DJ DEVISEN-AUSBLICK/Euro geht mit Schwung in die kommende Woche
FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem der Euro in den vergangenen Tagen aus seiner alten Handelsspanne zum Dollar nach oben ausgebrochen ist, dürfte die Gemeinschaftswährung ihren Anstieg auch in der kommenden Woche fortsetzen. Dem Euro kommt dabei zugute, dass er bei seinem Gipfelsturm wichtige technische Marken überrannt hat. Devisenanalysten wie Antje Praefcke von der Commerzbank rechnen daher damit, dass die Gemeinschaftswährung zunächst das Verlaufshoch vom 18. Dezember vergangenen Jahres bei 1,4723 USD testen wird.
"Die wirtschaftlichen Gegebenheiten können den Dollar-Pessimismus aber nicht erklären", sagt Praefcke. Ihrer Ansicht nach sollten die in der kommenden Woche anstehenden US-Konjunkturdaten vielmehr bestätigen, dass die US-Wirtschaft die Rezession überwunden hat und im dritten Quartal wieder kräftig wachsen wird. Und auch wenn die "großen" Indikatoren fehlen, ist die Agenda der makroökonomischen Kennziffern in der kommenden Woche vergleichsweise gut bestückt.
Allerdings startet die Konjunkturseite faktisch erst am Dienstag in die neue Woche. Dann stehen aus Deutschland zunächst die ZEW-Konjunkturerwartungen für September auf dem Programm. Die Volkswirte von der Commerzbank rechnen dabei lediglich mit einem leichten Anstieg des entsprechenden Index auf 60,0 von 56,1 Punkten im Vormonat.
Das Lager der Konjunkturoptimisten unter den Analysten habe wohl kaum noch Zulauf erhalten, darauf deuteten zumindest die Ergebnisse der Sentix-Umfrage für den Euroraum hin. Die zuletzt wieder etwas positivere Entwicklung an den Aktienmärkten werde die ZEW-Konjunkturerwartungen wohl dennoch etwas freundlicher ausfallen lassen.
Aus den USA ist dann am Nachmittag der Empire-State-Index für September avisiert, ein Maß für die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der Region New York. Wesentlich stärkere Beachtung dürften allerdings die Einzelhandelsumsätze im August erfahren. Die US-Version der Abwrackprämie werde sich in dem erwarteten Plus von 1,7% gegenüber dem Vormonat bemerkbar machen, glauben die Commerzbank-Ökonomen.
Ohne Berücksichtigung des Automobilabsatzes dürften die Umsätze ihrer Ansicht nach jedoch lediglich stagniert haben. Hier schlage sich auch nieder, dass Autos zum Teil auf Kosten anderer Konsumgüter erworben worden seien. Schließlich schränkten die anhaltend schwierige Lage am US-Arbeitsmarkt und die geringen Lohnzuwächse den Spielraum der Verbraucher vorerst stark ein.
Am Mittwoch werden die Börsianer gespannt auf die Entwicklung der US-Verbraucherpreise im August schauen. Sie dürften einen weiteren Hinweis darauf geben, ob die Federal Reserve ihre Politik des extrem billigen Geldes fortsetzen kann, oder aufgrund sich abzeichnenden Preisdrucks bald zu einer strafferen Geldpolitik übergehen muss.
Darüber hinaus steht aus den USA die Industrieproduktion im August auf der Agenda. Die Volkswirte der Commerzbank prognostizieren einen Anstieg um 1,2% gegenüber Juli. Dies wäre der zweite monatliche Anstieg in Folge, nachdem die Produktion zwischen Dezember 2007 und Juni 2009 um 15% eingebrochen ist. Dieser Umschwung sei einerseits durch einen Aufbau von Lagerbeständen, andererseits von einer sich angesichts der US-Abwrackprämie wieder ausweitenden Automobilproduktion ausgelöst worden.
Nachdem die Konjunkturwoche erst am Dienstag begonnen hat, endet sie praktisch auch schon am Donnerstag. Dann werden die Baugenehmigungen und Baubeginne in den USA im August veröffentlicht. Die Commerzbank erwartet bei den Baubeginnen einen leichten Anstieg auf 590.000, bei den Baugenehmigungen prognostizieren sie eine Zunahme auf 575.000. Offensichtlich seien die Exzesse der Vergangenheit inzwischen größtenteils bereinigt; zumindest nähmen die Baubeginne und Baugenehmigungen seit einigen Monaten tendenziell wieder zu.
Darüber hinaus steht mit dem Philly-Fed-Index für September der zweite Stimmungsindikator für das Verarbeitende Gewerbe in einem Distrikt des US-Notenbanksystems an. Wie der Empire-State-Index notiere auch der Philly-Fed-Index mittlerweile im expansiven Bereich und werde im September wohl weiter zulegen, so die Volkswirte der Commerzbank.
"Allerdings bleibt abzuwarten, ob der Markt die erfreulichen US-Daten auch positiv für den Dollar wertet", sagt Devisenanalystin Praefcke. Denn zuletzt haben die Akteure an den Währungsmärkten wieder verstärkt nach dem Muster der Risikotoleranz agiert. Schlechte Nachrichten lassen die Investoren dabei in den vermeintlich sicheren Hafen der US-Staatsanleihen fliehen und sorgen damit für eine anziehende Nachfrage nach Dollar. Gute Nachrichten sorgen hingegen für ein steigendes Interesse an in höher verzinsten Währungen wie dem Euro denominierten Vermögenswerten.
-Von Jörg E. Jäger, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 220, joerg.jaeger@dowjones.com DJG/jej/reh
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September 11, 2009 09:17 ET (13:17 GMT)
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