DJ IfW: Euroraum-BIP sinkt 2009 um 3,7% und steigt 2010 um 0,8%
BERLIN (Dow Jones)--Das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) erwartet für den Euroraum in diesem Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 3,7%, im kommenden dann aber wieder einen Anstieg um 0,8%. "Die Wirtschaft im Euroraum dürfte im dritten Quartal dieses Jahres wieder expandieren", erklärten die Kieler Ökonomen am Mittwoch in ihrer jüngsten Konjunkturprognose. Darauf deuteten Indikatoren wie die Industrieproduktion oder die Auftragseingänge hin.
Die sich für das laufende Quartal abzeichnende positive Entwicklung werde im vierten Quartal anhalten. "Für 2010 erwarten wir eine Fortsetzung der konjunkturellen Expansion", schrieben die Ökonomen. Die Erholung dürfte dabei im übrigen Euroraum schwächer verlaufen als in Deutschland. Zum einen werde sie getragen von der Wiederbelebung des Welthandels, von der die deutsche Wirtschaft aufgrund ihrer exportlastigen Struktur überdurchschnittlich profitieren dürfte. Zum anderen gebe es in einer Reihe von Ländern des übrigen Euroraums strukturelle Anpassungsprozesse, mit denen makroökonomische Ungleichgewichte reduziert würden.
Für die Weltproduktion insgesamt erwarteten die Volkswirte des IfW angesichts einer international weitgehend synchron erfolgenden Belebung einen "recht kräftigen Anstieg" im zweiten Halbjahr. Im nächsten Jahr dürfte die konjunkturelle Dynamik insgesamt jedoch eher mäßig ausfallen. "Die Probleme im internationalen Finanzsystem sind noch nicht überwunden, und die Korrektur der gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichte belastet die Konjunktur wohl noch geraume Zeit" konstatierten die Wirtschaftsforscher.
Insgesamt rechneten sie damit, "dass dem Rückgang der Weltproduktion um 1,2% in diesem Jahr ein Anstieg um 2,8% im nächsten Jahr folgt". Damit erhöhte das IfW seine Prognose vom Juni für 2009 um 0,3 Prozentpunkte und für 2010 um 0,5 Prozentpunkte, "vor allem weil die Erholung etwas früher und kräftiger eingesetzt hat und die konjunkturelle Dynamik im laufenden Jahr stärker ist als erwartet". Der Welthandel dürfte in diesem Jahr mit einer Rate von 12,5% etwas weniger schrumpfen (Juni-Prognose: minus 14%) und im kommenden Jahr um rund 5% zulegen.
Der Verbraucherpreisauftrieb bleibt nach der Prognose infolge der niedrigen gesamtwirtschaftlichen Kapazitätsauslastung auch im kommenden Jahr weltweit recht gering; die Kernrate dürfte sogar weiter sinken. Allerdings würden ein nach Annahme des IfW 2010 mit 75 USD je Fass wieder deutlich höherer Ölpreis sowie anziehende Preise bei den übrigen Industrierohstoffen wohl dazu führen, dass die Inflationsrate im kommenden Jahr "insgesamt wieder etwas höher ausfällt als im laufenden Jahr".
Für die USA sagten die Kieler Ökonomen 2009 einen BIP-Rückgang um 2,5% voraus und 2010 einen Anstieg um 2,0%, für Japan dieses Jahr ein BIP-Minus um 5,4% und nächstes ein Plus von 1,2% und für Großbritannien 2009 eine Schrumpfung um 4,5% und 2010 um 0,5%.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com DJG/ank/hab
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September 09, 2009 05:11 ET (09:11 GMT)
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