Die Welt steckt in der der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, ausgelöst durch die windigen Geschäfte der Finanzjongleure. Von Reue war aber kaum etwas zu spüren bei den 400 Sparkassen-Vorständen, Privatbankiers und Investmentbankern, die sich zur diesjährigen "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt versammelt hatten. Es herrschte beinahe schon wieder Alltag. Selbstkritische Töne waren die absolute Ausnahme.
"Du siehst aber auch nicht gerade aus wie ein Krisenverlierer", raunte ein Teilnehmer seinem sichtlich erholten Vordermann am Buffett zu. Und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass die Branche in den vergangenen zwölf Monaten mehrere hundert Milliarden Euro in den Sand gesetzt hat: Die Maßanzüge saßen perfekt, Essen gab es reichlich und das Ambiente war so schick wie eh und je.
Allenfalls ein paar leer gebliebene Plätze deuteten darauf hin, dass in der Welt da draußen etwas passiert sein musste: Dass Millionen Fabrikarbeiter derzeit wegen fehlender Aufträge Zuhause bleiben müssen, dass viele Menschen ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können und dass sich der Staat zur Rettung der Finanzbranche massiv überschuldet hat.
ACKERMANN MIT STARKEM TOBAK
"Ja, es gibt leider Bankenvertreter, die so tun, als ob die Banken noch nichts dazugelernt haben", eröffnete Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Tagung. Ein Seitenhieb auf Commerzbank-Chef Martin Blessing, der jüngst die Sorge geäußert hatte, dass die Krise vielleicht zu kurz gewesen sei, um ein Umdenken herbeizuführen.
Sicherlich seien Fehler gemacht worden, räumte Ackermann ein. Aber die nötigen Reformen liefen an, also Schwamm drüber und nach vorne blicken - so lautete der Tenor der Rede von Deutschlands wichtigstem Banker, der gleichzeitig Präsident des mächtigen Internationalen Bankenverbandes IIF ist. Widerspruch aus dem Saal gab es keinen.
TOP-BANKER REDEN BRANCHE INS GEWISSEN
Nur vereinzelt waren kritische Töne zu hören. Mit dem HSBC-Verwaltungsratschef Stephen Green zeigte ausgerechnet einer der so viel gescholtenen anglo-amerikanischen Top-Banker Verständnis für die Wut der Bevölkerung auf die Finanzbranche. "Der öffentliche Zorn auf die Bankervergütung, die um ein vielfaches über der von Arbeitern liegt, ist nachvollziehbar", sagte Green. "Die Banken müssen zu einer neuen Wertvorstellung finden", sagte der gläubige Manager, der auch in der anglikanischen Kirche predigt.
Der Chef der Erste Bank aus Österreich, Andreas Treichl, warf seinen Branchenkollegen vor, die Augen vor den Problemen zu verschließen. Früher sei Banker einer der angesehendsten Berufe gewesen, heute liege das Ansehen auf dem Niveau von Politikern. "Ich bin der Meinung, dass wir das nicht ernst genug nehmen." In die gleiche Kerbe schlug Urs Rohner, zweiter Mann bei der Credit Suisse: "Wir werden alle hart daran arbeiten müssen, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen."/das/zb/gr/tw
--- Von Daniel Schnettler und Bernd Zeberl, dpa-AFX ---
ISIN CH0012138530 DE0005140008 GB0005405286 AT0000652011
AXC0037 2009-09-09/09:45