
7. Januar 2010. Nach den reinigenden Sparmaßnahmen des vergangenen Jahres arbeiten die internationalen Unternehmen an ihren Portfolios. Interessant sind die Übernahmebewegungen globaler Lebensmittelkonzerne.
Freundlich und motiviert gestaltet sich der Jahresauftakt im Handel mit Auslandsaktien an der Frankfurter Börse. Für den Verbraucher weniger erfreulich, aber spannend für Anleger ist die Ölpreisentwicklung, der Barrel Rohöl kostet rekordverdächtige 82,70 US-Dollar. Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank nennt als Grund nicht allein den eisigen Winter, sondern auch den Lieferstreit zwischen Russland und Weißrussland. Jan Vrbsky von der Baader Bank bestätigt die Tendenz zu Rohstoffaktien. Zudem seien aber auch Finanztitel gefragt, der Kurs der Royal Bank of Scotland (WKN 865142) habe um 20 Prozent, der der Allied Irish Bank (WKN 909616) sogar um 30 Prozent zugelegt. Mit Spannung wird die kommende Berichtssaison erwartet.
LG Display übernimmt Schlüsseltechnologien
Der weltweit zweitgrößte Hersteller von LCD-Bildschirmen, LG Display Co. Ltd. (WKN A0B68Y) aus Taiwan, bewegt die Anleger mit Aktivitäten in der E-Book-Sparte. Vorhauser berichtet von der Übernahme von Hydis Technologies für 30,5 Millionen US-Dollar. Hydis stelle Schlüsselkomponenten für den Kindle von Amazon und andere E-Reader her. LG Display wolle sich außerdem mit der Entwicklung von Solarzellen für die Stromversorgung der Reader profilieren, um diese unabhängiger von Steckdosen zu machen. Erwähnenswert sei auch die Übernahme der OLED (= Organische LEDs)-Sparte von Eastman Kodak. "Kodak hatte die Technologie 40 Jahre verfolgt, aber bislang nur für digitale Bilderrahmen eingesetzt. LG will mit der Technik nun auch Fernseher bauen", verrät Vorhauser. Kodak behalte Nutzungsrechte an der Technik, brauche das Geld aber zur Entwicklung eigener Produkte. Die Investoren haben LGs Entscheidungen positiv bewertet, die Aktie habe diese Woche um rund 10 Prozent zugelegt und notiert aktuell bei 12,43 Euro.
Cadbury: Fortsetzung des Bieterwettstreits
Über die neueste Entwicklung beim Übernahmeversuch des britischen Schokoladenherstellers Cadbury (WKN A0NJP5) durch den amerikanischen Lebensmittelkonzern Kraft Foods (WKN 655910) berichtet Jan Vrbsky von der Baader Bank. Die Aktionäre von Cadbury, allen voran Investorenlegende Warren Buffet, hielten das Angebot immer noch für zu niedrig und hätten Kraft Foods eine Abfuhr erteilt. Kraft hat zuletzt seine Tiefkühlpizza-Sparte für 3,7 Milliarden US-Dollar an seinen Schweizer Konkurrenten Nestlé verkauft, um den Baranteil ihrer Übernahmeofferte für den Süßwaren-Hersteller zu erhöhen. "Der Aktienkurs von Cadbury liegt mit 773 Pence deutlich über dem letzten Gebot der Amerikaner", erläutert Vrbsky.
Petrochina beteiligt sich in Kanada
Die Rohölpreise haben angezogen, davon profitieren die Ölkonzerne. Der chinesische Riese Petrochina Co. Ltd. (WKN A0M4YQ) beteiligt sich mit 1,7 Milliarden kanadische Dollar zu 60 Prozent am Athabasca-Ölsandprojekt in Kanada. Vorhauser erklärt: "Ölsand-Förderung ist Kalkulationssache. Die Extraktion und Aufbereitung des im Sand gespeicherten Bitumens zu synthetischem Rohöl ist relativ teuer und wurde in der Vergangenheit immer wieder vernachlässigt. Die 175 Milliarden Barrel, um die es hier geht, gelten im Augenblick als noch profitabel." Die Investoren haben Petrochinas Entscheidung begrüßt, der Aktienkurs hat diese Woche von 0,835 Euro auf 0,895 Euro zugelegt.
Ford Motors mit Absatzplus
Die US-Automobilbranche hat am Wochenanfang Absatzzahlen für den Monat Dezember veröffentlicht. Ford Motors (WKN 502391) habe als einziger US-Automobilkonzern ein Absatzplus, und zwar von einem Drittel, ausgewiesen, bemerkt Vrbsky. Die positiven Nachrichten überzeugten viele Investoren und die Aktie sei mit einem Plus von insgesamt 10 Prozent einer der Gewinner des gestrigen Handelstages gewesen. Sie ging mit 11,37 US-Dollar aus dem Handel.
Novartis: Unglücklicher Healthcare-Vorstoß
Wenig Gefallen finden die Anleger an der jüngsten Übernahme des schweizerischen Medikamentenherstellers Novartis (WKN 904278). Das Unternehmen baut seinen 25-prozentigen Anteil am amerikanischen Augenmittelkonzern Alcon, einer Nestlé-Tochter, auf 100 Prozent aus. "Das kostet 50 Milliarden US-Dollar, dafür braucht Novartis erst eine Kapitalerhöhung, so eine Verwässerung kann den Kurs drücken", meint Vorhauser. Die Anleger hätten auch kein rechtes Vertrauen in den Deal, der Preis sei zu hoch und die Ausweitung des Novartis-Portfolios nicht ganz schlüssig. Der Kurs des Pharmakonzerns hat in der vergangenen Woche um 7 Prozent bis auf 35,70 Euro nachgelassen und hält sich im Augenblick bei 36,50 Euro.
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© 7. Januar 2010/Margarethe Dawo
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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