10. Februar 2010. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Probleme der europäischen Peripheriestaaten lässt Investoren zu Gold greifen. Andere, spekulativere Rohstoff-Papiere, etwa Industriemetalle, werden eher gemieden.
Die Schwierigkeiten, die im Süden Europas - in Griechenland, Spanien, Portugal und Italien - aufziehen, belasten auch den Handel mit Rohstoffprodukten an der Börse Frankfurt und ziehen eine Korrektur nach sich. "Die riskanteren Anlagen im Feld der Rohstoff-ETCs leiden unter der Situation, da Investoren verkaufen", berichtet Bernardus Roelofs von Flow Traders.
So hat Gold in den vergangenen zehn Handelstagen in der Spitze rund 5 Prozent verloren, befindet sich derzeit jedoch wieder auf dem Weg nach oben und notiert bei 1.079 US-Dollar. Erdöl und Erdgas bewegen sich innerhalb einer Handelsspanne zwischen 71 und 76, bzw. zwischen 5,10 und 5,60 US-Dollar.
Gold als Fluchtanlage
RoelofsGold ist "in" vor dem Hintergrund der Sorgen der Anleger um die Finanzsituation in Europas Peripherie und der hohen Staatsverschuldung der USA, Japans und Großbritanniens. "Anleger flüchten sich aus defensiven Gründen in konservative Werte. Das heißt, sie kaufen jetzt wieder zunehmend Gold, nachdem es zu Beginn der Korrektur eher verkauft wurde", beschreibt Roelofs die Situation. ETF Securities berichtet, dass die weltweiten Zuflüsse in physischem Gold (WKNs A0LP78, A0N62G) in der vergangenen Woche zugenommen haben. Die wöchentliche Zuflussrate sei die höchste seit August 2009. "Diese starken Zuflüsse trotz der Goldpreisschwäche und der Stärke des US-Dollars verdeutlichen eine strategische Entscheidung für physisches Gold", heißt es in einem Bericht des Emittenten. Bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB) dagegen halten sich Käufe und Verkäufe in den vergangenen Tagen die Waage.
Zugleich mit Gold setzen einige Investoren auch auf physisches Platin (WKN A0N62D) bzw. Palladium (WKN A0N62E).
Industriemetalle haben wenig Anziehungskraft
Eine negative Preisentwicklung bei Industriemetallen, vor allem bei Kupfer, ließ Anleger zu ETFS Short Copper DJ-UBSCI ETC (WKN A0V9XV) greifen. Der Rohstoff-ETC wird jedoch nun seit einigen Tagen wieder verkauft. Der Emittent vermutet dahinter Gewinnmitnahmen. Kupfer ist seit Jahresbeginn in der Spitze um rund 20 Prozent gefallen.
Den Preisverfall bei Kupfer betrachten einige Marktteilnehmer für übertrieben. "Haupteinflussfaktoren für den Metallmarkt waren die Ankündigungen Chinas zur Straffung ihrer Geldpolitik sowie gemischte makroökonomische Daten aus den USA", kommentieren die Analysten den Fondsgesellschaft Lupus Alpha. Zusätzlich belastend würden die weiterhin steigenden Lagerbestände an der Londoner Metallbörse LME wirken, die auf eine anhaltend schwache physische Nachfrage hindeuten. "Die Stimmung für Metalle hat sich somit deutlich eingetrübt."
Energierohstoffe mit wenig Kraft
Wie Roelofs beobachten kann, sind Energierohstoffe, allen voran Erdgas (WKN A0KRJ3) und Erdöl (WKNs A0KRKM, A0KRKN, A0KRJX) derzeit nicht das vordringlichste Investitionsthema. "Bei fallenden Preisen sehen wir Käufe. Steigt der Preis, verkaufen die Investoren wieder."
Der Glücksritter-Effekt
Mehr Bewegung dagegen sehen die Market Maker bei Agrar-Rohstoffen. "In der vierten Woche in Folge sehen wir Abflüsse im ETFS Agriculture DJ-UBSCI ETC (WKN A0KRKB)", meldet der Emittent. Dies stünde im starken Gegensatz zu den stetigen Zuflüssen in 2009. Der ETC umfasst einen Rohstoffkorb aus verschiedenen Agrar-Rohstoffen.
Die Preise für Getreide wie Soja, Weizen und Mais sind nach der Veröffentlichung des "Crop-Report" des US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) stark gefallen. "Die Händler gingen davon aus, dass wegen ungünstiger Wetterbedingungen die Farmer bei Mais nicht die vollständige Ernte einbringen konnten, so dass ein Angebotsrückgang die Folge gewesen wäre. Außerdem rechnete der Markt damit, dass die Anbauflächen für Winterweizen deutlich geringer ausfallen würden als ursprünglich prognostiziert, womit auch das Weizenangebot beeinträchtigt worden wäre", beschreiben die Analysten von Lupus Alpha die Situation. Die Veröffentlichung des Ernte-Berichts jedoch hat viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Es sei zum "Glücksritter-Effekt" gekommen. Damit spielen die Analysten auf den bekannten Film an, der eine Spekulation um die Orangenernte zum Thema hat.
Wollen Sie den Rohstoff-Marktbericht kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie bitte an redaktion@deutsche-boerse.com. © 10. Februar 2010 / Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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