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Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Japan ist anders

DJ Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Japan ist anders

7. September 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vielleicht ändert sich das 
Bild von Japan ja jetzt. Nach dem erdrutschartigen Sieg von Yukio Hatoyama 
bei den Wahlen am letzten Wochenende, keimt bei manchen die Hoffnung auf, 
dass das "verlorene Jahrzehnt" endlich zu Ende gehen könnte. Dies 
ausgerechnet zu einer Zeit, in der im Westen immer noch die Angst vor 
japanischen Verhältnissen umgeht. Die Vertreter dieser These haben dabei 
das Bild einer langfristigen Depression und Deflation vor Augen. Aber ist 
das wirklich das japanische Modell? Müssen wir uns im Westen auf so etwas 
einstellen? Ich habe mir dazu einmal die langfristige Entwicklung in Japan 
angeschaut. Das Ergebnis hat mich selbst überrascht - in mancherlei 
Hinsicht. 
 
Das Wachstum der japanischen Wirtschaft in den letzten 50 Jahren kann man 
grob in drei Perioden einteilen. Die erste reicht bis zur é-lkrise 1973. Das 
war ein langer Boom mit Wachstumsraten von im Schnitt 9 Prozent. Wenn es 
einmal Einbrüche gab, dann ging die Expansion gerade einmal auf 5 % 
zurück. Das erinnert sehr an die Dynamik, die wir heute in China 
beobachten. Es war der "Take Off" in die Industrialisierung. Solche Zeiten 
gab es in allen entwickelten Ländern. Sie dauern eine Weile, gehen dann 
aber auch wieder zu Ende. Das gilt natürlich auch für den Boom in China. 
Wir sollten daher vorsichtig sein, die dortige Entwicklung einfach in die 
Zukunft zu extrapolieren. 
 
Die zweite Phase dauerte von der é-lkrise bis zum Platzen der Blase auf den 
Immobilien- und Aktienmärkten in 1990. In dieser Zeit war das Wachstum zwar 
immer noch hoch (im Schnitt knapp 4 Prozent real), aber schon wesentlich 
langsamer. Auch waren die Schwankungen von einem Jahr zum anderen höher. 
Japan wurde ein reifes Industrieland. Seine Wachstumsraten glichen denen der 
Vereinigten Staaten. 
 
Dann kam die dritte Phase, das sogenannte "verlorene Jahrzehnt" (das 
allerdings nicht nur zehn Jahre dauerte, sondern fast zwanzig). Wie die 
Graphik zeigt, war es freilich kein "L", wie heute oft gesagt wird. Nach dem 
Fall in die Rezession gab es nicht nur Stagnation und Depression. Die 
Entwicklung sah vielmehr aus wie ein "W". 
 
Nach dem Platzen der Blase kam es zuerst zu einem tiefen Fall in die 
Rezession. Dann ging es wieder nach oben, mit Wachstumsraten von 2 bis 3 
Prozent. Dann kam aber wieder ein Einbruch von 2 Prozent. So setzte sich die 
Entwicklung fort: Immer eine Zeitlang nach oben, dann wieder Stagnation oder 
gar Rezession und dann wieder nach oben. Das ist das perfekte "W" mit vielen 
kleinen Aufs und Abs. Allerdings fehlte der große finale Aufstrich, der 
eigentlich zu einem richtigen "W" gehört. Insgesamt ergab sich in dieser 
Zeit eine durchschnittliche Wachstumsrate von etwas über 1 Prozent. 
 
Es ist diese Art von Entwicklung, die ich mir auch für Länder in Europa, 
insbesondere auch Deutschland, in den nächsten Jahren vorstellen kann. Es 
wird keine lang anhaltende Depression oder Rezession geben. Dafür gibt es 
zu viel ungesättigte Nachfrage auf den Weltmärkten, zu viele dynamische 
Unternehmen, die auch den technischen Fortschritt vorantreiben, und zu 
ungeduldige Politiker, die verhindern wollen, dass das Wachstum abbricht. 
Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Es gibt aber auch kein starkes 
Wachstum. 
 
Die Wirtschaft dümpelt vielmehr unter erheblichen Schwankungen vor sich 
hin. Mal geht es einige Quartale nach oben und viele denken, jetzt ist 
endlich der Durchbruch geschafft. Dann machen sich wieder die vielen 
strukturellen Ungleichgewichte bemerkbar und die Konjunktur stürzt ab. So 
wiederholt sich das immer wieder. Man könnte auch von einem neuen Zyklus 
sprechen. Er ist allerdings kürzer als die bisherigen Zyklen. Der richtige 
Durchbruch nach oben findet jedenfalls nicht statt. Dazu fehlt es jedenfalls 
in Europa an der notwendigen Bereitschaft, festgefahrene Strukturen zu 
verändern und zu neuen Ufern aufzubrechen. 
 
Interessant ist auch ein Blick auf die japanischen Aktien in dieser Zeit. 
Die Kurse sind bis 1990 kontinuierlich gestiegen. Sie stürzten dann aber 
drastisch ab und erreichten seitdem nie wieder das zuvor erreichte Niveau. 
In den USA und in Europa war das anders. 
 
Hier sind die Kurse zunächst - wie vorher in Japan - bis auf die 
Höchststände der "New Economy" nach oben gegangen. Dann folgten ein 
Rückgang und eine erneute Hausse. Die vorherigen Höchststände wurden 2008 
ein zweites Mal erreicht. Wenn es richtig sein sollte, dass wir jetzt in die 
Entwicklung Japans einschwenken, könnte es dann nicht sein, dass wir nicht 
noch einmal auf die alten Höchststände zurückkommen? 
 
Das wäre sicher eine herbe Enttäuschung. Es ist auch nicht sehr 
wahrscheinlich, weil die éoebertreibungen an den japanischen Börsen in den 
achtziger Jahren viel größer waren. Andererseits sollte man nicht 
übersehen, dass es in Japan nach dem Platzen der Blase an den Börsen immer 
noch erhebliche Schwankungen nach oben und unten gab. Investoren konnten 
durch Kauf bei niedrigen Kursen und Verkauf an den Spitzen gut Geld 
verdienen. Von Anfang 2003 bis 2007/8 beispielsweise hat sich der japanische 
Nikkei-Index insgesamt mehr als verdoppelt. 
 
Es bleibt aber eine wichtige Lehre für den Anleger. Er kann nicht mehr 
darauf vertrauen, dass es mit den Aktien so wie in der Vergangenheit 
kontinuierlich nach oben geht. Die alte "Buy & Hold-Strategie" ist 
überholt. Das bedeutet auch, dass ein unverändertes Aktienportfolio per se 
nicht mehr unbedingt die einzig richtige Strategie für die Vorsorge für 
das Alter ist. Aber verdienen kann man am Aktienmarkt immer noch. 
 
© 7. September 2009/Martin Hüfner 
 
Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon Asset Management 
S.A. Er war viele Jahre Chefvolkswirt beziehungsweise Senior Economist bei 
der HypoVereinsbank und der Deutschen Bank. In Brüssel leitete er den 
renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der 
Europäischen Bankenvereinigung. Hüfner schreibt für große internationale 
Zeitungen wie die Neue Züricher Zeitung oder die Schweizer Finanz und 
Wirtschaft sowie für große Zeitungen in Deutschland. Er ist Autor mehrerer 
Bücher, u. a. "Europa - Die Macht von Morgen" und "Comeback für 
Deutschland". 
 
Disclaimer 
Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von 
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Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der hierin 
enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung 
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(END) Dow Jones Newswires

September 07, 2009 05:30 ET (09:30 GMT)

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© 2009 Dow Jones News
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