichtigen Absatzmarkt.
Microsoft gewann 2,1 Prozent auf 24,62 Dollar. Der Software-Riese profitierte wohl vom wachsenden Risikoappetit, den Hoffnungen auf sein bald startendes Betriebssystem Windows 7 und dem heutigen Intel-Ausblick, der gute Stimmung für Technologie machte.
Flops:
Nur 2 Papiere schnitten im Minus ab, wenn auch nur im homöopathischen Bereich:
Wal-Mart minus 0,12 Prozent
Procter & Gamble minus 0,02 Prozent
Vermutlich waren die beiden Papiere wegen ihres defensiven Charakters weniger gefragt, da heute konjunktursensible Papiere gekauft wurden.
S&P 500: Wetten auf die Konjunktur
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR gewann 1,1 Prozent.
Fannie Mae setzt heute die Rally der Vortage mit plus 7,9 Prozent auf 1,77 Dollar fort. Der vom Staat gestützten beinahe untergegangenen Hypohtekenbank bleibt ein Delisting von der New York Stock Exchange erspart. Die Rally der Vortage hat den Akienkurs wieder über die Schwelle gehievt (Schlusskurse an 30 Tagen von mindestens 1$)
Gekauft wurden außerdem konjunktursensible Transportwerte wie Eisenbahnen:
Union Pacific kletterte 3,4 Prozent auf 62,04 Dollar.
Burlington Northern Santa Fe gewann 2,1 Prozent auf 84,23 Dollar.
Das galt auch für die Airlines, obwohl der Ölpreise weider ins Plus schwenkte:
Continental plus 2,4 Prozent auf 13,70 Dollar.
Delta Air Lines plus 3,2 Prozent auf 7,39 Dollar.
Gekauft wurden außerdem die Eigenheimbauer
Lennar plus 4,2 Prozent auf 15,10 Dollar.
Flops:
Abercrombie & Fitch rutschte 2,6 Prozent auf 30,17 Dollar. Der Fashionhändler, der sich vor allem an Teens richtet, wurde bei der Citigroup von Hold auf Sell gesenkt, das Kursziel von $33 auf $24. Analystin Kimberly Greenberger schrieb dazu, sie rechne damit, dass sich die Verkaufszahlen weiter verschlechtern.
Nasdaq: Cash Maschine
Die technologielastige Computerbörse wurde heute vor allem von den gut aufgelegten Chipwerten nach Norden gezogen. Die wiederum wurden von Intel und Novellus angeregt.
Intel avancierte 1,1 Prozent auf 19,64 Dollar. Der CEO des Chip-Riesens sagte in einem Interview mit der Financial Times, dass alternde PCs (Upgrade-Bedarf) und der bevorstehende Start von Micrsofts neuem Betriebssystem Windows 7 die Unternehmen im kommenden Jahr dazu veranlassen, mehr Geld für Computer auszugeben.
Novellus Systems gewann 2,9 Prozent auf 19,63 Dollar. Der Halbleiter-Ausrüster hob bereits gestern Abend seinen Ausblick an. Die Reaktion der Analysten fällt allerdings durchwachsen aus. Der Broker Needham hob sein Kursziel von $22 auf $24.
Caris & Company bleibt bei Above Average. Das Kursziel geht von $20 auf $23. Die Deutsche Bank bekräftigte allerdings ihr Sell rating, verbesserte jedoch das Kursziel von $10 auf $13.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, kletterte 2,7 Prozent auf 309 Punkte.
Dell verteuerte 2,9 Prozent auf 15,69 Dollar. Anscheinend profitierte der PC-Hersteller ebenfalls von dem Intel-Ausblick.
Das heutige Börsenklima war auch für die Smartphone-Hersteller günstig:
Apple kletterte 2,3 Prozent auf 170,31 Dollar. Das iPhone ist eine Cash Maschine. Das sagt jedenfalls Vincent Rech, Analyst der Société Générale. Rech schraubte heute sein Kursziel für die Kalifornier von $170 auf $225.
In einer heute veröffentlichen Research-Notiz vertrat der Analyst die Auffassung, dass die Wall Street die Gewinne, die die Kult-Technologieschmiede aus dem Smartphone zieht, weit unterschätzt. Die Bruttogewinn-Marge des Hochleistungs-Handys liege bei 60%, die restlichen Apple-Geschäfte werfen laut Rech 33% ab. Das iPhone trage 28% zu den Konzernumsätzen bei, in 2012 steige der Anteil über 40%.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 2,1 Prozent auf 77,55 Dollar.
Palm gewann 2,8 Prozent auf 14,61 Dollar.
Ciena sprang 5 Prozent auf 13,65 Dollar. Der Netzwerkausrüster wurde bei Broker Avondale von “market perform” auf “market outperform” aufgewertet mit Kurziel $18.00.
Internet: Rücktritt in China
Amazon.com avancierte 0,5 Prozent auf 78,87 Dollar. Damit setzte die Aktie ihre Underperformance fort. Vielleicht belastete die steigende Arbeitslosigkeit. Außerdem nimmt der Konkurrenzdruck durch Google zu (Buch-Downloads und Filmverleih über Youtube) und der Rivale Wal-Mart dringt in das Geschäft mit Dritten ein, die über Online-Portale Waren verkaufen.
Der Rivale Ebay kletterte dagegen 2,2 Prozent auf 21,91Dollar.
Die Online-Videothek Netflix stieg 1,6 Prozent auf Dollar. Die Aktie war gestern unter Druck geraten. Der Grund: Der Dienstleister bekommt anscheinend noch mehr Wettbewerb. Magazine wie BusinessWeek und Wall Street Journal hatten berichtet, dass die Google-Tochter YouTube angeblich auch in das Geschäft mit dem Leih-Download von Hollywood-Filmen einsteigen will, ein Zukunftsmarkt auch für Netflix.
Heute gaben 2 Broker Rückendeckung für Netflix. Der Broker Kaufman Brothers glaubt, dass die Aktie durch den gestrigen Kursrutsch attraktiver wurde. Den vermeintlichen Konkurrenzdruck durch Google Video hält er für geringfügig. Das Video-Portal habe schon vorher streaming Content verkauft, mit geringem Erfolg, wie der Broker vermutet, und den Dienst schnell wieder eingestellt. Die Nutzer von YouTube seien nicht gewohnt, für die dort angebotenen Inhalte zu bezahlen. Daher sei es fraglich, dass YouTube ein Major Player auf dem Markt für bezahlte Downloads wird.
Der Broker Stifel Nicolaus schloss sich dem an. Netflix biete eine überlegene „Betrachtungs-Erfahrung“ (superior viewing experience). Dazu zähle eine breite Palette an HD-Filmen.
Stifel bekräftige Buy und Kursziel $53.
Google gewann 0,8 Prozent auf 461,10 Dollar. Auf dem gigantischen und rasant wachsenden chinesischem Zukunftsmarkt erlitt der Suchmaschinen-King einen Rückschlag. Financial Times und andere Medien berichten, dass Dr Kai-Fu Lee, Präsident von Google China zurücktrat (mit Wirkung Mitte September). Lee wolle eine eigene Firma starten. Nachfolger sei regionale sales chief, John Liu, hieß es.
Yahoo verteuerte 1,5 Prozent auf 14,50 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, kletterte 4,2 Prozent auf 343,27 Dollar. Vielleicht halfen die steigenden Kurse in Shanghai, vielleicht auch der Rücktritt beim Rivalen Google.
Öl: Vom Aktienmarkt gerettet?
Der Ölpreis pendelte nach den Jobdaten zeitweise unter der Wasserlinie, wurde aber dann anscheinend vom freundlichen Aktienmarkt wieder in die Pluszone gerettet. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich jedenfalls der Oktober-Kontrakt für Crude um 10 Cents und schloss auf 67,97 Dollar.
Gold: Warten vor der Marke 1.000?
Das Gold unternahm gestern ein Angriff auf die Marke 1.000, prallte aber zurück. Der Gold-Kontrakt für Dezember bröckelte heute an der New York Mercantile Exchange um 70 Cents und schloss auf 997,00 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 991,80 Dollar.
Ausblick: Verkürzte Woche
Montag:
Feiertag (Labor Day), Börsen geschlossen
Dienstag:
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche , 20:00 Uhr Beige Book der Fed (wirtschaftliche Lage der Nation)
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Freitag:
16:00 Uhr Lagerbestände Großhandel vom Juli
Bis zum Xetra-Schluss gewann der DAX 1,57 Prozent der DAX auf 5.384 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche blieb allerdings noch ein Minus von 2,4 Prozent. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht eine Verbesserung auf 5.424 Punkte.
An der Spitze schlossen BMW und Daimler.
Zu den Top-Gewinnern zählten auch die Banken. Die Finanzpapiere bewegten sich auch im Schlepptau der freundlich gestimmten Wall Street Finanzwerte. Goldman Sachs beförderte außerdem den Banken-Sektor von "neutral" auf „moderates Overweight". Nach den positiven Gewinn-Überraschungen in den vergangenen zwei Quartalen sollten vor allem die weltweit tätigen Geschäftsbanken noch weiteres Potenzial haben, hieß es. Banken hätten von der steilen Zinskurve profitiert (Abstand zwischen niedrigen kurzfristigen und relativ hohen langfristigen Renditen). Die Commerzbank hatte außerdem diese Woche verkündet, man wolle bereits im kommenden Jahr grüne Zahlen schreiben, ein Jahr früher als erwartet.
Der Flop des Tages hieß Henkel, ohne dass es dafür Nachrichten gab.
Wall Street: Glas halbvoll?
New York (BoerseGo.de) - Ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, hängt wohl auch von der Weltanschauung oder Lebensphilosophie ab. Die Wall Street zeigte sich zunächst unschlüssig, wie sie auf den heutigen durchwachsenen Arbeitsmarkt reagieren soll, fand dann aber anscheinend zunehmend Gefallen daran. Aber alles der Reihe nach:
Heilungsprozess
Der Arbeitsmarktbericht vom August, der konjunkturelle Höhepunkt der abgelaufenen Woche und heute die einzige Meldung von Börsen-Belang, fiel durchwachsen aus:
Verloren gingen 216.000 Jobs. Befürchtet wurde allerdings ein Verlust von 230.000. Das war außerdem die niedrigste Zahl seit dem Untergang der Lehman Brothers und eine deutliche Verbesserung gegenüber den grimmen Winterzahlen.
Der Wermutstropfen war allerdings die Arbeitslosenrate: Die Quote stieg auf 9,7% (Vormonat: 9,4%). Erwartet wurde nur ein Anstieg auf 9,5%.
Im Verlauf der Börsensitzung konzentrierte der Markt sich aber anscheinend zunehmend auf die rückläufigen Jobverluste. „Der Report zeigt, dass in der Wirtschaft ein Heilungsprozess stattfindet“, kommentierte Jeffrey Kleintop, Chief Market Stratege beim Vermögensverwalter LPL Financial gegenüber dem Infodienst TheStreet.com. Kleintop erwartet, dass die Arbeitsmarktzahlen bis Ende des Jahres oder spätestens Anfang kommenden Jahres wieder positiv werden.
Jedenfalls kam die Wall Street im Verlauf richtig in Schwung - und zwar nach oben. Damit knüpfte der Markt fast nahtlos wieder an den gestrigen Schluss-Sprint an. Wall Street Journal und andere Medien berichteten, dass der Rückgang der Arbeitsplatzverluste zu Käufen in konjunkturempfindlichen Sektoren anregte. Der Job-Report führte auch, so das Wall Street Journal, zur Eindeckung von Leerverkäufen, die im Vorfeld getätigt wurden.
Auffällig war, dass der sehr konjunkturempfindlicher Transportsektor, der deshalb als Wegweiser gilt, - wie gestern Abend schon - die Rally mit anführte. Transport-Titel wie Airlines, Eisenbahnen & dergleichen gewannen 2 Prozent.
Noch besser kamen heute die Chip-Titel voran. Beflügelt von einem optimistischen Intel-Ausblick gewann der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, 2,7 Prozent. Das wiederum zog die Nasdaq in die Höhe, der Schwergewichte-Teilindex Nasdaq 100 kletterte 2 Prozent.
Gefragt waren auch die Eigenheim-Bauer (plus 1,4 Prozent), das regte wiederum deren Gläubiger, die Banken an (ebenfalls plus 1,4 Prozent).
Idealer Punkt?
„Es gibt eine enorme Reihe von Daten, die in jüngster Zeit kontinuierlich die Erwartungen schlugen“, erklärte Liam Dalton, CEO des Fondsverwalters Axiom Capital Management in New York gegenüber Bloomberg. „Das hält den Markt hoch“.
Bloomberg zitierte auch die Strategen der Credit Suisse Group und der Bank of America, die die aktuelle Situation als „Sweet Spot“ einstufen. Das lässt sich nur sehr unelegant mit „süßer Punkt“ übersetzen, treffender ist die Wikipedia-Umschreibung „optimaler Bereich“ oder „idealer Punkt“. Anlass: Die Wirtschaftspolitiker signalisieren, dass sie an ihren Stimulierungs-Programmen festhalten, obwohl sich die Weltwirtschaft schon wieder aus der Rezession zieht.
Eine weitere Erklärung für die heutige Stärke gab die Citigroup bereits im Laufe der Woche. „Jeder der auf einen nachhaltigen Rückschlag (Pullback) hofft, um noch Schnäppchen zu finden, dürfte enttäuscht werden ” schrieb Robert Buckland, globaler Stratege der Citigroup, laut Bloomberg. „Das passiert selten in frühen Phasen eines Bullenmarktes, wie diesem“, so Buckland.
Vor dem langen Wochenende (Montag ist Labor Day, also Feiertag) gewann der Dow Jones Industrial Average 1,03 Prozent auf 9.441 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 stieg 1,31 Prozent auf 1.016 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index kletterte 1,79 Prozent auf 2.018 Punkte.
Im Vergleich zur Vorwoche blieben aber noch Verluste:
Dow Jones minus 1,1 Prozent
S&P 500 minus 1,2 Prozent
Nasdaq minus 0,5 Prozent
Dow Jones Average: Gute Stimmung für Technologie
Tops:
General Electric kletterte 3,1 Prozent auf 13,87 Dollar. Der Mischkonzern profitierte wohl von dem gestärkten konjunkturellen Optimismus
Caterpillar stieg 2,4 Prozent auf 46,11 Dollar. Dem Baumaschinen-Riesen half wohl das wachsende Interesse an konjunkturempfindlichen Aktien und die steigende Börse in China, einem enorm wichtigen Absatzmarkt.
Microsoft gewann 2,1 Prozent auf 24,62 Dollar. Der Software-Riese profitierte wohl vom wachsenden Risikoappetit, den Hoffnungen auf sein bald startendes Betriebssystem Windows 7 und dem heutigen Intel-Ausblick, der gute Stimmung für Technologie machte.
Flops:
Nur 2 Papiere schnitten im Minus ab, wenn auch nur im homöopathischen Bereich:
Wal-Mart minus 0,12 Prozent
Procter & Gamble minus 0,02 Prozent
Vermutlich waren die beiden Papiere wegen ihres defensiven Charakters weniger gefragt, da heute konjunktursensible Papiere gekauft wurden.
S&P 500: Wetten auf die Konjunktur
Tops:
Der Banken ETF Financial Select Sector SPDR gewann 1,1 Prozent.
Fannie Mae setzt heute die Rally der Vortage mit plus 7,9 Prozent auf 1,77 Dollar fort. Der vom Staat gestützten beinahe untergegangenen Hypohtekenbank bleibt ein Delisting von der New York Stock Exchange erspart. Die Rally der Vortage hat den Akienkurs wieder über die Schwelle gehievt (Schlusskurse an 30 Tagen von mindestens 1$)
Gekauft wurden außerdem konjunktursensible Transportwerte wie Eisenbahnen:
Union Pacific kletterte 3,4 Prozent auf 62,04 Dollar.
Burlington Northern Santa Fe gewann 2,1 Prozent auf 84,23 Dollar.
Das galt auch für die Airlines, obwohl der Ölpreise weider ins Plus schwenkte:
Continental plus 2,4 Prozent auf 13,70 Dollar.
Delta Air Lines plus 3,2 Prozent auf 7,39 Dollar.
Gekauft wurden außerdem die Eigenheimbauer
Lennar plus 4,2 Prozent auf 15,10 Dollar.
Flops:
Abercrombie & Fitch rutschte 2,6 Prozent auf 30,17 Dollar. Der Fashionhändler, der sich vor allem an Teens richtet, wurde bei der Citigroup von Hold auf Sell gesenkt, das Kursziel von $33 auf $24. Analystin Kimberly Greenberger schrieb dazu, sie rechne damit, dass sich die Verkaufszahlen weiter verschlechtern.
Nasdaq: Cash Maschine
Die technologielastige Computerbörse wurde heute vor allem von den gut aufgelegten Chipwerten nach Norden gezogen. Die wiederum wurden von Intel und Novellus angeregt.
Intel avancierte 1,1 Prozent auf 19,64 Dollar. Der CEO des Chip-Riesens sagte in einem Interview mit der Financial Times, dass alternde PCs (Upgrade-Bedarf) und der bevorstehende Start von Micrsofts neuem Betriebssystem Windows 7 die Unternehmen im kommenden Jahr dazu veranlassen, mehr Geld für Computer auszugeben.
Novellus Systems gewann 2,9 Prozent auf 19,63 Dollar. Der Halbleiter-Ausrüster hob bereits gestern Abend seinen Ausblick an. Die Reaktion der Analysten fällt allerdings durchwachsen aus. Der Broker Needham hob sein Kursziel von $22 auf $24.
Caris & Company bleibt bei Above Average. Das Kursziel geht von $20 auf $23. Die Deutsche Bank bekräftigte allerdings ihr Sell rating, verbesserte jedoch das Kursziel von $10 auf $13.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, kletterte 2,7 Prozent auf 309 Punkte.
Dell verteuerte 2,9 Prozent auf 15,69 Dollar. Anscheinend profitierte der PC-Hersteller ebenfalls von dem Intel-Ausblick.
Das heutige Börsenklima war auch für die Smartphone-Hersteller günstig:
Apple kletterte 2,3 Prozent auf 170,31 Dollar. Das iPhone ist eine Cash Maschine. Das sagt jedenfalls Vincent Rech, Analyst der Société Générale. Rech schraubte heute sein Kursziel für die Kalifornier von $170 auf $225.
In einer heute veröffentlichen Research-Notiz vertrat der Analyst die Auffassung, dass die Wall Street die Gewinne, die die Kult-Technologieschmiede aus dem Smartphone zieht, weit unterschätzt. Die Bruttogewinn-Marge des Hochleistungs-Handys liege bei 60%, die restlichen Apple-Geschäfte werfen laut Rech 33% ab. Das iPhone trage 28% zu den Konzernumsätzen bei, in 2012 steige der Anteil über 40%.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 2,1 Prozent auf 77,55 Dollar.
Palm gewann 2,8 Prozent auf 14,61 Dollar.
Ciena sprang 5 Prozent auf 13,65 Dollar. Der Netzwerkausrüster wurde bei Broker Avondale von “market perform” auf “market outperform” aufgewertet mit Kurziel $18.00.
Internet: Rücktritt in China
Amazon.com avancierte 0,5 Prozent auf 78,87 Dollar. Damit setzte die Aktie ihre Underperformance fort. Vielleicht belastete die steigende Arbeitslosigkeit. Außerdem nimmt der Konkurrenzdruck durch Google zu (Buch-Downloads und Filmverleih über Youtube) und der Rivale Wal-Mart dringt in das Geschäft mit Dritten ein, die über Online-Portale Waren verkaufen.
Der Rivale Ebay kletterte dagegen 2,2 Prozent auf 21,91Dollar.
Die Online-Videothek Netflix stieg 1,6 Prozent auf Dollar. Die Aktie war gestern unter Druck geraten. Der Grund: Der Dienstleister bekommt anscheinend noch mehr Wettbewerb. Magazine wie BusinessWeek und Wall Street Journal hatten berichtet, dass die Google-Tochter YouTube angeblich auch in das Geschäft mit dem Leih-Download von Hollywood-Filmen einsteigen will, ein Zukunftsmarkt auch für Netflix.
Heute gaben 2 Broker Rückendeckung für Netflix. Der Broker Kaufman Brothers glaubt, dass die Aktie durch den gestrigen Kursrutsch attraktiver wurde. Den vermeintlichen Konkurrenzdruck durch Google Video hält er für geringfügig. Das Video-Portal habe schon vorher streaming Content verkauft, mit geringem Erfolg, wie der Broker vermutet, und den Dienst schnell wieder eingestellt. Die Nutzer von YouTube seien nicht gewohnt, für die dort angebotenen Inhalte zu bezahlen. Daher sei es fraglich, dass YouTube ein Major Player auf dem Markt für bezahlte Downloads wird.
Der Broker Stifel Nicolaus schloss sich dem an. Netflix biete eine überlegene „Betrachtungs-Erfahrung“ (superior viewing experience). Dazu zähle eine breite Palette an HD-Filmen.
Stifel bekräftige Buy und Kursziel $53.
Google gewann 0,8 Prozent auf 461,10 Dollar. Auf dem gigantischen und rasant wachsenden chinesischem Zukunftsmarkt erlitt der Suchmaschinen-King einen Rückschlag. Financial Times und andere Medien berichten, dass Dr Kai-Fu Lee, Präsident von Google China zurücktrat (mit Wirkung Mitte September). Lee wolle eine eigene Firma starten. Nachfolger sei regionale sales chief, John Liu, hieß es.
Yahoo verteuerte 1,5 Prozent auf 14,50 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, kletterte 4,2 Prozent auf 343,27 Dollar. Vielleicht halfen die steigenden Kurse in Shanghai, vielleicht auch der Rücktritt beim Rivalen Google.
Öl: Vom Aktienmarkt gerettet?
Der Ölpreis pendelte nach den Jobdaten zeitweise unter der Wasserlinie, wurde aber dann anscheinend vom freundlichen Aktienmarkt wieder in die Pluszone gerettet. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich jedenfalls der Oktober-Kontrakt für Crude um 10 Cents und schloss auf 67,97 Dollar.
Gold: Warten vor der Marke 1.000?
Das Gold unternahm gestern ein Angriff auf die Marke 1.000, prallte aber zurück. Der Gold-Kontrakt für Dezember bröckelte heute an der New York Mercantile Exchange um 70 Cents und schloss auf 997,00 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 991,80 Dollar.
Ausblick: Verkürzte Woche
Montag:
Feiertag (Labor Day), Börsen geschlossen
Dienstag:
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche , 20:00 Uhr Beige Book der Fed (wirtschaftliche Lage der Nation)
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Freitag:
16:00 Uhr Lagerbestände Großhandel vom Juli
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)