Nach dem massiven Verlust im
vergangenen Jahr will das angeschlagene Solarunternehmen Q-Cells
Die Modulproduktion für Q-Cells übernimmt der Elektronikkonzern Flextronics, der damit in den Photovoltaik-Markt einsteigt. Das Unternehmen mit Sitz in Singapur baut dafür eine Fabrik in Malaysia mit einer Kapazität von 200 Megawatt. In der Produktionsstätte werden die Zellen von Q-Cells verarbeitet. Die Sachsen-Anhalter hatten ihrerseits im vergangenen Jahr eine Zellenfabrik in Malaysia eröffnet. Sie soll in diesem Jahr auf eine Kapazität von 600 Megawatt ausgebaut werden.
MEHR MITTELGROSSE ANLAGEN
Parallel will Q-Cells sein Projektgeschäft auf eine breitere Basis stellen. Die Tochter QCI, die sich bislang auf Entwicklung, Bau und Betrieb von Großkraftwerken konzentrierte, soll künftig stärker auch mittelgroße Projekte zwischen 0,5 und 5 Megawatt in Angriff nehmen. Zielgruppe sind gewerbliche und industrielle Kunden. Dies gilt besonders in Deutschland als lukrativer Markt, da die Bundesregierung im Zuge der geplanten Änderung der Solarförderung den Eigenverbrauch stärker unterstützen will.
"Der Photovoltaikmarkt wird in den nächsten Jahren durch starkes Wachstum, aber auch Überkapazitäten und Margendruck gekennzeichnet sein", sagte Vorstandschef Cen. Dabei könne Q-Cells von seiner etablierten Marke profitieren. Allerdings müsse das Unternehmen weiter flexible und kostengünstige Kapazitäten schaffen und mit Hochdruck am Ausbau des Produktportfolios und des Marktzugangs arbeiten. "Die Partnerschaft mit Flextronics ist ein erster wichtiger Meilenstein, aber es müssen weitere folgen, um im scharfen internationalen Wettbewerb Schritt zu halten", erklärte Cen. Er hatte erst vor zwei Wochen den Vorstandsvorsitz nach dem überraschenden Rücktritt Anton Milner übernommen.
UMSATZ SOLL WIEDER STEIGEN
In diesem Jahr will Q-Cells nach dem Einbruch zuvor seinen Umsatz wieder auf 1 bis 1,2 Milliarden Euro steigern. Zugleich will das Unternehmen sein operatives Ergebnis "signifikant" verbessern. Insbesondere im ersten Halbjahr erwartet Q-Cells ein deutliches Wachstum des europäischen Marktes. Für Investitionen stehen 150 bis 200 Millionen Euro zur Verfügung.
2009 hatte Q-Cells beim Umsatz aufgrund des Preisverfalls in der Branche einen Rückgang um ein Drittel auf 802 Millionen Euro hinnehmen müssen. Vor Zinsen und Steuern verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 486 Millionen Euro nach einem Gewinn von 205 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand aufgrund von Abschreibungen auf Beteiligungen sogar ein Fehlbetrag von knapp 1,4 Milliarden Euro. Insbesondere die wachsende Konkurrenz aus China machte Q-Cells zu schaffen.
SANIERER SOLL Q-CELLS RETTEN
Das Ruder herumreißen soll nun Sanierungsexperte Cen. Er ist eigentlich Geschäftsführer beim Restrukturierungsberater Alvarez & Marsal. Seit Juni 2009 hat er das Finanzressort bei Q-Cells inne, seit zwei Wochen nun auch der Vorstandsposten. Sein Vertrag läuft nur bis Jahresende. Bis dahin soll er mit seinem Sanierungsteam die Neuausrichtung von Q-Cells schaffen.
Neben der Erweiterung der Produktpalette gehört dazu auch eine harte Restrukturierung. Bereits im vergangenen Jahr strich das Unternehmen 500 Stellen am Firmensitz in Bitterfeld-Wolfen, vier alte Produktionslinien wurden geschlossen. Offen ist die Zukunft von zahlreichen unrentablen Beteiligungen. Sie wurden im Jahresabschluss 2009 radikal abgewertet. Lediglich das Dünnschicht-Geschäft von Solibro gehört für Cen noch zum Kerngeschäft. Für andere Geschäftsfelder sucht Q-Cells Käufer oder Partner. Gelungen ist das bereits beim Gemeinschaftsunternehmen Sovello. Der Modulhersteller soll in den nächsten Wochen komplett an den Finanzinvestor Ventizz Capital verkauft werden./nl/fn/tw
ISIN DE0005558662 SG9999000020
AXC0046 2010-03-24/08:51