
DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zu Commerzbank/Veröffentlichungspflichten - vorab 14.9.2009
Commerzbank - Wissen ist Geld Es war eine gute Nachricht, mit der die Commerzbank vergangene Woche auf sich aufmerksam machte. Deutschlands zweitgrößte Bank, die vom Staat mit Garantien und direkten Kapitalhilfen gestützt wird, kann auf eine ihrer Krücken verzichten: Das Institut fühlt sich wieder stark genug, sich aus eigener Kraft zu refinanzieren, und hat die restlichen 5 Mrd. E an nicht ausgenutzten Garantien an den Bund zurückgegeben. Das Problem an der frohen Kunde aus Frankfurt ist nur, dass Bankchef Martin Blessing sie eher beiläufig öffentlich gemacht hat. Wenn die Publizitätspflicht für börsennotierte Unternehmen Sinn ergeben soll, darf eine Information dieser Bedeutung nicht mal eben auf einem öffentlichen Termin fallen gelassen werden. Genau für solche Fälle gibt es den Kommunikationsweg per Ad-hoc-Mitteilung, damit alle Marktteilnehmer zur gleichen Zeit den gleichen Kenntnisstand haben. Formal mögen sich die Bank und die Finanzaufsicht BaFin darauf berufen, dass das Wertpapierhandelsgesetz viel zu schwammig bleibt bei der Frage, welche Insiderinformationen geeignet sind, die Kurse zu beeinflussen - und daher ad hoc veröffentlicht werden müssen. Wenn eine Bank staatliche Hilfen zurückgibt, muss jedoch klar sein, dass diese Nachricht zumindest geeignet ist, die Börse zu bewegen: Die Kursexplosion von knapp 16 Prozent spricht da Bände. Wenig überzeugend ist auch das Argument, dass es keine Marktreaktion gab, als die Commerzbank vor einigen Wochen verkündete, auf einen ersten Teil ihrer Staatsgarantien zu verzichten. Erfahrung darf keine juristische Kategorie sein. Hinzu kommt, dass es erneut die Commerzbank ist, die in dieser Hinsicht negativ auffällt. Schon den spektakulären Einstieg des Bundes im Januar hatte das Institut erst bekannt gegeben, nachdem Medien bereits darüber berichtet hatten. Umso wichtiger ist, dass das teilverstaatlichte Institut keine Zweifel an seiner Informationspolitik aufkommen lässt - schließlich ist es die Politik, die von den Banken stets größere Transparenz fordert.
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September 13, 2009 12:54 ET (16:54 GMT)
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