19. Oktober 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kurze Rückschläge sind den Börsianern zufolge zwar möglich, insgesamt zeigen sie sich aber überwiegend zuversichtlich. Konjunktur- und Unternehmenszahlen sind zu gut, außerdem ist der Anlagedruck hoch.
Trotz der Ernüchterung zum Wochenausklang: Die meisten Analysten sehen die Börsenampeln weiter auf Grün. Zu überwältigend sind die positiven Signale von Konjunkturseite, auch die Unternehmenszahlen haben unter dem Strich überzeugt. Verschnaufpausen schließen die Analysten aber nicht aus.
Zahlreiche neue Höchststände
In der vergangenen Woche gab es an den Finanzmärkten kaum noch ein Halten: Der DAX kletterte am Mittwoch auf ein Zwölf-Monats-Hoch, der Dow Jones schloss am selben Tag erstmals seit einem Jahr wieder über 10.000 Zählern. Der Rohölpreis überwand die wichtige Marke von 75 US-Dollar je Barrel und der Goldpreis erreichte ein Rekordhoch von 1.070 US-Dollar je Feinunze. Am Freitag legten die Börsen dann allerdings den Rückwärtsgang ein, der Verbraucherindex der Uni Michigan war enttäuschend niedrig ausgefallen, zudem lösten die Zahlen von Bank of America und General Electric keine Begeisterung aus.
Das deutsche Aktienbarometer verabschiedete sich dann mit einem Plus von lediglich 32 Punkten auf 5.743 ins Wochenende. In die neue Handelswoche startet der DAX aber wieder mit einem deutlichen Plus von, knapp 1,3 Prozent. Der Nikkei-225-Index schloss heute Morgen mit leichten Verlusten von 0,2 Prozent.
Techniker zuversichtlich
Von technischer Seite gibt es im Moment durchaus Unterstützung. "Der Aufwärtstrend ist intakt", meint Rainer Sartoris von der HSBC. Nach mehreren Anläufen sei es dem DAX gelungen, über dem Widerstand bei 5.750 Punkten anzuziehen. Neue Hürden sieht der Analyst bei 5.999 Punkten, dem Tief vom Juli 2008, und vor allem bei 6.100 bzw. 6.200 Punkten. "Das wäre in den kommenden Wochen das Maximum", heißt es.
Liquiditätsgetriebene Rallye
Für Dirk Gojny, Chefvolkswirt der HSH Nordbank, ist die Rallye allein liquiditätsgetrieben. "Kasse halten ist zu teuer", urteilt er. Der Ökonom verweist auf die immer noch niedrigen Umsätze und das seiner Ansicht nach laue fundamentale Umfeld. Die Berichtssaison überzeugt ihn nicht, er bezeichnet die Ergebnisse als "durchwachsen": Die guten Zahlen der US-Banken seien unter anderem auf die verringerte Konkurrenz zurückzuführen und könnten nicht fortgeschrieben werden, die Industrieunternehmen profitierten vor allem von Kostensenkungen. "Die Verbesserungen sind nur gradueller Art", meint er. Allerdings nehme der Anlagedruck zu, Skeptiker könnten sich immer weniger entziehen. "Daher kann es durchaus noch weiter nach oben gehen", schätzt Gojny.
Fulminantes US-Wachstum?
Eine Verschnaufpause hält die Helaba in dieser Woche für möglich, allerdings ist Chefvolkswirtin Gertrud Traud davon überzeugt, dass die US-Wirtschaft vor einem fulminanten zweiten Halbjahr steht: Das Institut hat die Wachstumsprognose für das dritte Quartal von 4 auf 5,5 Prozent angehoben, für die Monate Juli bis Dezember insgesamt zeichne sich ein Plus von über 4 Prozent ab. Aufgrund der strukturellen Verwerfungen könne 2010 diese hohe Dynamik zwar nicht gehalten werden, die Helaba rechnet aber immer noch mit einem Plus von 3 Prozent. "Die Fed wird folglich nicht mehr lange Vollgas geben können", folgert Traud.
Feuerwerk neuer Zahlen
Die Berichtssaison ist nun voll im Gange. In den kommenden Tagen werden zahlreiche Großunternehmen wie Apple, Coca-Cola, Dupont, Pfizer, Boing, Ebay, Fiat, American Express, Credit Suisse, Ericsson, Nestlé, Novartis oder Microsoft über das abgelaufene Quartal Rechenschaft ablegen. Auf die ersten Zahlen deutscher Bluechip-Unternehmen müssen Anleger noch bis Ende Oktober warten, allerdings berichten Adressen aus der zweiten Reihe wie Comdirect und Praktiker. Daneben werden mit China und Großbritannien die ersten großen Länder ihre BIP-Zahlen für das dritte Quartal veröffentlichen. Von Konjunkturseite werden vor allem die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Europa sowie der ifo-Index das Interesse auf sich ziehen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 19. Oktober
19.00 Uhr. USA: NAHB Hausmarktindex Oktober. Der Index sollte sich laut HSBC weiter leicht von seinem Rekordtiefstand vom Januar bei 8 Punkten entfernt haben, die Analysten rechnen mit 21 Punkten nach 19 Punkten im September.
Dienstag, 20. Oktober
08.00 Uhr. Deutschland: Erzeugerpreise September. Umfragen zufolge wird mit einem leichten Rückgang von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gerechnet.
14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreise September. Hier prognostizieren die Analysten mehrheitlich ein leichtes Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem August.
14.30 Uhr. USA: Baubeginne/-genehmigungen September.
Mittwoch, 21. Oktober
20.00 Uhr. USA: Beige Book. Der Wirtschaftsbericht der Federal Reserve sollte eine weitere graduelle Erholung der US-Konjunktur unterstreichen, vermutet die HSBC.
Donnerstag, 22. Oktober
4.00 Uhr. China: BIP im dritten Quartal. Aufgrund der Entwicklung von Investitionen und Industrieproduktion in den vergangenen Monaten bestehen laut DekaBank kaum Zweifel, dass sich das Wachstum gegenüber dem zweiten Quartal (7,9 Prozent) nochmals beschleunigt hat. Die Analysten erwarten ein Plus beim realen BIP von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Freitag, 23. Oktober
9.30/10.00 Uhr. Deutschland/EU: Einkaufsmanagerindex Oktober/Vorabschätzung. Die Analysten von Metzler prognostizieren weitere Anstiege bei den Einkaufsmanagerindizes. Die Konsensschätzungen liegen für Deutschland bei 50,1 nach zuvor 49,7 Punkten für das verarbeitende Gewerbe und 52,2 nach 52,1 für den Dienstleistungssektor, für Europa bei 50 (zuvor 49,3) bzw. 51,5 (zuvor 50,9). Die 50-er Marke signalisiert die Grenze zwischen schrumpfender und expandierender Wirtschaft.
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober. Der ifo-Geschäftsklimaindex könnte im Oktober leicht gestiegen sein, meint die Helaba und prognostiziert 91,8 Punkte nach 91,3 im Vormonat. Die Lage werde von den Unternehmen immer noch miserabel eingeschätzt, sie werde sich im Oktober und in den Folgemonaten aber weiter verbessern. Die Erwartungen sollten laut Helaba eher seitwärts tendieren. Für den ifo-Geschäftsklimaindex werden vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München monatlich 7.000 Unternehmen zur ihrer Einschätzung der Geschäftslage heute und auf Sicht von sechs Monaten befragt. Ein mehrmonatiger Anstieg weist auf eine steigende Wirtschaftslage hin.
10.30 Uhr. Großbritannien: BIP im dritten Quartal. Das Bankhaus Metzler rechnet mit einem Anstieg des BIP von gerade einmal 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, Hintergrund sei der nur schleppende Verlauf der Konsumausgaben.
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© 19. Oktober 2009/Anna-Maria Borse
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