Anzeige
Mehr »
Login
Montag, 29.04.2024 Börsentäglich über 12.000 News von 686 internationalen Medien
Fokus auf Nurexone: High-Level Biotech im Pennystock-Kleid!
Anzeige

Indizes

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Aktien

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Xetra-Orderbuch

Fonds

Kurs

%

Devisen

Kurs

%

Rohstoffe

Kurs

%

Themen

Kurs

%

Erweiterte Suche
Börse-Intern
31 Leser
Artikel bewerten:
(0)

Warum eine langjährige Deflation in den USA ausbleiben wird

Jochen Steffens

Aus dem letzten Sitzungsprotokoll der Fed geht hervor, dass sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses uneinig sind. Ein Teil der Ausschussmitglieder erwartet eine Inflation, der andere eine Deflation. Ein Problem, dass hier auch im Stockstreet-Team längere Zeit diskutiert wurde. Auch in unserem Jahresausblick haben wir darauf hingewiesen, dass trotz der enormen Geldmengenausweitung in den USA das Thema "Deflation" und damit ein Szenario wie in Japan nach dem großen Immobilien und Aktienmarktcrash 1990 noch nicht vom Tisch ist. Aber das ist nicht unser favorisiertes Szenario gewesen.

Natürlich befinden wir uns, wenn wir uns mit den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen beschäftigen, in einem ständigen Prozess. In den letzten Tagen hat sich eine neue, interessante Sichtweise ergeben, die meines Erachtens die Frage, was in den USA auf uns zukommt Deflation oder Inflation, beantwortet. Heute wird es also etwas komplizierter - ein Text für Anhänger volkswirtschaftlicher Theorien. Ich versuche es trotzdem möglichst verständlich zu beschreiben.

Inflation ist eigentlich ganz sinnvoll

Zurzeit machen sich viele Kommentatoren Sorgen, dass es in den USA zu einer Inflation kommen wird. Dabei ist Inflation ist nicht grundsätzlich schlecht und zudem vergleichsweise einfach zu bekämpfen. Inflation zwingt Anleger dazu, zu investieren, damit das Vermögen nicht an Kaufkraft verliert. Investiert wird in Immobilien (das heizt die heimische Wirtschaft an), Aktien (auch das hilft der Wirtschaft), neue Unternehmen (das wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus und bringt ebenfalls neue Impulse für die Wirtschaft). Was die USA zurzeit unbedingt brauchen ist also Inflation.

Eine zu hohe Inflation bekämpft man, in dem man die Zinsen erhöht. Bei hohen Zinsen wird das Geld lieber die Zinsen wählen, als sich den Risiken des Immobilien-, Aktienmarktes und der Unternehmensinvestitionen auszusetzen. Natürlich müssen die Zinsen "rechtzeitig" erhöht werden, damit die Inflation nicht zu einem sich selbst erhaltenden Prozess wird.

Das Trauma

In Deutschland haben wir natürlich noch als "kulturelles Erbe" das Trauma der Hyperinflation. Die meisten werden sich an die Briefmarkensammlung ihrer Väter/Opas erinnern. Briefmarken, die Millionen gekostet haben.

Allgemein als Auslöser der Hyperinflation werden die Finanzierung des Ersten Weltkrieges und die folgenden Reparationszahlungen sowie gekündigte Kredite der USA genannt. Um diese Forderungen zu stemmen, wurde die Geldpresse angeworfen. Prompt entstand eine Hyperinflation.

Eine andere wichtige Komponente, sozusagen der eigentlich Zünder in der Inflationskanone und ein Schlüssel zu der Frage Deflation oder Inflation wird aber oft übersehen:

Der Auslöser

Durch den 1. Weltkrieg verknappten sich nahezu alle alltagswichtigen Güter auf existenzielle Weise. Nahrung, Kleidung, Stahl, Energie, etc.. Das alles wurde vom Militär mehr oder weniger absorbiert. Hinzu kamen die Zerstörungen durch den Krieg, die sich in einer noch vergleichsweise landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft ebenfalls auf das Angebot negativ auswirkten.

Diese dramatische Angebotsverknappung war eine der wichtigen Anfangskomponenten der Inflation. Es fehlte am Ende des Krieges an allem - entsprechend stiegen die Preise. Sinkt das Angebot bei stabiler Nachfrage, steigen die Preise. Diese Probleme allein wären wahrscheinlich zu lösen gewesen. Dazu hätte der Staat lediglich in die Wirtschaft investieren müssen, das erhöht das Angebot. Die hohe Nachfrage hätte sich ebenfalls positiv auf die Produktion ausgewirkt. Relativ schnell hätte sich ein Wirtschaftsboom entwickeln können (siehe 2. Weltkrieg).

Doch dann kamen die Reparationszahlungen und die USA kündigten wichtige Kredite. Das führte dazu, dass der Staat anstatt zu investieren, noch mehr Geld aus der Wirtschaft abziehen musste. Somit haben diese Reparationszahlungen quasi jedes Wirtschaftswachstum absorbiert. Das Angebot blieb extrem niedrig, die Nachfrage stieg weiterhin. Und erst diese beiden Komponenten zusammen stießen die Hyperinflation an.

Für den weiteren Text sind folgende Aspekte demnach wichtig:

Der Zünder der Hyperinflation war eine dramatische Angebotsverknappung! Das allein hätte jedoch nicht ausgereicht. Hinzu kamen die Reparationszahlungen u.a..

Es musste also einen weiteren, externen Faktor geben, der sich zeitversetzt und verstärkend auf die Inflation auswirkte und diese zusätzlich anheizte.

In den USA fehlt übrigens diese dramatische Angebotsverknappung (zumindest noch) und damit ein wichtiger Faktor einer Hyperinflation.

Die Deflation

Eigentlich sollte es ebenfalls einfach sein, eine Deflation zu bekämpfen. Statt wie bei der Inflation die Zinsen zu erhöhen, senkt man sie, schmeißt die Druckerpresse an, und schon generiert man Inflation - so die volkswirtschaftliche Theorie. Wenn jedoch bestimmte Voraussetzungen zusammentreffen, scheint diese einfache Methode nicht mehr zu funktionieren. Japan versucht bereits seit 20 Jahren einen Weg aus ihrer Deflation herauszufinden. Doch alles was in Japan bisher probiert wurde, einschließlich langjähriger Nullzinspolitik und immenser Staatsverschuldung, funktioniert einfach nicht - sehr zum Erstaunen der meisten Volkswirtschaftler.

Doch auch in Japan gab es wieder zwei Faktoren, die meines Erachtens zeitlich aufeinander folgten und sich verstärkten. Und das wird der eigentliche Grund dafür sein, dass sich die Deflation derart in die Länge gezogen hat und ist damit der nächste Schlüssel, für die Frage: Deflation oder Inflation in den USA:

Erste Stufe der Deflation in Japan

Zunächst hatte Japan das Problem, dass die enormen Immobilienkredite durch den dramatischen Zusammenbruch der Immobilienpreise im Immobiliencrash plötzlich nicht mehr gedeckt waren. Da in Japan aus kulturellen Gründen alles getan wurde, um zu verhindern, dass die Banken zusammenbrachen, entstand ein Liquiditätsloch. Dieses Liquiditätsloch bestand aus einer riesigen Summe ungedeckter Kredite, die in den Bankenbilanzen ruhten. Japan senkte die Zinsen und die Banken absorbierten sozusagen die so zur Verfügung gestellte Liquidität, um ihre Löcher in den Bilanzen zu füllen. Einen ähnlichen Effekt sehen wir zurzeit in den USA.

Wenn die Banken jedoch die Liquidität nahezu komplett abschöpfen, kann die Geldmengenausweitung erst einmal keine Inflation erzeugen. Das Geld kommt quasi nicht beim Konsumenten an, der mit dem Geld zusätzliche Nachfrage erzeugen würde. Und nur durch eine zusätzliche Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot würden die Preise steigen. Kurz: Inflation bleibt aus.

Hinzu kommt, dass durch den Aktien- und Immobiliencrash in Japan eine Rezession entstand, in der die Nachfrage natürlich grundsätzlich zurückgeht, da die Menschen weniger verdienen und die Arbeitslosigkeit zunimmt.

Auch diese beiden Faktoren sehen wir in den USA, weswegen wir uns dort auch zurzeit noch in einem deflationären Umfeld bewegen. Doch hier hört die Ähnlichkeit zu Japan auf!

Zweite Stufe der Deflation

Eigentlich hätte es aber, sobald dieses Liquiditätsloch mehr oder weniger gestopft war, in Japan zu einer Inflation kommen müssen. Denn dann hätten die Banken die Liquidität an die Konsumenten weitergegeben und dort einen Nachfrageschub ausgelöst. Dass dies nicht geschah, hängt mit einem anderen Phänomen zusammen, das wir in anderen Zusammenhängen bereits diskutiert haben.

Mitte bis Ende der 90er entstand durch die Globalisierung ein weltweiter massiver Angebotsüberhang. Der weltweite Warenverkehr setzte Länder in Konkurrenz zueinander, die vorher kaum etwas miteinander zu tun hatten. Diese steigende Konkurrenz drückte auf die Preise. Im weiteren Verlauf fing China an, die Welt mit Billigwaren zu überfluten.

Diese Faktoren wurden dadurch begünstigt, dass die Rohstoffpreise in dieser Zeit zunächst extrem niedrig blieben.

Das alles zusammen führte zu einer weltweit einsetzenden, langen, deflationären Phase. Diese ist zum Beispiel auch daran zu erkennen, dass die Zinsen in dieser Zeit immer weiter gesunken sind. Und es waren wohl diese Effekte, die auch in Japan das Entstehen einer Inflation verhinderten und somit die Deflation in Japan auf grausame Weise verlängerte.

Fazit:

Bringt man diese Punkte zusammen, drängt sich der Eindruck auf, dass solche Extreme wie Hyperinflation und langjährige Deflation nur dann entstehen, wenn zu den normalen konjunkturellen Faktoren noch externe Faktoren hinzukommen (zumindest so lange eine einigermaßen vernünftige Geldpolitik betrieben wird. )

Rückschluss auf die USA?

Die Ähnlichkeit mit Japan zeigt sich in den USA zurzeit noch deutlich. Der Immobiliencrash führte zu riesigen ungedeckten Krediten. Doch in den USA sind mittlerweile eine ganze Reihe von Banken geplatzt, das führt zu einem Abbau der Verbindlichkeiten. Trotzdem wird dieser Effekt des Liquiditätslochs auch hier noch eine Weile die Liquidität der Fed absorbieren.

Dann jedoch wird diese Liquidität überschwappen und in die Wirtschaft fließen und somit bei den Konsumenten ankommen.

Wir sollten es zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mit einem extremen Angebotsmangel zu tun haben, wie nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland. Wir befinden uns in den USA ganz im Gegensatz dazu in einem deflationären Umfeld mit einem Überangebot an Waren. Aus diesem Grund wird eine entstehende Inflation zu beherrschen sein und sogar zu einem gesunden Wirtschaftswachstum führen. Sobald die Fed entsprechend schnell reagiert und keine externen Faktoren hinzukommen, ist eine Hyperinflation unwahrscheinlich.

Die wesentlich größere Gefahr geht, da wir uns bereits in einem deflationären Umfeld befinden, demnach davon aus, dass nun eine externe Entwicklung auftaucht, welche die bisherigen deflationären Faktoren noch zusätzlich verstärkt. Dann wäre ein langjähriges Deflationsszenario wie in Japan denkbar.

Andere Voraussetzungen in den USA

Und hier liegt der entscheidende Unterschied zu Japan: Ein weltwirtschaftlicher Boom ohne die USA ist zurzeit noch nicht denkbar. Wenn überhaupt ein Land, dann könnte China es schaffen, durch seine Binnenwirtschaft einen langanhaltendes Wirtschaftswachstum ohne die USA zu generieren. Doch Europa und die USA würde das insoweit nicht betreffen.

Zudem hat sich gerade in den Billigsegmenten der Konkurrenzkampf vernichtend auf die Unternehmen in den USA und Europa ausgewirkt. Hier fehlt somit die Konkurrenz und damit der Konkurrenzkampf, der sich senkend auf die Preise auswirkt. Das nun ein anderes Land nach China die Welt mit Billigwaren überschwemmt, ist auch nicht zu erwarten. Afrika ist dafür noch nicht weit genug entwickelt, Osteuropa hat ganz andere Probleme und Brasilien spielt als Rohstoffland sowieso ein anderes Spiel.

Ebenfalls gegen eine deflationäre Entwicklung spricht, dass die Rohstoffpreise mittlerweile bei weitem nicht mehr so günstig sind, wie in den 90er Jahren und tendenziell eher weiter steigen.

Eine langanhaltende Deflation ähnlich wie in Japan ist sehr unwahrscheinlich

Zurzeit ist also ein externer Faktor, welcher die Deflation in den USA verstärken könnte, (noch) nicht zu erkennen. Daraus folgt unweigerlich: Der USA wird es gelingen, die Deflation zu bekämpfen und über eine zu beherrschende Inflation das Wirtschaftswachstum wieder nachhaltiger anzukurbeln. Eine langanhaltende Deflation ist hingegen mehr als unwahrscheinlich.

Wenn man die oben genannten Zusammenhänge im historischen Kontext betrachtet, ergibt sich ein erstaunlich stimmiges Bild.

Viele Grüße
Jochen Steffens

Großer Insider-Report 2024 von Dr. Dennis Riedl
Wenn Insider handeln, sollten Sie aufmerksam werden. In diesem kostenlosen Report erfahren Sie, welche Aktien Sie im Moment im Blick behalten und von welchen Sie lieber die Finger lassen sollten.
Hier klicken
© 2010 Börse-Intern
Werbehinweise: Die Billigung des Basisprospekts durch die BaFin ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend zu informieren, insbesondere über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.