Frankfurt (BoerseGo.de) - Der deutsche Aktienmarkt schloss heute wieder im Minus. Damit legte der Oktober einen verkorksten Start hin. Die Situation erinnert verblüffend an den schwachen Start des Monats Juli, der allerdings - dank einer beeindruckenden Unternehmens-Berichtssaison - dennoch stark endete (nachfolgender Wall Street Bericht).
Bis zum Xetra-Schluss verlor der DAX heute 1,56 Prozent auf 5.467 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche büßte der Index rund 2 Prozent ein. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht eine Veränderung auf 5.478 Punkte.
Tagessieger wurde die MunichRe (früher: Münchener Rück), die anämische 0,47 Prozent zulegte. Gestern kündigte der Assekuranz-Riese ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro an. Heute verbesserte die Credit Suisse ihr Kursziel von 130 Euro auf 132 Euro und bekräftigte das "Outperform"-Rating.
Der Flop des Tages hieß Commerzbank. Nach der Rally der jüngsten Zeit räumten wohl einige Marktteilnehmer ihre Gewinne ab. Außerdem verstörten wohl Meldungen zum Stress-Test der EU zu den europäischen Großbanken. Laut Reuters sind die Kreditinstitute offenbar im schlimmsten Fall einem Risiko von rund 400 Milliarden Euro ausgesetzt.
Wall Street: Déjà-vu am Arbeitsmarkt
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street schien zunächst den gestrigen Kursrutsch fortzusetzen, konnte sich aber knapp unter der Wasserlinie stabilisieren - zumindest für heute. Der Grund für die seit Tagen anhaltende Schwäche: Seit zwei Wochen gibt es eine Serie konjunktureller Enttäuschungen, die sich auch heute fortsetzte.
Vor allem der heutige Arbeitsmarktbericht, eine Stunde vor Börsenstart gemeldet, gab den Hoffnungen auf eine rasche v-förmige Erholung wieder einen Dämpfer.
Die Zahl der Arbeitsplatzverluste pendelte im September von 201.000 (Vormonat) wieder auf 263.000 hoch. Der Konsens war dagegen von einem Rückgang auf 175.000 ausgegangen. Die Arbeitslosenrate stieg auf 9,8% (Vormonat: 9,7%, Konsens: 9.8%). Spekulationen, dass die heutigen Jobzahlen schlecht ausfallen, hatten aber wohl den gestrigen Kursrutsch verursacht und waren damit weitgehend eingepreist.
Allerdings kam um 10:00 Uhr US-Ostküstenzeit (16:00 Uhr MEZ) eine weiterer Dämpfer. Die dann gemeldeten Auftragseingänge der US-Industrie zeigen, dass deren Erholung holprig verläuft. Die Bestellungen sanken im August insgesamt um 0,8%. Der von Bloomberg ermittelte Konsens ging dagegen von Stagnation aus. Der Vormonat wurde auf plus 1,4% korrigiert, von: plus 1,3%. Ex-Transportgüter (Autos, Flugzeuge) stiegen die Bestellungen allerdings um 0,4%. Einen scharfen Rückgang gab es dagegen bei Flugzeugen und Flugzeugteilen: minus 43%. Die Aufträge für Autos stiegen 2%.
Pendelbewegungen
Die Medien konzentrierten sich auf die schwache Arbeitsmarktentwicklung, weil sie den US-Konsum bremst, das Herz der US-Wirtschaft. „Der Job-Report war zwar eine Enttäuschung, die Erholung verläuft aber nicht in einer geraden Linie“, kommentierte allerdings John Wilson, Chief Technical Strategist beim Broker Morgan Keegan.(CNNMoney). Ähnliches sagte diese Woche auch Fedex-CEO Fred Smith (Bloomberg): „Die Erholung verläuft nicht geradlinig, sondern Zick-Zack mit wenigen Schritten vorwärts und rückwärts“. Die Erholung sei zwar langsam, aber sicher, fügte er hinzu. Der Eilzusteller gilt wegen seiner Verflechtung mit der Gesamtwirtschaft als Konjunkturbarometer.
Wie im Frühsommer?
Die aktuelle Situation erinnert an den Juni und an die erste Juliwoche. Im Frühsommer gab es ebenfalls eine Serie konjunktureller Enttäuschungen, gekrönt von einem Rückschlag am Arbeitsmarkt, der noch herber ausfiel als diesmal. Die (in der ersten Juliwoche gemeldete) Zahl der Arbeitsplatzverluste sprang im Juni von 322.000 gleich auf 467.000 . Der Konsens war von minus 367.000 ausgegangen. Auch damals reagierte die Wall Street sehr verstimmt und die Rally legte von Anfang Juni bis zur ersten Juli-Woche eine Pause ein - so wie jetzt. Der S&P 500 hatte vom Juni-Hoch bis zum Juli-Tief rund 8% verloren und sich dann aber - wegen einer gelungen Quartalssaison - wieder zu neuen Höhen aufgeschwungen.
Am kommenden Mittwoch sind die Quartalszahlen von Alcoa fällig, das ist der inoffizielle Start des Berichtssaison Q3.
Der Dow Jones Industrial Average bröckelte homöopathische 0,07 Prozent auf 9.503 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 fiel 0,31 Prozent auf 1.026 Punkte. Von den Septembergewinnen bleiben gerade noch 6 Punkte übrig. Der technologielastige Nasdaq Composite Index büßte 0,17 Prozent auf 2.053 Punkte ein.
Vergleich zur Vorwoche:
Dow Jones minus 1,8 Prozent
S&P 500 minus 1,8 Prozent
Nasdaq minus 2 Prozent
Seit dem bisherigen Rally-Hoch, das vergangene Woche erreicht, verlor die Wall Street etwa 5 Prozent.
Dow Jones Average: Sichere Häfen?
Tops:
In unsicheren Zeiten laufen die Investoren gerne die vermeintlich sicheren Häfen an. Gefragt waren daher defensive Papiere:
Der Top des Dow war Big Pharma: Merck & Co mit plus 1,5 Prozent auf 31,65 Dollar.
Coca Cola wird eigentlich immer getrunken, dafür gab es Platz 2 mit einem plus von 1,4 Prozent auf 53,87 Dollar.
JP Morgan schaffte aber den 3. Platz mit plus 1,2 Prozent auf 41,86 Dollar. Vielleicht ein Indiz dafür, dass die Investoren das Thema Aufschwung noch nicht ganz abgehakt haben.
Flops:
Der Flop des Dow war General Electric mit minus 3,8 Prozent auf 15,36 Dollar. Vielleicht drückten die schwachen Auftragseingänge, dort war besonders die Komponente Flugzeugteile scharf eingebrochen. Der Mischkonzern gehört zu den größten Herstellern von FlugzeugTriebwerken. Außerdem verhandelt das Konglomerat angeblich den Verkauf seiner Medientochter GE Universal (TV- und Hollywood-Studios).
S&P 500: Mehr Passagiere
Tops:
Die angeschlagene CIT Group, in den Vortagen noch im freien Fall, gewann 10,4 Prozent auf 1,17 Dollar. Der vor allem auf den Mittelstand konzentrierte Kreditkonzern arbeitet an einem Deal mit seinem Gläubigern, um den Bankrott zu vermeiden. Dabei sollen Schulden im Volumen von mindestens 1,23 Mrd. $ erlassen werden.
Der vom Staat gestützte ehemalige Versicherungs-Riese American International Group (AIG) gewann 5,3 Prozent auf 43,08 Dollar.
Gewinne gab es auch bei den ebenfalls kriselnden Airlines (Geschäftsreisen & Tourismus leiden unter der Rezession). Continental Airlines meldete, dass die Passagierzahlen (Traffic) im September erstmals seit August 2008 stiegen. Das beflügelte heute die gesamte Branche.
Continental kletterte 3,6 Prozent auf 15,62 Dollar.
Delta Air Lines stieg 2,2 Prozent auf 8,32Dollar.
Pepsico stieg 4,2 Prozent auf 60,90 Dollar. Dafür sorgte anscheinend die Deutsche Bank. Die Frankfurter hoben heute ihre Gewinnschätzung für den Coke-Rivalen an und lupften das Kursziel von $66 auf $70. Die Analysten lobten die Kostensenkungen und die geringeren Aufwendungen für Abschreibungen. Außerdem profitiere der globale Softdrink-Anbieter - wie so viele US-Multinationals - vom fallenden Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet in die Höhe treibt.
Costco Wholesale Corporation avancierte 1,4 Prozent auf 56,47 Dollar. Das verdankte der Warenhausbetreiber (auf Mitgliedsbasis) wohl Robert W. Baird. Der Broker beförderte den Einzelhändler von Neutral auf Outperform und hob das Kursziel von $65 auf $53. Dort rechnet man mit einer nachhaltigen Beschleunigung des Gewinns je Aktie. Dazu tragen bessere Gewinnmargen bei. Außerdem profitiere der Westküstler - wie so viele US-Multinationals - vom fallenden Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet in die Höhe treibt. Die Gewinnschätzungen der Wall Street seien zu niedrig.
Wynn Resorts gewann 3,1 Prozent auf 67,66 Dollar. Der Kasino-Betreiber wurde beim Broker Soleil von Hold auf Buy aufgewertet mit Kursziel $80
BB&T Corp stieg 4,6 Prozent auf 26,71 Dollar. Die Bank wurde beim Broker Keefe Bruyette von Market Perform auf Outperform aufgewertet.
DWA Dreamworks Animation gewann 1,7 Prozent auf 34,92 Dollar. Das Hollywood-Studio wurde in Conviction Buy-Liste bei Goldman Sachs aufgenommen.
Accenture stieg 2,7 Prozent auf 37,50 Dollar. Die irische Outsourcing- und Consulting-Firma Accenture gab zwar gestern Abend einen enttäuschend Ausblick ab, hob aber dafür die Dividende an. Deshalb wurde sie ebenfalls für die Goldman Sachs-Conviction Buy-Lite für würdig befunden.
Nasdaq: Profitable Partnerschaften
Die technologielastige Computerbörse wurde etwas von einigen Schwergewichten gestützt, die von Broker Upgrades profitierten. Der Schwergewichte Auswahlindex Nasdaq 100 büßte 0,24 Prozent ein.
Zu den Stützen zählt Apple mit einem Tagesgewinn von 2,2 Prozent auf 184,88 Dollar. Die Aktie steigt allmählich zum Darling der Analysten auf. Bereits gestern lupften die BofA-Tochter Merrill Lynch und der Broker Oppenheimer ihre Kursziele jeweils über die Marke $200. Heute zogen die UBS und der Broker Kaufman Brothers nach. Außerdem gab es einen positiven Kommentar von Morgan Stanley.
Die UBS beförderte die Kalifornier von Neutral auf Buy und katapultierten das Kursziel von $170 gleich auf $265.
Kaufman Brothers bestätigte das Buy-Rating und schraubte das Kursziel von $184 auf $214.
Die UBS sieht wachsende Umsätze bei den iPhone-Geräten, auch dank der Popularität des App Stores. Hilfreich seien auch neue Partnerschaften. Die Wall Street unterschätzt außerdem das Potential für die Gewinnmargen. Langfristig sollten auch Dienstleistungen (Apple Service) als Wachstumstreiber hinzu kommen. Dazu könnte der Zugang zu digitalen Inhalten für alle Apple-Produkte gehören. iTunes sie also nur der Anfang.
Kaufman Brothers beobachtet ebenfalls ein starke Wachstum. Der Broker stellt fest, dass neue iPods, vor allem das neue Nano mi eingebauter Video-Kamera, stark nachgefragt werden. Das neue Mac-Betriebssystem Snow Leopard sollte außerdem dazu beitragen, dass sich die Gewinnmargen weiter verbessern.
Laut Morgan Stanley könne das iPhone seinen Marktanteil verdoppeln, falls die Kult-Technologie-Schmiede dafür die Exklusivität aufgibt. Dazu gehörten Partnerschaften mit mehreren Netzwerkbetreibern in einem Land. Derzeit gibt es das iPhone in Deutschland nur bei T-Mobile, in den USA bei AT&T. In Frankreich dagegen bei mehreren Netzbetreibern. Laut Morgan Stanley führte der Wechsel dort von einem zu multiplen Anbietern zu einem (relativen) Marktanteilsgewinn von 136%.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, verlor dagegen 2,6 Prozent auf 65,42 Dollar. Der Broker Piper Jaffray bestätigte ein halbherziges „Neutral“-Rating, senkte aber das Kursziel von $67 auf $75.
Smartphone-Pionier Palm verbilligte 1,1 Prozent auf 16,41 Dollar.
Motorola, inzwischen auch Familienmitglied bei den Smartphone-Bauern, rutschte nachrichtenlos 4,5 Prozent auf 7,99 Dollar.
Intel avancierte gegen den Negativ-Trend 0,4 Prozent auf 18,97 Dollar. Dazu trug nicht nur die Nachricht bei, dass die Chipverkäufe weltweit wieder anziehen. Der Branchenverband SIA berichtete, dass die Halbleiterumsätze im August um 5% über dem Juli-Niveau lagen. Belebend wirkte auch der Broker Oppenheimer. Das Wertpapierhaus beförderte den Chip-Riesen von Perform auf Outperform mit Kursziel $28.
Der Grund: Man glaube, dass der PC-Markt in 2010 um mehr als 10% wächst. Dazu könnte der Erneuerungsbedarf genauso beitragen, wie eine geringe Lagerhaltung und einer Erholung der IT-Ausgaben. Dabei sei Intel gut positioniert und könne möglicherweise sogar überdurchschnittlich stark wachsen, weil der Konzern in bestimmten Segmenten Marktanteile dazu gewinnt, etwa bei den Servern.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor allerdings 1,1 Prozent auf 306 Punkte.
Cisco Systems gab 1,8 Prozent auf auf 22,67 Dollar ab. Der Internet-Infrastrukutur-Riese meldete gestern den Ankauf der norwegischen Video-Konferenz-Firma Tandberg für $3 Mrd. in Cash. Die Aufkäufer werden in der Regel abgestraft, weil die Investoren die Kosten scheuen.
Heute bekam der Netzwerkausrüster allerdings Rückendeckung vom Broker Jefferies & Co. Das Wertpapierhaus bekräftigte seinBuy-Rating und hob das Kursziel von $26 auf $29. Die Bank glaubt, dass die Kalifornier den richtigen Ankauf getätigt haben.
Tandberg sei der Marktführer in dem Video-Konferenz-Segment mit einem Umsatz von $808 Mio. in 2008 und gesunden Gewinnmargen. Da die Video-Downloads hohe Kapazitäten erfordern, würde auch das Cisco-Kerngeschäft Switches und Routers angekurbelt.
Microsoft avancierte 0,3 Prozent auf 24,96 Dollar.
Internet: Flucht zur Messbarkeit
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets litten wohl unter den wachsenden Risiko-Abneigung.
Google verlor 0,5 Prozent auf 484,58 Dollar. Der Broker Argus schraubte heute sein Kursziel von $500 auf $575 hoch. Die Kalifornier hätten den Ankauf von On2 Technologies angekündigt, lobt das Wertpapierhaus. Dabei handele es sich um einen Entwickler von Video-Kompressions-Technologien. Der Ankauf koste $106.5 Mio.
Google bleibe strategisch gut positioniert für den erwarteten Anstieg im Werbegeschäft, da die Kunden ihre Anzeigen gezielt und mit messbarem Erfolg platzieren wollen. Diese „Flucht zur Messbarkeit“ gleiche die konjunkturelle Schwäche im Anzeigengeschäft aus.
Yahoo fiel 3,2 Prozent auf 16,84 Dollar. Die frische Gunst der Wall Street scheint wieder zu welken.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, avancierte dagegen 0,9 Prozent auf 375,21 Dollar. Das renommierte Technologie-Magazin MIT Technology Review hatte in seiner Onlineausgabe einen wohlwollenden Kurzbericht und gab via Video dem Baidu-CEO und Gründer Robin Li die Gelegenheit, seine Sicht der künftigen Internetwelt vorzustellen.
Härter traf es den E-Commerce, vielleicht wegen dem Job-Report, der ein schlechtes Omen für den Konsum ist:
Amazon.com büßte 1,3 Prozent auf 89,85 Dollar ein.
Der Rivale Ebay trudelte 2,3 Prozent auf 22,70 Dollar. Barclays Capital glaubt, dass sich das Kerngeschäft Auktionen stabilisiert und hob deshalb das Kursziel von $20 auf $24 an, hält aber an dem Rating “Neutral” fest.
Die Online-Videothek Netflix gewann dagegen 0,2 Prozent auf 44,72 Dollar.
Rohstoffe:
Öl: Konjunkturelle Skepsis
Die konjunkturelle Skepsis, die den Aktienmarkt beherrschte, schien auch auf den Ölpreis abzufärben. An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der November-Kontrakt für Crude um 98 Cents und schloss auf 69,83 Dollar.
Gold: Leichter Zugewinn
Der Gold-Kontrakt für Dezember stieg heute an der New York Mercantile Exchange um 3,30 Dollar und schloss auf 1.004,00 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 999,10 Dollar.
Ausblick: Start Berichtssaison Q3
Montag:
16:00 ISM Einkaufsmanager Index Dienstleistungen September
Quartalszahlen:
Dienstag:
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Quartalszahlen: Alcoa
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Freitag:
Bis zum Xetra-Schluss verlor der DAX heute 1,56 Prozent auf 5.467 Punkte. Im Vergleich zur Vorwoche büßte der Index rund 2 Prozent ein. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht eine Veränderung auf 5.478 Punkte.
Tagessieger wurde die MunichRe (früher: Münchener Rück), die anämische 0,47 Prozent zulegte. Gestern kündigte der Assekuranz-Riese ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro an. Heute verbesserte die Credit Suisse ihr Kursziel von 130 Euro auf 132 Euro und bekräftigte das "Outperform"-Rating.
Der Flop des Tages hieß Commerzbank. Nach der Rally der jüngsten Zeit räumten wohl einige Marktteilnehmer ihre Gewinne ab. Außerdem verstörten wohl Meldungen zum Stress-Test der EU zu den europäischen Großbanken. Laut Reuters sind die Kreditinstitute offenbar im schlimmsten Fall einem Risiko von rund 400 Milliarden Euro ausgesetzt.
Wall Street: Déjà-vu am Arbeitsmarkt
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street schien zunächst den gestrigen Kursrutsch fortzusetzen, konnte sich aber knapp unter der Wasserlinie stabilisieren - zumindest für heute. Der Grund für die seit Tagen anhaltende Schwäche: Seit zwei Wochen gibt es eine Serie konjunktureller Enttäuschungen, die sich auch heute fortsetzte.
Vor allem der heutige Arbeitsmarktbericht, eine Stunde vor Börsenstart gemeldet, gab den Hoffnungen auf eine rasche v-förmige Erholung wieder einen Dämpfer.
Die Zahl der Arbeitsplatzverluste pendelte im September von 201.000 (Vormonat) wieder auf 263.000 hoch. Der Konsens war dagegen von einem Rückgang auf 175.000 ausgegangen. Die Arbeitslosenrate stieg auf 9,8% (Vormonat: 9,7%, Konsens: 9.8%). Spekulationen, dass die heutigen Jobzahlen schlecht ausfallen, hatten aber wohl den gestrigen Kursrutsch verursacht und waren damit weitgehend eingepreist.
Allerdings kam um 10:00 Uhr US-Ostküstenzeit (16:00 Uhr MEZ) eine weiterer Dämpfer. Die dann gemeldeten Auftragseingänge der US-Industrie zeigen, dass deren Erholung holprig verläuft. Die Bestellungen sanken im August insgesamt um 0,8%. Der von Bloomberg ermittelte Konsens ging dagegen von Stagnation aus. Der Vormonat wurde auf plus 1,4% korrigiert, von: plus 1,3%. Ex-Transportgüter (Autos, Flugzeuge) stiegen die Bestellungen allerdings um 0,4%. Einen scharfen Rückgang gab es dagegen bei Flugzeugen und Flugzeugteilen: minus 43%. Die Aufträge für Autos stiegen 2%.
Pendelbewegungen
Die Medien konzentrierten sich auf die schwache Arbeitsmarktentwicklung, weil sie den US-Konsum bremst, das Herz der US-Wirtschaft. „Der Job-Report war zwar eine Enttäuschung, die Erholung verläuft aber nicht in einer geraden Linie“, kommentierte allerdings John Wilson, Chief Technical Strategist beim Broker Morgan Keegan.(CNNMoney). Ähnliches sagte diese Woche auch Fedex-CEO Fred Smith (Bloomberg): „Die Erholung verläuft nicht geradlinig, sondern Zick-Zack mit wenigen Schritten vorwärts und rückwärts“. Die Erholung sei zwar langsam, aber sicher, fügte er hinzu. Der Eilzusteller gilt wegen seiner Verflechtung mit der Gesamtwirtschaft als Konjunkturbarometer.
Wie im Frühsommer?
Die aktuelle Situation erinnert an den Juni und an die erste Juliwoche. Im Frühsommer gab es ebenfalls eine Serie konjunktureller Enttäuschungen, gekrönt von einem Rückschlag am Arbeitsmarkt, der noch herber ausfiel als diesmal. Die (in der ersten Juliwoche gemeldete) Zahl der Arbeitsplatzverluste sprang im Juni von 322.000 gleich auf 467.000 . Der Konsens war von minus 367.000 ausgegangen. Auch damals reagierte die Wall Street sehr verstimmt und die Rally legte von Anfang Juni bis zur ersten Juli-Woche eine Pause ein - so wie jetzt. Der S&P 500 hatte vom Juni-Hoch bis zum Juli-Tief rund 8% verloren und sich dann aber - wegen einer gelungen Quartalssaison - wieder zu neuen Höhen aufgeschwungen.
Am kommenden Mittwoch sind die Quartalszahlen von Alcoa fällig, das ist der inoffizielle Start des Berichtssaison Q3.
Der Dow Jones Industrial Average bröckelte homöopathische 0,07 Prozent auf 9.503 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 fiel 0,31 Prozent auf 1.026 Punkte. Von den Septembergewinnen bleiben gerade noch 6 Punkte übrig. Der technologielastige Nasdaq Composite Index büßte 0,17 Prozent auf 2.053 Punkte ein.
Vergleich zur Vorwoche:
Dow Jones minus 1,8 Prozent
S&P 500 minus 1,8 Prozent
Nasdaq minus 2 Prozent
Seit dem bisherigen Rally-Hoch, das vergangene Woche erreicht, verlor die Wall Street etwa 5 Prozent.
Dow Jones Average: Sichere Häfen?
Tops:
In unsicheren Zeiten laufen die Investoren gerne die vermeintlich sicheren Häfen an. Gefragt waren daher defensive Papiere:
Der Top des Dow war Big Pharma: Merck & Co mit plus 1,5 Prozent auf 31,65 Dollar.
Coca Cola wird eigentlich immer getrunken, dafür gab es Platz 2 mit einem plus von 1,4 Prozent auf 53,87 Dollar.
JP Morgan schaffte aber den 3. Platz mit plus 1,2 Prozent auf 41,86 Dollar. Vielleicht ein Indiz dafür, dass die Investoren das Thema Aufschwung noch nicht ganz abgehakt haben.
Flops:
Der Flop des Dow war General Electric mit minus 3,8 Prozent auf 15,36 Dollar. Vielleicht drückten die schwachen Auftragseingänge, dort war besonders die Komponente Flugzeugteile scharf eingebrochen. Der Mischkonzern gehört zu den größten Herstellern von FlugzeugTriebwerken. Außerdem verhandelt das Konglomerat angeblich den Verkauf seiner Medientochter GE Universal (TV- und Hollywood-Studios).
S&P 500: Mehr Passagiere
Tops:
Die angeschlagene CIT Group, in den Vortagen noch im freien Fall, gewann 10,4 Prozent auf 1,17 Dollar. Der vor allem auf den Mittelstand konzentrierte Kreditkonzern arbeitet an einem Deal mit seinem Gläubigern, um den Bankrott zu vermeiden. Dabei sollen Schulden im Volumen von mindestens 1,23 Mrd. $ erlassen werden.
Der vom Staat gestützte ehemalige Versicherungs-Riese American International Group (AIG) gewann 5,3 Prozent auf 43,08 Dollar.
Gewinne gab es auch bei den ebenfalls kriselnden Airlines (Geschäftsreisen & Tourismus leiden unter der Rezession). Continental Airlines meldete, dass die Passagierzahlen (Traffic) im September erstmals seit August 2008 stiegen. Das beflügelte heute die gesamte Branche.
Continental kletterte 3,6 Prozent auf 15,62 Dollar.
Delta Air Lines stieg 2,2 Prozent auf 8,32Dollar.
Pepsico stieg 4,2 Prozent auf 60,90 Dollar. Dafür sorgte anscheinend die Deutsche Bank. Die Frankfurter hoben heute ihre Gewinnschätzung für den Coke-Rivalen an und lupften das Kursziel von $66 auf $70. Die Analysten lobten die Kostensenkungen und die geringeren Aufwendungen für Abschreibungen. Außerdem profitiere der globale Softdrink-Anbieter - wie so viele US-Multinationals - vom fallenden Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet in die Höhe treibt.
Costco Wholesale Corporation avancierte 1,4 Prozent auf 56,47 Dollar. Das verdankte der Warenhausbetreiber (auf Mitgliedsbasis) wohl Robert W. Baird. Der Broker beförderte den Einzelhändler von Neutral auf Outperform und hob das Kursziel von $65 auf $53. Dort rechnet man mit einer nachhaltigen Beschleunigung des Gewinns je Aktie. Dazu tragen bessere Gewinnmargen bei. Außerdem profitiere der Westküstler - wie so viele US-Multinationals - vom fallenden Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet in die Höhe treibt. Die Gewinnschätzungen der Wall Street seien zu niedrig.
Wynn Resorts gewann 3,1 Prozent auf 67,66 Dollar. Der Kasino-Betreiber wurde beim Broker Soleil von Hold auf Buy aufgewertet mit Kursziel $80
BB&T Corp stieg 4,6 Prozent auf 26,71 Dollar. Die Bank wurde beim Broker Keefe Bruyette von Market Perform auf Outperform aufgewertet.
DWA Dreamworks Animation gewann 1,7 Prozent auf 34,92 Dollar. Das Hollywood-Studio wurde in Conviction Buy-Liste bei Goldman Sachs aufgenommen.
Accenture stieg 2,7 Prozent auf 37,50 Dollar. Die irische Outsourcing- und Consulting-Firma Accenture gab zwar gestern Abend einen enttäuschend Ausblick ab, hob aber dafür die Dividende an. Deshalb wurde sie ebenfalls für die Goldman Sachs-Conviction Buy-Lite für würdig befunden.
Nasdaq: Profitable Partnerschaften
Die technologielastige Computerbörse wurde etwas von einigen Schwergewichten gestützt, die von Broker Upgrades profitierten. Der Schwergewichte Auswahlindex Nasdaq 100 büßte 0,24 Prozent ein.
Zu den Stützen zählt Apple mit einem Tagesgewinn von 2,2 Prozent auf 184,88 Dollar. Die Aktie steigt allmählich zum Darling der Analysten auf. Bereits gestern lupften die BofA-Tochter Merrill Lynch und der Broker Oppenheimer ihre Kursziele jeweils über die Marke $200. Heute zogen die UBS und der Broker Kaufman Brothers nach. Außerdem gab es einen positiven Kommentar von Morgan Stanley.
Die UBS beförderte die Kalifornier von Neutral auf Buy und katapultierten das Kursziel von $170 gleich auf $265.
Kaufman Brothers bestätigte das Buy-Rating und schraubte das Kursziel von $184 auf $214.
Die UBS sieht wachsende Umsätze bei den iPhone-Geräten, auch dank der Popularität des App Stores. Hilfreich seien auch neue Partnerschaften. Die Wall Street unterschätzt außerdem das Potential für die Gewinnmargen. Langfristig sollten auch Dienstleistungen (Apple Service) als Wachstumstreiber hinzu kommen. Dazu könnte der Zugang zu digitalen Inhalten für alle Apple-Produkte gehören. iTunes sie also nur der Anfang.
Kaufman Brothers beobachtet ebenfalls ein starke Wachstum. Der Broker stellt fest, dass neue iPods, vor allem das neue Nano mi eingebauter Video-Kamera, stark nachgefragt werden. Das neue Mac-Betriebssystem Snow Leopard sollte außerdem dazu beitragen, dass sich die Gewinnmargen weiter verbessern.
Laut Morgan Stanley könne das iPhone seinen Marktanteil verdoppeln, falls die Kult-Technologie-Schmiede dafür die Exklusivität aufgibt. Dazu gehörten Partnerschaften mit mehreren Netzwerkbetreibern in einem Land. Derzeit gibt es das iPhone in Deutschland nur bei T-Mobile, in den USA bei AT&T. In Frankreich dagegen bei mehreren Netzbetreibern. Laut Morgan Stanley führte der Wechsel dort von einem zu multiplen Anbietern zu einem (relativen) Marktanteilsgewinn von 136%.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, verlor dagegen 2,6 Prozent auf 65,42 Dollar. Der Broker Piper Jaffray bestätigte ein halbherziges „Neutral“-Rating, senkte aber das Kursziel von $67 auf $75.
Smartphone-Pionier Palm verbilligte 1,1 Prozent auf 16,41 Dollar.
Motorola, inzwischen auch Familienmitglied bei den Smartphone-Bauern, rutschte nachrichtenlos 4,5 Prozent auf 7,99 Dollar.
Intel avancierte gegen den Negativ-Trend 0,4 Prozent auf 18,97 Dollar. Dazu trug nicht nur die Nachricht bei, dass die Chipverkäufe weltweit wieder anziehen. Der Branchenverband SIA berichtete, dass die Halbleiterumsätze im August um 5% über dem Juli-Niveau lagen. Belebend wirkte auch der Broker Oppenheimer. Das Wertpapierhaus beförderte den Chip-Riesen von Perform auf Outperform mit Kursziel $28.
Der Grund: Man glaube, dass der PC-Markt in 2010 um mehr als 10% wächst. Dazu könnte der Erneuerungsbedarf genauso beitragen, wie eine geringe Lagerhaltung und einer Erholung der IT-Ausgaben. Dabei sei Intel gut positioniert und könne möglicherweise sogar überdurchschnittlich stark wachsen, weil der Konzern in bestimmten Segmenten Marktanteile dazu gewinnt, etwa bei den Servern.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor allerdings 1,1 Prozent auf 306 Punkte.
Cisco Systems gab 1,8 Prozent auf auf 22,67 Dollar ab. Der Internet-Infrastrukutur-Riese meldete gestern den Ankauf der norwegischen Video-Konferenz-Firma Tandberg für $3 Mrd. in Cash. Die Aufkäufer werden in der Regel abgestraft, weil die Investoren die Kosten scheuen.
Heute bekam der Netzwerkausrüster allerdings Rückendeckung vom Broker Jefferies & Co. Das Wertpapierhaus bekräftigte seinBuy-Rating und hob das Kursziel von $26 auf $29. Die Bank glaubt, dass die Kalifornier den richtigen Ankauf getätigt haben.
Tandberg sei der Marktführer in dem Video-Konferenz-Segment mit einem Umsatz von $808 Mio. in 2008 und gesunden Gewinnmargen. Da die Video-Downloads hohe Kapazitäten erfordern, würde auch das Cisco-Kerngeschäft Switches und Routers angekurbelt.
Microsoft avancierte 0,3 Prozent auf 24,96 Dollar.
Internet: Flucht zur Messbarkeit
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets litten wohl unter den wachsenden Risiko-Abneigung.
Google verlor 0,5 Prozent auf 484,58 Dollar. Der Broker Argus schraubte heute sein Kursziel von $500 auf $575 hoch. Die Kalifornier hätten den Ankauf von On2 Technologies angekündigt, lobt das Wertpapierhaus. Dabei handele es sich um einen Entwickler von Video-Kompressions-Technologien. Der Ankauf koste $106.5 Mio.
Google bleibe strategisch gut positioniert für den erwarteten Anstieg im Werbegeschäft, da die Kunden ihre Anzeigen gezielt und mit messbarem Erfolg platzieren wollen. Diese „Flucht zur Messbarkeit“ gleiche die konjunkturelle Schwäche im Anzeigengeschäft aus.
Yahoo fiel 3,2 Prozent auf 16,84 Dollar. Die frische Gunst der Wall Street scheint wieder zu welken.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, avancierte dagegen 0,9 Prozent auf 375,21 Dollar. Das renommierte Technologie-Magazin MIT Technology Review hatte in seiner Onlineausgabe einen wohlwollenden Kurzbericht und gab via Video dem Baidu-CEO und Gründer Robin Li die Gelegenheit, seine Sicht der künftigen Internetwelt vorzustellen.
Härter traf es den E-Commerce, vielleicht wegen dem Job-Report, der ein schlechtes Omen für den Konsum ist:
Amazon.com büßte 1,3 Prozent auf 89,85 Dollar ein.
Der Rivale Ebay trudelte 2,3 Prozent auf 22,70 Dollar. Barclays Capital glaubt, dass sich das Kerngeschäft Auktionen stabilisiert und hob deshalb das Kursziel von $20 auf $24 an, hält aber an dem Rating “Neutral” fest.
Die Online-Videothek Netflix gewann dagegen 0,2 Prozent auf 44,72 Dollar.
Rohstoffe:
Öl: Konjunkturelle Skepsis
Die konjunkturelle Skepsis, die den Aktienmarkt beherrschte, schien auch auf den Ölpreis abzufärben. An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der November-Kontrakt für Crude um 98 Cents und schloss auf 69,83 Dollar.
Gold: Leichter Zugewinn
Der Gold-Kontrakt für Dezember stieg heute an der New York Mercantile Exchange um 3,30 Dollar und schloss auf 1.004,00 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 999,10 Dollar.
Ausblick: Start Berichtssaison Q3
Montag:
16:00 ISM Einkaufsmanager Index Dienstleistungen September
Quartalszahlen:
Dienstag:
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Quartalszahlen: Alcoa
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Freitag:
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)