Frankfurt (BoerseGo.de) - Der deutsche Aktienmarkt zeigte heute wenig Angst vor den Hexen. Heute war Verfallstermin für zahlreiche Optionen & Futures auf Indizes und einzelne Aktien. Dieser sogenannte dreifache Hexensabbat (USA: Quadruple Witching) , der vierteljährlich (stets vorletzter Freitag des Quartals) getanzt wird, führt erfahrungsgemäß zu umfangreichen Anpassungsmaßnahmen in den großen Portefeuilles (Fonds, Versicherungen & dergleichen). Heute ging es aber glimpflich ab.
Bis zum Xetra-Schluss büßte der DAX heute 0,48 Prozent auf 5.703 Punkte ein. Im Vergleich zur Vorwoche blieb aber noch ein Gewinn von knapp 1,5 Prozent. Der freundliche Schluss der US-Börsen (nachfolgender Wall Street Bericht) führte nachbörslich zu einer leichten Verbesserung. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht 5.718 Punkte. Damit reduziert sich der Tagesverlust auf 0,23 Prozent.
Tagessieger wurde ausgerechnet der DAX-Absteiger Hannover Rück. Belebend wirkte aber ein positiver Kommentar von Goldman Sachs zum europäischen Versicherungs-Sektor. Die Plätze 2 und 3 gingen an die Deutsche Börse und BASF.
Der Flop des Tages war wieder einmal Volkswagen.
Wall Street: Keine Angst vor den Hexen
New York (BoerseGo.de) - Hexensabbat hin oder her, die Wall Street schloss heute wieder im Plus. Der heutige Tagesgewinn war der 8. in den vergangenen 10 Handelstagen. Seit dem Tief vom 9. März gewann der S&P 500 58 Prozent, der Dow 50 Prozent und die Nasdaq 68 Prozent.
Wohlwollende Analysten-Kommentare
Konjunktur- oder Unternehmensmeldungen von Belang gab es heute nicht. Vielleicht verschaffte das der Flut meist wohlwollender Analysten-Kommentaren besonderes Gehör.
Jedenfalls trugen zahlreiche Broker-Upgrades zu den Kursgewinnen bei, etwa bei Procter & Gamble, Hewlett-Packard, Chevron, Starbucks, Apple oder Bed Bath & Beyond (Wohnungsausstatter), was letztlich auch wieder den Indizes auf die Sprünge half. Barclays Capital hob außerdem seine gesamtwirtschaftliche Wachstumsschätzung (BIP USA) für das erste Quartal 2010 von plus 3 Prozent auf plus 5 Prozent.
Am besten schnitt der Telekommunikations-Sektor ab (plus 2,1 Prozent), der gestern noch der größte Verlierer war. Gefragt waren auch der Bereich Konsum/Haushaltswaren und die gestern noch verschmähten Chip-Werte.
Verlierer gab es dagegen - wenn auch eher homöopathisch - bei Banken und Gold/Silberminen.
Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,37 Prozent auf 9.820 Punkte, das höchste Niveau seit 6. Oktober 2008. Der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gewann 0,26 Prozent auf 1.068 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index verbesserte sich 0,29 Prozent auf 2.132 Punkte.
Im Vergleich zur Vorwoche gab es ebenfalls Gewinne:
Dow Jones plus 2,2 Prozent
S&P 500 plus 2,5 Prozent
Nasdaq plus 2,5 Prozent
So schnell wieder rauf wie runter?
Für die stetige Aufwärtsentwicklung gab es im Laufe der Woche einige Erklärungen:
„Je größer und hässlicher der Bärenmarkt, desto größer ist gewöhnlich das V“, erklärte Kenneth Fisher, Chief Executive Officer bei Fisher Investments die nachhaltige Rally (Bloomberg). Die V-These besagt, dass auf einen steilen Abschwung ein genauso steiler Aufschwung folgt. „Eine normale v-förmige Erholung dauert ein Jahr, und die aktuelle Rally startete erst im März“, fügte Fisher hinzu.
"Es ist bemerkenswert, dass die Wirtschaft heute besser ist als vor einem Jahr, die Kurse sind aber noch niedriger. Das lässt vermuten, dass wir weiterhin Spielraum für steigende Kurse haben," kommentierte Paul Brigandi, Vice President of Trading beim Vermögensverwalter Direxion Funds die aktuelle Situation (CNN Money).
“Der Aktienmarkt ist ein Frühindikator,” sagte David Kelly, Chief Market Strategist bei J.P. Morgan Funds in New York (Bloomberg). “Wir sehen jetzt eine rapide Verbesserung bei den Unternehmensgewinnen. Ich denke, dass der Aktienmarkt das bereits vorwegnimmt“, so Kelly.
“Die Dinge verbessern sich wesentlich schneller als die Leute denken - und das sollte sich Unternehmensgewinnen widerspiegeln, die besser ausfallen als erwartet und steigendem Vertrauen der Investoren,” sagte auch James Paulsen Chief Investment Strategist beim Vermögensverwalter Wells Capital Management (Bloomberg).
Dow Jones Average: Flut von Kaufempfehlungen
Der Dow Jones lebte heute, wie die anderen Indizes, von einer Flut von Kaufempfehlungen
Tops:
Procter & Gamble war heute der King im Dow Jones. Der Haushaltswaren-Riese (Ariel, Gillette, Pampers, Wella) gewann 3,2 Prozent auf 57,32 Dollar. Die Citigroup hob ihr Rating für den Konsumartikel-Hersteller von „Hold“ auf „Buy“ und das Kursziel von $54 auf $66. Das Unternehmen gewinne dank seiner aggressiver Preisgestaltung Marktanteile, hieß es.
Hewlett-Packard stieg 0,96 Prozent auf 46,15 Dollar. Der Broker Stifel Nicolaus & Co. empfahl die Aktien des Weltmarktführerers bei PCs & Druckern vor dem Analysten-Meeting kommenden Donnerstag zu kaufen.
Chevron gewann 0,93 Prozent auf 72,64 Dollar. Die Credit Suisse hob ihr Rating für den Energie-Riesen von „Neutral“ auf Outperform“ und das Kursziel von $70 auf $80. Der Mineralöl-Konzern zählt zu den Schwergewichten des Dow und beeinflusst daher dessen Entwicklung.
S&P 500: Kette von Upgrades
Der S&P profitierte heute von einer Kette von Upgrades
Tops:
Goldman Sachs gewann 1 Prozent auf 183,18 Dollar. Analyst Roger Freeman Barclays Capital sagte heute, die Ex-Investmentbank könnte im 3. Quartal einen Gewinn von 2,3 Mrd. Dollar eingefahren haben, dank der Erholung der Aktienmärkte.
Konsumaktien war heute im Schlepptau von Procter & Gamble gefragt. Die Konzerne profitieren auch von der Dollarschwäche, die die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet steigert:
Philip Morris International verteuerte 1,4 Prozent auf 48,18 Dollar.
PepsiCo stieg 1,8 Prozent auf 59,86 Dollar.
Starbucks kletterte 3,4 Prozent auf 20,76 Dollar.. Das verdankte die Café-Kette dem Broker Piper Jaffray. Das Wertpapierhaus hob sein Rating von „Neutral“ auf „Overweight“ und schraubte das Kursziel von $13 auf $24. Die Bank glaubt, dass die Verbesserung des Verkaufs-Trends auch die Gewinnmargen ausweitet.
Zumiez sprang 11,7 Prozent auf 17,13 Dollar. Der an der Nasdaq notierte Bekleidungshändler, der vor allem sportliche Bekleidung und Accessoires an jugendliches Klientel verkauft, wurde beim Broker Wedbush Morgan von „Underperform“ auf „Neutral“ befördert. Wedbush Morgan katapultierte das Kursziel von 9 auf $16. Gelobt wurden Verkaufserfolge und stabile Gewinnmargen.
Bed Bath & Beyond avancierte 1,2 Prozent auf 39,28 Dollar.
Wedbush hob das Kursziel für den Wohnungsausstatter von $37 auf $45. Das Wertpapierhaus zeigt sich optimistisch für die Quartalszahlen des Einzelhändlers, die am kommenden Mittwoch fällig sind. Der Einrichter profitiere von der Konsolidierung der Branche (weniger Konkurrenten) und besäße Wachstums-Potential dank neuer Verkaufs-Konzepte. Außerdem wurden Cash Flow und solide Bilanzen gelobt.
Eigenheimbauer sonnten sich ebenfalls im Lichte eines wohlwollenden Brokers:
JP Morgan hob Toll Brothers von „Neutral“ auf „Overweight“ und das Kursziel von $17 auf $29
Die Aktie stieg 3,1 Prozent auf 22,20 Dollar.
JP Morgan hob den Branchenkollegen KB Home ebenfalls von „Neutral“ auf „Overweight“ und das Kursziel von $10 auf $25,50
Die Aktie stieg 2,6 Prozent auf 20,21 Dollar.
Die Erholung der Branche setze sich in den kommenden 24 Monaten fort und sorge für eine Fortsetzung der Rally bei den Eigenheimbauer-Aktien.
Texas Instruments gewann 2 Prozent auf 24,06 Dollar. Der zweitgrößte US. Chiphersteller hob seine Quartals-Dividende um 1 Cent auf 12 Cents je Aktie.
Flops:
Imax verlor 5,8 Prozent auf 8,95 Dollar. Die Kinokette litt unter dem Broker Merriman, der sein Rating von „Buy“ auf „Neutral“ kappte. Das Wertpapierhaus störte sich an der Bewertung, die Aktie war seit Januar um 110 Prozent gestiegen. Außerdem verwies er auf den wachsenden Konkurrenzdruck durch die Kinokette Cinemark.
Nasdaq: Frischer Appetit auf die Chips
Palm verlor 3 Prozent auf 14,01 Dollar. Der Smartphonehersteller meldete gestern Abend zwar weniger Verlust als befürchtet, gab aber einen enttäuschenden Umsatzausblick ab. Die Broker konnten sich nicht einigen:
Barclays: „Underweight“-Rating, Kursziel $12.
UBS: „Neutral“Rating, Kursziel von $6 auf $15.
Deutsche Bank: „Buy“Rating, Kursziel von $17 auf $19.
Der Smartphone-Rivale Apple avancierte 0,25 Prozent auf 185,02 Dollar. Die Aktie kletterte in den vergangenen Monaten beträchtlich in die Höhe (plus 117 Prozent seit Jahresanfang). Glaubt man dem Broker Macquarie geht es noch höher.
Macquarie-Analyst Phil Cusick hob heute sein Rating von „Neutral“ auf „Outperform“ und schraubte das Kursziel von $175 auf $220. Apple habe das Schlimmste der Konsumenten-Rezession überstanden, daher rechne er mit gesunden Verkaufszuwächsen bei iPods und den Mac-Rechner. Außerdem sollte das iPhone auch im kommenden Jahr die Smartphone-Landschaft dominieren. Daneben glaubt Cusick, dass die Kalifornier ihre Gewinnmargen noch ausweiten können.
Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 1,2 Prozent auf 83,67 Dollar.
Appetit zeigten die Investoren auch wieder auf die gestern noch verschmähten Chip-Werte.
SanDisk kletterte 5,5 Prozent auf 22,84 Dollar. Der Speicherchiphersteller gewinnt zunehmend die Gunst der Broker. Am Mittwoch wurde der Technologie-Titel bereits bei Broadpoint.Amtech von „Neutral“ auf „Buy“ aufgewertet.
Heute hob Bank of America/Merrill Lynch-Analyst Simon Dong-je Woo sein Rating von „Underperform“ gleich auf „Buy“ und katapultierte das Kursziel von $9.90 auf $30.
Woo sieht eine „dramatische Erholung“ der Gewinne. Von 26 Cents je Aktie in diesem Jahr auf $1.62 im nächsten und $1.91 in 2011. Er glaubt, dass die Speicherpreise (NAND) scharf anziehen, weil das Angebot dank geringer Kapazitätsausweitungen (Investitionen) knapp würde.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, stieg 1,6 Prozent auf 326 Punkte.
Microsoft bröckelte 0,16 Prozent auf 25,26 Dollar.
Internet: Rückkehr der Werbe-Ausgaben
Google bröckelte homöopathische 0,05 Prozent auf 491,46 Dollar. Positive Nachrichten fielen wohl dem Hexensabbat zum Opfer. Der Broker Collins Stewart bekräftigte heute sein Rating „Buy“ und lupfte das Kursziel von $500 auf $600. „Seit 8 Wochen beobachten wir, dass sich die Online-Werbung wieder erholt“, erklärte Collins Stewart-Analyst Sandeep Aggarwal. „Wir glauben, dass Google sehr stark von der Rückkehr der Werbe-Ausgaben für die Internetsuche profitiert“, so der Analyst.
Eine stärke Nachfrage erkennt er vor allem von den Branchen Einzelhandel, Finanzdienstleister und Autohandel. Zusätzliche Einnahme-Chancen sieht Aggarwal auch bei der Video-Tochter YouTube und dem mobilen Internet (via Smartphones). Aggarwal glaubt, die Konsens-Gewinnschätzung der Wall Street sei zu niedrig und würde in den kommenden Wochen wieder ansteigen.
Gestern hatte Broadpoint.Amtech das „Buy“-Rating wiederholt und das Kursziel von $ 520 auf $575 gelupft.
Laut New York Times plant Google den Start einer neuen Version seines Angebots Ad Exchange. Dabei handele es sich um einen Marktplatz für Internet-Anzeigen, vergleichbar mit einem Aktienmarkt, erklärte die Zeitung. An dieser Börse könnten Werbetreibende und Zeitungsverleger Anzeigen-Plätze kaufen oder verkaufen.
Yahoo verlor 0,6 Prozent auf 17,39 Dollar. Scott Kessler, Analyst für Internetaktien bei Standard & Poor''s senkte sein Rating von „Buy“ auf „Hold“. Als Grund führt er die Bewertung an. Wegen der Rally der Vortage sei der Spielraum zu seinem Kursziel von $19 geringer geworden. positive Faktoren, wie Konzentration auf Kerngeschäft, seien weitgehend eingepreist. Außerdem hegt Kessler Bedenken wegen der Marktanteile (Konkurrenzdruck durch Google).
Gestern bekräftigte dagegen Barclays Capital das Overweight-Rating und hob das Kursziel von $20 auf $23.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, avancierte 0,2 Prozent auf 399,98 Dollar. Gibt es auch in China Hexen?
Amazon.com gab 0,18 Prozent auf 90,28 Dollar ab. Bereits am Mittwoch war die Aktie um 8,6 Prozent gesprungen. Merrill Lynch (jetzt eine Tochter der Bank of America) hatte das Online-Kaufhaus von Neutral auf Buy befördert und das Kursziel von $95 auf $103 verbessert. Dafür gab es einen ganzen Katalog von Begründungen. Offenbar hatte da jemand seine Hausaufgaben gemacht. Der E-Commerce-Pionier sei Marktführer in einem Wachstumssektor. Der E-Commerce sollte in 2010 wieder zum zweistelligen prozentualen Wachstum (mindestens plus 10% gegenüber Vorjahr) zurückkehren und damit die langfristigen Trend zum Internet aufgreifen, der in der Rezession unterbrochen wurde.
Der Rivale Ebay büßte 0,4 Prozent auf 24,34 Dollar. Dort verpufften ebenfalls die Upgrades der Vortage (UBS, Piper Jaffray).
Die Online-Videothek Netflix stieg 2 Prozent auf 47,70 Dollar.
Rohstoffe:
Öl: Unter dem Druck der Benzinvorräte
Beim Öl drückten anscheinend ein bisschen die sich in die Höhe schraubenden US-Vorräte bei Benzin und Destillaten. Der etwas stärkere Dollarkurs belastete wohl ebenfalls. An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 43 Cents und schloss auf 72,04 Dollar.
Gold: Ermüdungserscheinungen
Beim Gold gab es - nach der Rally - heute anscheinend Ermüdungserscheinungen. Auch hier könnte der Dollar belastet haben. Der Gold-Kontrakt für Dezember fiel heute an der New York Mercantile Exchange um 3,20 Dollar und schloss auf 1.010,30 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 1.009,15 Dollar.
Ausblick:
Kommende Woche richten sich die Blicke vor allem auf die Fed-Sitzung (dort wird keine Zinsänderung erwartet aber Kommentar/Ausblick sind stets interessant) und die Auktionen von US-Staatsanleihen, wobei Schuldverschreibungen im Gesamtwert von 112 Mrd. Dollar untergebracht werden müssen, um die wachsenden amerikanischen Staatsausgaben zu finanzieren.
Montag:
16:00 Uhr Frühindikatoren August
Dienstag:
16:00 Uhr Preisindex Eigenheim Juli
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
20:15 Uhr Zinsentscheidung der Fed
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus Verkauf bestehender Eigenheime vom August
Quartalszahlen: Research in Motion (Black Berry)
Freitag:
14:30 Uhr Auftragseingänge langlebige Güter August
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime August
Bis zum Xetra-Schluss büßte der DAX heute 0,48 Prozent auf 5.703 Punkte ein. Im Vergleich zur Vorwoche blieb aber noch ein Gewinn von knapp 1,5 Prozent. Der freundliche Schluss der US-Börsen (nachfolgender Wall Street Bericht) führte nachbörslich zu einer leichten Verbesserung. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht 5.718 Punkte. Damit reduziert sich der Tagesverlust auf 0,23 Prozent.
Tagessieger wurde ausgerechnet der DAX-Absteiger Hannover Rück. Belebend wirkte aber ein positiver Kommentar von Goldman Sachs zum europäischen Versicherungs-Sektor. Die Plätze 2 und 3 gingen an die Deutsche Börse und BASF.
Der Flop des Tages war wieder einmal Volkswagen.
Wall Street: Keine Angst vor den Hexen
New York (BoerseGo.de) - Hexensabbat hin oder her, die Wall Street schloss heute wieder im Plus. Der heutige Tagesgewinn war der 8. in den vergangenen 10 Handelstagen. Seit dem Tief vom 9. März gewann der S&P 500 58 Prozent, der Dow 50 Prozent und die Nasdaq 68 Prozent.
Wohlwollende Analysten-Kommentare
Konjunktur- oder Unternehmensmeldungen von Belang gab es heute nicht. Vielleicht verschaffte das der Flut meist wohlwollender Analysten-Kommentaren besonderes Gehör.
Jedenfalls trugen zahlreiche Broker-Upgrades zu den Kursgewinnen bei, etwa bei Procter & Gamble, Hewlett-Packard, Chevron, Starbucks, Apple oder Bed Bath & Beyond (Wohnungsausstatter), was letztlich auch wieder den Indizes auf die Sprünge half. Barclays Capital hob außerdem seine gesamtwirtschaftliche Wachstumsschätzung (BIP USA) für das erste Quartal 2010 von plus 3 Prozent auf plus 5 Prozent.
Am besten schnitt der Telekommunikations-Sektor ab (plus 2,1 Prozent), der gestern noch der größte Verlierer war. Gefragt waren auch der Bereich Konsum/Haushaltswaren und die gestern noch verschmähten Chip-Werte.
Verlierer gab es dagegen - wenn auch eher homöopathisch - bei Banken und Gold/Silberminen.
Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,37 Prozent auf 9.820 Punkte, das höchste Niveau seit 6. Oktober 2008. Der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gewann 0,26 Prozent auf 1.068 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index verbesserte sich 0,29 Prozent auf 2.132 Punkte.
Im Vergleich zur Vorwoche gab es ebenfalls Gewinne:
Dow Jones plus 2,2 Prozent
S&P 500 plus 2,5 Prozent
Nasdaq plus 2,5 Prozent
So schnell wieder rauf wie runter?
Für die stetige Aufwärtsentwicklung gab es im Laufe der Woche einige Erklärungen:
„Je größer und hässlicher der Bärenmarkt, desto größer ist gewöhnlich das V“, erklärte Kenneth Fisher, Chief Executive Officer bei Fisher Investments die nachhaltige Rally (Bloomberg). Die V-These besagt, dass auf einen steilen Abschwung ein genauso steiler Aufschwung folgt. „Eine normale v-förmige Erholung dauert ein Jahr, und die aktuelle Rally startete erst im März“, fügte Fisher hinzu.
"Es ist bemerkenswert, dass die Wirtschaft heute besser ist als vor einem Jahr, die Kurse sind aber noch niedriger. Das lässt vermuten, dass wir weiterhin Spielraum für steigende Kurse haben," kommentierte Paul Brigandi, Vice President of Trading beim Vermögensverwalter Direxion Funds die aktuelle Situation (CNN Money).
“Der Aktienmarkt ist ein Frühindikator,” sagte David Kelly, Chief Market Strategist bei J.P. Morgan Funds in New York (Bloomberg). “Wir sehen jetzt eine rapide Verbesserung bei den Unternehmensgewinnen. Ich denke, dass der Aktienmarkt das bereits vorwegnimmt“, so Kelly.
“Die Dinge verbessern sich wesentlich schneller als die Leute denken - und das sollte sich Unternehmensgewinnen widerspiegeln, die besser ausfallen als erwartet und steigendem Vertrauen der Investoren,” sagte auch James Paulsen Chief Investment Strategist beim Vermögensverwalter Wells Capital Management (Bloomberg).
Dow Jones Average: Flut von Kaufempfehlungen
Der Dow Jones lebte heute, wie die anderen Indizes, von einer Flut von Kaufempfehlungen
Tops:
Procter & Gamble war heute der King im Dow Jones. Der Haushaltswaren-Riese (Ariel, Gillette, Pampers, Wella) gewann 3,2 Prozent auf 57,32 Dollar. Die Citigroup hob ihr Rating für den Konsumartikel-Hersteller von „Hold“ auf „Buy“ und das Kursziel von $54 auf $66. Das Unternehmen gewinne dank seiner aggressiver Preisgestaltung Marktanteile, hieß es.
Hewlett-Packard stieg 0,96 Prozent auf 46,15 Dollar. Der Broker Stifel Nicolaus & Co. empfahl die Aktien des Weltmarktführerers bei PCs & Druckern vor dem Analysten-Meeting kommenden Donnerstag zu kaufen.
Chevron gewann 0,93 Prozent auf 72,64 Dollar. Die Credit Suisse hob ihr Rating für den Energie-Riesen von „Neutral“ auf Outperform“ und das Kursziel von $70 auf $80. Der Mineralöl-Konzern zählt zu den Schwergewichten des Dow und beeinflusst daher dessen Entwicklung.
S&P 500: Kette von Upgrades
Der S&P profitierte heute von einer Kette von Upgrades
Tops:
Goldman Sachs gewann 1 Prozent auf 183,18 Dollar. Analyst Roger Freeman Barclays Capital sagte heute, die Ex-Investmentbank könnte im 3. Quartal einen Gewinn von 2,3 Mrd. Dollar eingefahren haben, dank der Erholung der Aktienmärkte.
Konsumaktien war heute im Schlepptau von Procter & Gamble gefragt. Die Konzerne profitieren auch von der Dollarschwäche, die die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet steigert:
Philip Morris International verteuerte 1,4 Prozent auf 48,18 Dollar.
PepsiCo stieg 1,8 Prozent auf 59,86 Dollar.
Starbucks kletterte 3,4 Prozent auf 20,76 Dollar.. Das verdankte die Café-Kette dem Broker Piper Jaffray. Das Wertpapierhaus hob sein Rating von „Neutral“ auf „Overweight“ und schraubte das Kursziel von $13 auf $24. Die Bank glaubt, dass die Verbesserung des Verkaufs-Trends auch die Gewinnmargen ausweitet.
Zumiez sprang 11,7 Prozent auf 17,13 Dollar. Der an der Nasdaq notierte Bekleidungshändler, der vor allem sportliche Bekleidung und Accessoires an jugendliches Klientel verkauft, wurde beim Broker Wedbush Morgan von „Underperform“ auf „Neutral“ befördert. Wedbush Morgan katapultierte das Kursziel von 9 auf $16. Gelobt wurden Verkaufserfolge und stabile Gewinnmargen.
Bed Bath & Beyond avancierte 1,2 Prozent auf 39,28 Dollar.
Wedbush hob das Kursziel für den Wohnungsausstatter von $37 auf $45. Das Wertpapierhaus zeigt sich optimistisch für die Quartalszahlen des Einzelhändlers, die am kommenden Mittwoch fällig sind. Der Einrichter profitiere von der Konsolidierung der Branche (weniger Konkurrenten) und besäße Wachstums-Potential dank neuer Verkaufs-Konzepte. Außerdem wurden Cash Flow und solide Bilanzen gelobt.
Eigenheimbauer sonnten sich ebenfalls im Lichte eines wohlwollenden Brokers:
JP Morgan hob Toll Brothers von „Neutral“ auf „Overweight“ und das Kursziel von $17 auf $29
Die Aktie stieg 3,1 Prozent auf 22,20 Dollar.
JP Morgan hob den Branchenkollegen KB Home ebenfalls von „Neutral“ auf „Overweight“ und das Kursziel von $10 auf $25,50
Die Aktie stieg 2,6 Prozent auf 20,21 Dollar.
Die Erholung der Branche setze sich in den kommenden 24 Monaten fort und sorge für eine Fortsetzung der Rally bei den Eigenheimbauer-Aktien.
Texas Instruments gewann 2 Prozent auf 24,06 Dollar. Der zweitgrößte US. Chiphersteller hob seine Quartals-Dividende um 1 Cent auf 12 Cents je Aktie.
Flops:
Imax verlor 5,8 Prozent auf 8,95 Dollar. Die Kinokette litt unter dem Broker Merriman, der sein Rating von „Buy“ auf „Neutral“ kappte. Das Wertpapierhaus störte sich an der Bewertung, die Aktie war seit Januar um 110 Prozent gestiegen. Außerdem verwies er auf den wachsenden Konkurrenzdruck durch die Kinokette Cinemark.
Nasdaq: Frischer Appetit auf die Chips
Palm verlor 3 Prozent auf 14,01 Dollar. Der Smartphonehersteller meldete gestern Abend zwar weniger Verlust als befürchtet, gab aber einen enttäuschenden Umsatzausblick ab. Die Broker konnten sich nicht einigen:
Barclays: „Underweight“-Rating, Kursziel $12.
UBS: „Neutral“Rating, Kursziel von $6 auf $15.
Deutsche Bank: „Buy“Rating, Kursziel von $17 auf $19.
Der Smartphone-Rivale Apple avancierte 0,25 Prozent auf 185,02 Dollar. Die Aktie kletterte in den vergangenen Monaten beträchtlich in die Höhe (plus 117 Prozent seit Jahresanfang). Glaubt man dem Broker Macquarie geht es noch höher.
Macquarie-Analyst Phil Cusick hob heute sein Rating von „Neutral“ auf „Outperform“ und schraubte das Kursziel von $175 auf $220. Apple habe das Schlimmste der Konsumenten-Rezession überstanden, daher rechne er mit gesunden Verkaufszuwächsen bei iPods und den Mac-Rechner. Außerdem sollte das iPhone auch im kommenden Jahr die Smartphone-Landschaft dominieren. Daneben glaubt Cusick, dass die Kalifornier ihre Gewinnmargen noch ausweiten können.
Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, stieg 1,2 Prozent auf 83,67 Dollar.
Appetit zeigten die Investoren auch wieder auf die gestern noch verschmähten Chip-Werte.
SanDisk kletterte 5,5 Prozent auf 22,84 Dollar. Der Speicherchiphersteller gewinnt zunehmend die Gunst der Broker. Am Mittwoch wurde der Technologie-Titel bereits bei Broadpoint.Amtech von „Neutral“ auf „Buy“ aufgewertet.
Heute hob Bank of America/Merrill Lynch-Analyst Simon Dong-je Woo sein Rating von „Underperform“ gleich auf „Buy“ und katapultierte das Kursziel von $9.90 auf $30.
Woo sieht eine „dramatische Erholung“ der Gewinne. Von 26 Cents je Aktie in diesem Jahr auf $1.62 im nächsten und $1.91 in 2011. Er glaubt, dass die Speicherpreise (NAND) scharf anziehen, weil das Angebot dank geringer Kapazitätsausweitungen (Investitionen) knapp würde.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, stieg 1,6 Prozent auf 326 Punkte.
Microsoft bröckelte 0,16 Prozent auf 25,26 Dollar.
Internet: Rückkehr der Werbe-Ausgaben
Google bröckelte homöopathische 0,05 Prozent auf 491,46 Dollar. Positive Nachrichten fielen wohl dem Hexensabbat zum Opfer. Der Broker Collins Stewart bekräftigte heute sein Rating „Buy“ und lupfte das Kursziel von $500 auf $600. „Seit 8 Wochen beobachten wir, dass sich die Online-Werbung wieder erholt“, erklärte Collins Stewart-Analyst Sandeep Aggarwal. „Wir glauben, dass Google sehr stark von der Rückkehr der Werbe-Ausgaben für die Internetsuche profitiert“, so der Analyst.
Eine stärke Nachfrage erkennt er vor allem von den Branchen Einzelhandel, Finanzdienstleister und Autohandel. Zusätzliche Einnahme-Chancen sieht Aggarwal auch bei der Video-Tochter YouTube und dem mobilen Internet (via Smartphones). Aggarwal glaubt, die Konsens-Gewinnschätzung der Wall Street sei zu niedrig und würde in den kommenden Wochen wieder ansteigen.
Gestern hatte Broadpoint.Amtech das „Buy“-Rating wiederholt und das Kursziel von $ 520 auf $575 gelupft.
Laut New York Times plant Google den Start einer neuen Version seines Angebots Ad Exchange. Dabei handele es sich um einen Marktplatz für Internet-Anzeigen, vergleichbar mit einem Aktienmarkt, erklärte die Zeitung. An dieser Börse könnten Werbetreibende und Zeitungsverleger Anzeigen-Plätze kaufen oder verkaufen.
Yahoo verlor 0,6 Prozent auf 17,39 Dollar. Scott Kessler, Analyst für Internetaktien bei Standard & Poor''s senkte sein Rating von „Buy“ auf „Hold“. Als Grund führt er die Bewertung an. Wegen der Rally der Vortage sei der Spielraum zu seinem Kursziel von $19 geringer geworden. positive Faktoren, wie Konzentration auf Kerngeschäft, seien weitgehend eingepreist. Außerdem hegt Kessler Bedenken wegen der Marktanteile (Konkurrenzdruck durch Google).
Gestern bekräftigte dagegen Barclays Capital das Overweight-Rating und hob das Kursziel von $20 auf $23.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, avancierte 0,2 Prozent auf 399,98 Dollar. Gibt es auch in China Hexen?
Amazon.com gab 0,18 Prozent auf 90,28 Dollar ab. Bereits am Mittwoch war die Aktie um 8,6 Prozent gesprungen. Merrill Lynch (jetzt eine Tochter der Bank of America) hatte das Online-Kaufhaus von Neutral auf Buy befördert und das Kursziel von $95 auf $103 verbessert. Dafür gab es einen ganzen Katalog von Begründungen. Offenbar hatte da jemand seine Hausaufgaben gemacht. Der E-Commerce-Pionier sei Marktführer in einem Wachstumssektor. Der E-Commerce sollte in 2010 wieder zum zweistelligen prozentualen Wachstum (mindestens plus 10% gegenüber Vorjahr) zurückkehren und damit die langfristigen Trend zum Internet aufgreifen, der in der Rezession unterbrochen wurde.
Der Rivale Ebay büßte 0,4 Prozent auf 24,34 Dollar. Dort verpufften ebenfalls die Upgrades der Vortage (UBS, Piper Jaffray).
Die Online-Videothek Netflix stieg 2 Prozent auf 47,70 Dollar.
Rohstoffe:
Öl: Unter dem Druck der Benzinvorräte
Beim Öl drückten anscheinend ein bisschen die sich in die Höhe schraubenden US-Vorräte bei Benzin und Destillaten. Der etwas stärkere Dollarkurs belastete wohl ebenfalls. An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der Oktober-Kontrakt für Crude um 43 Cents und schloss auf 72,04 Dollar.
Gold: Ermüdungserscheinungen
Beim Gold gab es - nach der Rally - heute anscheinend Ermüdungserscheinungen. Auch hier könnte der Dollar belastet haben. Der Gold-Kontrakt für Dezember fiel heute an der New York Mercantile Exchange um 3,20 Dollar und schloss auf 1.010,30 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 1.009,15 Dollar.
Ausblick:
Kommende Woche richten sich die Blicke vor allem auf die Fed-Sitzung (dort wird keine Zinsänderung erwartet aber Kommentar/Ausblick sind stets interessant) und die Auktionen von US-Staatsanleihen, wobei Schuldverschreibungen im Gesamtwert von 112 Mrd. Dollar untergebracht werden müssen, um die wachsenden amerikanischen Staatsausgaben zu finanzieren.
Montag:
16:00 Uhr Frühindikatoren August
Dienstag:
16:00 Uhr Preisindex Eigenheim Juli
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
20:15 Uhr Zinsentscheidung der Fed
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus Verkauf bestehender Eigenheime vom August
Quartalszahlen: Research in Motion (Black Berry)
Freitag:
14:30 Uhr Auftragseingänge langlebige Güter August
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime August
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)