17. September 2009. An den internationalen Aktienmärkten herrscht gute Laune. Die Börsen in Europa, den USA und Asien verbuchen weiter satte Gewinne.
Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen zur gestiegenen US-Industrieproduktion und die Bekundung des Chefs der US-Notenbank Ben Bernanke über das Ende der Rezession bekräftigten den Optimismus an den internationalen Handelsplätzen. Für zusätzlichen Schub sorgte die Äußerung der Investorenlegende Warren Buffett, er investiere jetzt verstärkt in Aktien.
Weltweit ließen sich Investoren von seiner Kauflaune mitreißen und deckten sich ein. Der Leitindex DAX® knackte die Marke von 5.700 Punkten und erreicht damit den höchsten Stand seit Oktober 2008.
Diesen Effekt bestätigt Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank "Viele Anleger haben Angst, dem Markt hinterherzulaufen und springen noch mit auf den Zug."
General Electric punktet
Gleich mehrere gute Nachrichten beflügelten den Aktienkurs des US-amerikanischen Mischkonzerns General Electric Co., kurz GE (WKN 851144). Zum einen habe der US-amerikanische Mischkonzern einen Großauftrag aus Kuwait erhalten, weiß Vorhauser. Gemeinsam mit der südkoreanischen Hyundai Heavy Industries solle GE das bisher größte Kraftwerk des arabischen Emirats bauen. Das Gesamtauftragsvolumen für das 2.000 Megawatt-Kraftwerk liege bei ca. 2,7 Milliarden US- Dollar, berichtet Vorhauser. Günstig auf die Bewertung des Unternehmens wirke sich zudem das geplante Listing in China aus. "Damit kann GE zukünftig auf chinesisches Kapital zurückgreifen", kommentiert Vorhauser. Bereits seit August sei bekannt, dass die Chinese Securities Regulatory Commission beabsichtige, eine Plattform für die Listings ausländischer Unternehmen zu gründen.
Ebenfalls positive Wirkung auf die Entwicklung des Aktienkurses zeige die Übernahme des norwegischen Unternehmens ScanWind, ergänzt der Skontroführer für ausländische Aktien an der Börse Frankfurt. Mit dem Erwerb des Entwicklers getriebeloser Windenergie-Anlagen beteilige sich GE nach langjähriger Abstinenz wieder am Geschäft mit Windturbinen auf hoher See. "Der Kauf von ScanWind ist ein wichtiger strategischer Schritt für GE, um eine starke Position im wachsenden Offshore-Markt zu erlangen", betont Vorhauser. Von den guten Nachrichten konnte der Aktienkurs kräftig profitieren und notierte nach einem Plus von über 10 Prozent zur Vorwoche am Donnerstag bei knapp 18 Euro.
Managementwechsel bei Intel
Gute Perspektiven hat eigentlich der weltgrößte Chiphersteller Intel (WKN 855681). "Für 7 Milliarden US-Dollar sollen in den nächsten 15 Monaten Fabriken umgerüstet werden, um dort die neuen 6-Kern-Prozessoren der Westmere-Generation zu bauen. Die 32-Nanometer-CPUs sollen eine um 22 Prozent höhere Leistungsfähigkeit haben und sogar noch Energie sparen", weiß Vorhauser. Leider gäbe es aber ein EU-Bußgeld von 1,06 Milliarden Euro wegen angeblicher Kartellverstöße, das höchste, was die EU je verhängt hat. "Intel versucht immer noch mit allen Mitteln, AMD aus dem Boot zu schubsen. Da soll es Rückvergütungen an die Media Markt/Saturn-Holding geben und Sonder-Rabatte für PC-Hersteller, falls diese zu mindestens 95 Prozent Intel verbauen", berichtet Vorhauser. Im Juli hätte Intel Berufung eingelegt. Nun habe der Chefjustitiar Bruce Sewell seinen Stuhl geräumt und sei zu Apple gegangen. Gleichzeitig habe sich der seit 30 Jahren für Intel arbeitende technische Direktor Pat Gelsinger verabschiedet, der schon 1979 den 486er Prozessor entwickelt hat. Seit Anfang September entwickle sich der Aktienkurs langsam nach unten. Nach einem Hoch von Anfang September von gut 14 Euro notiert er aktuell bei 13,30 Euro.
Oracle mit Umsatzrückgang
Der US-amerikanische Software-Konzern Oracle (WKN 871460) gab am Mittwoch die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2010 bekannt. Umsatzeinbrüche von 22 Prozent bei Datenbanksoftware und Middleware und 23 Prozent bei Beratungsleistungen ließen den Gesamtumsatz um 6,6 Prozent auf 5,1 Milliarden US-Dollar sinken. "Damit blieb Oracle nur knapp hinter den Erwartungen der Analysten zurück, die 5,2 Milliarden US-Dollar erwartet hatten", konkretisiert Jan Vrbsky von der Baader Bank. Durch Kosteneinsparungen hätte Oracle dennoch den Gewinn auf 30 US-Cent je Aktie erhöhen können. Vrbsky glaubt, dass sich die Unternehmen trotz der wieder anziehenden Wirtschaft bei Technik-Investitionen zurückhalten. Die Aktie hätte am Mittwoch an der Nasdaq bei 22 US-Dollar geschlossen, also mit einem Verlust von knapp 3 Prozent. CEO Charles Phillips sei dennoch für das weitere Geschäftsjahr optimistisch, er spräche von einer guten, stabilen Auftragslage, meint der Skontroführer.
Geely Automobile auf Einkaufstour
Der auf Expansionskurs befindliche chinesische Hersteller von Billigstautos, Geely Automobile Holdings (WKN A0CACX), wurde am Mittwoch vom Handel an der Hongkonger Börse ausgesetzt. Laut Vorhauser sei die Unsicherheit über die Größenordnung der bevorstehenden Kapitalerhöhung des Autobauers der Grund. Die Aktie verlor am Mittwoch rund 15 Prozent und ging mit 1,78 Hongkong-Dollar aus dem verkürzten Handel. Geely befinde sich trotz der Aussetzung weiter auf Wachstumskurs: "Immerhin hat sich der Aktienkurs seit dem vierten Quartal 2008 verzehnfacht", betont Vorhauser. Der Autobauer beabsichtige zudem, den schwedischen Autokonzern Volvo zu übernehmen. Man wolle dadurch auf internationale Märkte vordringen und sein Technologie-Know-how erweitern. Die Volvo-Übernahme wäre der zweite Kauf eines ausländischen Autounternehmens. Im März hätte Geely bereits den australischen Autozulieferer Drivetrain Systems International erworben.
Allied Irish Banks: Gute Kurse durch Bad Bank
Die Angst hat erstmal ein Ende: Mit der Nachricht, dass Irland als erster Staat Europas eine "Bad Bank" gründet, um den angeschlagenen Geldhäusern ungedeckte Kredite mit einem Abschlag von 30 Prozent abzukaufen, ist der Kurs der Allied Irish Banks (WKN 861542) am Donnerstag rasant gestiegen. Vrbsky erzählt: "Die Aktie zeichnete heute in der Spitze mit einem Plus von 30 Prozent, aktuell liegt sie bei 3,20 Euro mit 22 Prozent im Plus."
Für die Übernahme der Kredite müsse die irische Regierung etwa 45 Milliarden Euro aufwenden, das sei fast ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Staates, weiß Vrbsky. Der Plan sei wegen der hohen Schuldenlast für Irland auch politisch umstritten, selbst Finanzminister Brian Lenihan gebe zu, dass das Vorgehen riskant sei.
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17. September 2009/Margarethe Dawo
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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