11. September 2009. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die Musik spielt derzeit bei den Unternehmensanleihen. Anleger nehmen für eine bessere Rendite wieder mehr Risiko in Kauf. Gut verzinste Neuemissionen treffen auf hohe Nachfrage.
Optimismus macht sich in dieser Woche an den Börsen breit. Denn obwohl der Goldpreis die 1000 US-Dollarmarke nach oben durchbrochen hat und sich der US-Dollar sich gegenüber dem Euro auf Talfahrt befindet, erreicht der Leitindex DAX® neue Jahreshöchststände. "Diese positive Stimmung überträgt sich auch auf die Käufer von Unternehmensanleihen, die eindeutig das Geschehen am Rentenmarkt bestimmen", berichtet Arthur Brunnner von ICF Kursmakler.
Im Schatten der haussierenden Aktienmärkte hat der Rentenmarkt aber leichte Einbußen hinnehmen müssen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe hat im Vergleich zur Vorwoche um 7,5 Basispunkte auf 3,322 Prozent zugelegt. Die Renditeabstände von Pfandbriefen zu Bundesanleihen ist nahezu unverändert bei etwa 40 Basispunkten geblieben.
Laut Angaben der Market Maker im Handel mit Renten-ETFs von der HypoVereinsbank haben Anleger in dieser Woche den Jumbo-Pfandbrief-ETF (WKN 263526) vorwiegend verkauft. Stattdessen setzen sie verstärkt auf europäische Staatsanleihen. Hier allerdings über einen breiteren Laufzeitenbereich mit dem iShares iBoxx Liquid Sovereigns 1,5-10,5 Jahre (WKN A0H078).
Belebung des Neuemisssionsgeschäfts
"Der Fokus liegt eindeutig bei neu emittierten Corporate Bonds, von denen vor allem zwei Anleihen aus dem Automobilsektor auf sehr große Nachfrage stießen", berichtet Brunner. Fiat habe am Dienstag eine fünfjährige Anleihe im Volumen von 1,25 Milliarden Euro platziert (WKN A1AMFU). Der Kupon beträgt 7,625 Prozent und die Anleihe läuft bis September 2009. Die anfängliche Rendite lag 544 Basispunkte über der der vergleichbaren Bundesanleihe. "Das Papier stieß auf so große Nachfrage, dass es aktuell bei 100,90 notiert, der Ausgabepreis lag bei 99,498", erinnert sich der Skontroführer. Ebenso hat BMW diese Woche eine fünfjährige Anleihe mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro auf den Markt gebracht (WKN A1AMFR). Allerdings beträgt der Kupon hier nur 4 Prozent. Aktuell notiert das Papier mit 100,59 ebenfalls deutlich über dem Ausgabekurs von 99,80.
"Wir beobachten eine Wiederbelebung des Neuemissionsgeschäft, nachdem es in den Sommermonaten wie immer ruhig zugegangen ist", fügt Daniel Förtsch von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig an. Förtsch rechnet für die kommenden Monate noch mit einer weiteren Zunahme in diesem Marktsegment. "Mittelfristig gehen die Marktteilnehmer wieder von steigenden Zinsen aus und die Unternehmen wollen sich das jetzt noch Kapital zu günstigen Konditionen sichern." Zudem sei zu beobachten, dass Investoren wieder vermehrt nach spekulativeren Anleihen greifen würden, angesichts der mageren Renditen, die Bundespapiere abwerfen.
Auf große Nachfrage stieß auch eine neue Hybridanleihe der Deutschen Bank (WKN A1ALVC). Ohne Laufzeitbegrenzung und mit einem Kupon von 9,5 Prozent ausgestattet notiert die Anleihe bereits 2 Prozent über dem Emissionskurs. "Hybridanleihen, die in der vergangenen Woche durch die Neuemission unter Druck geraten waren, z. B das Schwesterpapier, das mit 8 Prozent verzinst ist, haben sich beinahe wieder bis pari erholt", meint ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank.
Die Hypo Real Estate-Nachfolgerin Deutsche Pfandbriefbank hat erstmals in diesem Jahr einen Pfandbrief im Volumen von 1,5 Milliarden Euro (WKN A0Z21P) platziert. Auch dieses Papier hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ist im September 2014 fällig. Der Kupon beträgt 3,125 Prozent. "Die aktuelle Notierung liegt hier mit 99,92, aber nur leicht über dem Ausgabepreis von 99,69", weiß Brunner. Die anfängliche Rendite habe hier 82,4 Basispunkte über der der vergleichbaren Bundesanleihe gelegen.
Venezuela punktet
In dieser Woche ist eine Euro-Anleihe aus Venezuela (WKN A0DZ45) um rund 5 Prozent im Kurs gestiegen und notiert nun bei 75,5 Prozent. "Der feste Ölpreis und die wenigen Stücke, die am Markt zu haben sind, haben den Preis nach oben getrieben", erklärt Förtsch. Das Papier läuft noch bis März 2015, ist mit 4 Prozent verzinst und wirft derzeit eine Rendite von 13,72 Prozent ab.
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© 11. September 2009/ Dorothee Liebing
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