30. September 2009. Bei Energie-Produkten zeichnet sich eine Trendwende ab: Die zuletzt sehr begehrten Erdgas-ETCs werden abgestoßen, während es bei Öl-ETC wieder zu Eindeckungen kommt. Favorit der Anleger bleibt aber das Gold.
Im Energiesektor hat sich die Stimmung gedreht. Lange Zeit konzentrierten sich die ETC-Investoren auf Erdgas und machten um Öl einen Bogen. "Wir hatten sehr hohe Zuwächse bei Erdgas-ETC", berichtet etwa Bernardus Roelofs von Flow Traders. Das hat sich zuletzt geändert: In den vergangenen Tagen kam es erstmals seit Februar zu Gewinnmitnahmen (WKN A0KRJ3), während Öl-ETC, etwa der ETFS Brent Oil (WKN A0KRKM), wieder auf mehr Interesse stoßen.
Zuvor war das Handelsvolumen bei Erdgas-Produkten dem Emittenten ETF Securities zufolge auf mehr als eine Milliarde US-Dollar gestiegen, nach Gold weisen diese damit die höchsten Nettozuflüsse im laufenden Jahr auf. Die Preise für Öl und Erdgas waren seit Januar auseinander gelaufen: Während sich der Ölpreis verdoppelt hatte, war der Preis für Erdgas lange zurückgeblieben - bis vor kurzem. Innerhalb nur einen Monats kletterte er um über 60 Prozent nach oben. Anleger haben danach offenbar den Hebel umgelegt.
Öl gerecht bewertet?
Insgesamt bleiben die Zuflüsse in Öl-ETCs seit Jahresanfang aber eher niedrig. Beim Ölpreis ist nach Ansicht von Rohstoffexperten auch nicht mehr viel zu holen. "Der Preis ist fair", urteilt etwa Axel Herlinghausen von der DZ Bank. Zwar hätten sich die Konjunkturdaten verbessert und ließen auf eine wieder steigende Ölnachfrage schließen, es sei aber ausreichend Angebot da. "Die OPEC kann genügend Öl liefern", meint er, selbst wenn die Weltwirtschaft, wie die DZ Bank prognostiziert, im kommenden Jahr wieder um 3 Prozent wachsen sollte. Herlinghausen geht davon aus, dass der Preis daher in einer Spanne zwischen 65 und 75 US-Dollar je Barrel verharren wird, für Ende 2010 prophezeit er 80 US-Dollar.
Rekordinvestments bei Gold und Palladium
Favoriten der Anleger bleiben allerdings Edelmetall- und Industriemetall-ETCs, allen voran Goldprodukte. Etwa sind die Gold- und Palladium-Bestände von ETF Securities im September auf ein Rekordhoch und die Platin-Bestände auf ein Jahreshoch geklettert. Im ETC-Handel auf Xetra an der Börse Frankfurt lagen die Umsätze mit Xetra-Gold (WKN A0S9GB) in den vergangenen vier Wochen wieder mit weitem Abstand an der Spitze. Rege gekauft wurden auch der Gold Bullion (WKN A0LP78) und physisches Gold (WKN A0N62G).
Goldpreisrückgang bremst Nachfrage nicht
Obwohl der Goldpreis nach Erreichen des Höchststandes von 1.024 US-Dollar je Unze vor zwei Wochen zwischenzeitlich wieder unter die 1.000 US-Dollar-Marke gerutscht war, hat sich an diesem Trend nichts geändert. Die meisten Zuflüsse in Gold-ETCs stammten von institutionellen Investoren, wie ETF Securities erläutert. Diese setzten Gold als langfristige Absicherung gegen Risiken wie Inflation oder Abwertung des US-Dollars ein. Dadurch sei die Nachfrage nicht mehr so abhängig vom Goldpreis. Angesichts der vom IWF geplanten Goldverkäufe beobachtet Bernardus Roelofs von Flow Traders allerdings auch schon Abgaben bei Gold-ETCs.
Auch Platin unverändert begehrt
Auch ETCs auf physisches Platin legen sich Anleger weiter gerne ins Portfolio. Analysten begründen den Anstieg mit Erholungstendenzen in der Autoindustrie und anderen wichtigen Branchen. Investoren würden Platin- und auch Palladium-ETCs nutzen (WKN A0N62D und A0N62E), um von diesem Aufschwung zu profitieren, wie es heißt.
"China-Story" intakt
Renditemäßig führt in diesem Jahr weiter der Kupfer-ETC (WKN A0KRJU) die Spitzenreitertabelle von ETF Securities an, er legte ein sattes Plus von über 90 Prozent hin. Zuletzt hatte der Kupferpreis allerdings etwas nachgegeben. Schon seit Wochen befürchten Analysten, dass die Preise rapide sinken könnten, sobald die Chinesen ihre Lager gefüllt haben. "Bei den chinesischen Kupferimporten sollten wir im Sommer den Höhepunkt gesehen haben", urteilt etwa Henning Beck von Lupus Alpha. Ansonsten der Fondsmanager davon aus, dass sich der Aufwärtstrend bei Rohstoffen und speziell Industriemetallen im vierten Quartal fortsetzen wird. "Die China-Story ist weiter intakt", meint Beck. Das Land werde noch lange kein Rohstoffexporteur werden und weiterhin als Importeur am Markt auftreten.
Weiter gute Nachfrage nach Agrarrohstoffen
ETCs auf Agrarrohstoffe bleiben ebenfalls gesucht, nach Gold und Erdgas sind diese nach wie vor die beliebtesten Rohstoffvehikel. Hier lockt Anleger vor allem die in der Vergangenheit meist niedrige Abhängigkeit vom allgemeinen Konjunkturzyklus. Zudem hofften sie auf eine anziehende Nachfrage sowie eventuelle Ausfälle durch El Niño, wie ETF Securities erklärt. Es gibt aber auch andere Stimmen: Henning Beck zeigt sich für die Agrarrohstoffe eher skeptisch, seiner Ansicht nach gibt es hier mit einigen Ausnahmen, etwa beim Zucker, kein Aufwärtspotenzial mehr. Als Gründe führt er die erwarteten guten Ernten in diesem Jahr an.
Umsatzstark zeigten sich in den vergangenen vier Wochen an der Deutschen Börse etwa der S&P GSCI Corn Total Return T-ETC vom Emittenten Source (WKN A0T7M5) und der ETFS Wheat (WKN A0KRJ9) von ETF Securities.
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© 30. September/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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