12. April 2010. Die Konkretisierung der EU-Hilfen für Griechenland führt zu einem Aufatmen unter den Börsianern, wie lange das anhalten wird, ist allerdings offen. Hoffnungsvoll blicken die Marktteilnehmer zudem gen USA, wo heute die Berichterstattung über das erste Quartal beginnt.
Nachdem in der Vorwoche die Sorgen um Griechenland abermals hochgekocht waren, sollten die EU-Zusagen vom Wochenende die Wogen jetzt etwas glätten, das erhoffen sich zumindest die Börsianer. Die Euro-Finanzminister hatten gestern ihre bislang als zu vage kritisierten Hilfsmaßnahmen für die Hellenen präzisiert: Im Notfall wollen die Euro-Staaten nun im ersten Jahr 30 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von etwa 5 Prozent bereitstellen, dazu sollen noch Gelder vom IWF kommen.
Heute nach Börsenschluss fällt außerdem in den USA der Startschuss für die Berichtssaison über das erste Quartal. Wie üblich wird der Aluminiumhersteller Alcoa den Auftakt machen, in den kommenden Tagen folgen diverse andere Schwergewichte wie Intel, JPMorgan, AMD, Google, GE und Bank of America. Marktbeobachter erwarten überwiegend positive Impulse. Der DAX liegt am Montagmorgen mit 6.256 Punkten leicht im Plus. Der Nikkei-225 schloss vor dem Hintergrund guter US-Konjunkturdaten sowie der angekündigten Hilfen für Griechenland mit einem Plus von 0,42 Prozent bei 11.255 Punkten.
Immer wieder "Querschläge" möglich
Klaus Stabel von ICF Kursmakler hält es für nicht unwahrscheinlich, dass es aufgrund des Refinanzierungsbedarfs Griechenlands, den er bis Ende Mai auf etwa 23 Milliarden Euro beziffert, immer wieder zu "Querschlägen" kommen wird. "Aber die Bedeutung von Griechenland mit etwa 3 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung wird meines Erachtens eindeutig überbetont", urteilt Stabel. Außerdem gebe es nach den bisherigen Refinanzierungsaktionen keinen Hinweis darauf, dass die griechische Mittelbeschaffung auf unüberwindbare Hindernisse stoßen werde. Sicherheitshalber sollten Stützungsaktionen zwar gedanklich einkalkuliert werden, nach Ansicht von Stabel dürften diese aber eher die Renten- als die Aktienmärkte interessieren.
Stabel erwartet, dass sich vor dem Hintergrund der hierzulande anstehenden Hauptversammlungssaison und der US-Quartalsberichterstattung die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks in nächster Zeit wieder stärker an unternehmensspezifischen Fakten orientieren werden. "Um das aktuelle Niveau verteidigen oder sogar noch ausbauen zu können, bedarf es seitens der Unternehmen einer positiven Berichterstattung", erklärt Stabel. Leichte Rückschläge seien möglich, eine Konsolidierung auf dem gegenwärtigen Niveau sei aber auch "kein Beinbruch".
Positives charttechnisches Bild
Oliver Roth von Close Brothers Seydler sieht den DAX in dieser Woche am Scheideweg. "Charttechnisch sind wir gut aufgestellt, hier wäre der Weg bis 6.400 Punkte frei", erläutert der Chefhändler. Doch hänge Griechenland wie ein Damoklesschwert über dem Markt: "Hier droht uns Ungemach, das ist sicher. Nur ist noch nicht klar, ob das in den kommenden Tagen oder in drei bis vier Wochen sein wird", meint Roth.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 12. April
Quartalszahlen Alcoa
Dienstag, 13. April
Quartalszahlen Intel
14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz Februar.
Mittwoch, 14. April
Quartalszahlen J.P. Morgan
11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion Februar. Die Helaba rechnet im Monatsvergleich mit keiner Veränderung, im Jahresvergleich wird ein Zuwachs von 2,8 Prozent prognostiziert.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise März. Die Verbraucherpreise dürften im März im Vergleich zum Vormonat unverändert geblieben sein, meint die DekaBank, bei der Jahresrate sagt sie 2,3 Prozent voraus. Ohne Lebensmittel und Energie habe sich der Preisauftrieb in den vergangenen Monaten spürbar verlangsamt. Die Analysten erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und die Kerninflation auf 1,2 Prozent im Jahresvergleich zurückgehen wird.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz März. Die DekaBank rechnet mit einem überdurchschnittlich starken monatlichen Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Februar: Zum einen habe sich die Einkommenssituation der privaten Haushalte nach der Schneesturmbelastung im Vormonat wahrscheinlich wieder besser entwickelt. Zum anderen gebe es eindeutige Signale für eine kräftige Konsumentwicklung, etwa bei den Pkw-Verkaufszahlen.
20.00 Uhr. USA: Beige Book. Laut HSBC Trinkaus & Burkhardt wird der Konjunkturausblick der zwölf regionalen Notenbanken den Eindruck bestätigen, dass sich die konjunkturelle Erholung in den USA verfestigt.
Donnerstag, 15. April
Quartalszahlen AMD, Google
4.00 Uhr. China: BIP 1. Quartal. Der dynamische Aufschwung hat sich nach Ansicht der DekaBank wohl fortgesetzt, die Analysten erwarten ein Plus von 11,8 Prozent im Jahresvergleich. Aufgrund von Basiseffekten und der Verlangsamung des Kreditwachstums sollte die Jahresrate des Wirtschaftswachstums in den kommenden Quartalen jedoch zurückgehen.
14.30 Uhr. USA: New York Empire State-Index April. Laut LBBW ist sowohl beim Empire State- als auch beim Philadelphia Fed-Index ein moderater weiterer Anstieg zwar möglich, angesichts des erreichten Niveaus dränge sich aber der Eindruck auf, dass sich die Stimmung in der Industrie nahe ihrem vorläufigen Höhepunkt bewege. Konkret werden 18 nach 22,9 Punkten im März erwartet. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion/Kapazitätsauslastung März. Die Konsensschätzungen belaufen sich auf ein Plus von 0,6 Prozent bei der Industrieproduktion und 73,3 Prozent bei der Kapazitätsauslastung.
16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed-Index April. Die LBBW rechnet mit 15 nach 18,9 Punkten im März. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin. 19.00 Uhr. USA: NAHB Wohnungsmarktindex April. Die HSBC geht von 17 nach 15 Punkten in der Vorperiode aus.
Freitag, 16. April
Quartalszahlen Bank of America, General Electric
11.00 Uhr. EU: Konsumentenpreise März. Die meisten Analysten erwarten einen Zuwachs von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
14.30 Uhr. USA: Baubeginne/Baugenehmigungen März. Die Schätzungen der LBBW liegen bei einem Plus von 600.000 bei den Baubeginnen und 625.000 bei den Baugenehmigungen.
15.55 Uhr. USA: Konsumklima Uni Michigan April. Die Konsensprognose beläuft sich auf 74,5 Punkte nach 73,6 im März. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
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© 12. April 2010/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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