Die WestLB hat sich mit Bundeshilfe im großen Stil von riskanten Papieren und bilanziellem Ballast befreit. Auf einen Schlag wurden riskante und nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Papiere im Volumen von rund 71 Milliarden Euro in die erste "Bad Bank" Deutschlands ausgelagert. Die Übertragung dieser Papiere erfolgte am 30. April rückwirkend zum Jahresbeginn 2010, teilte die WestLB AG am Montag in Düsseldorf mit. Ein kleines erstes Paket von 6,2 Milliarden Euro hatte die WestLB schon zum Jahreswechsel 2009/2010 in die "Bad Bank" ausgelagert. Insgesamt spaltete die WestLB damit Papiere im Volumen von rund 77 Milliarden Euro ab - das dürfte fast ein Drittel ihrer Aktivitäten sein.
Die deutlich verkleinerte und erheblich entlastete WestLB will jetzt Ausschau nach einem Partner halten. Ein Zusammenschluss mit einer anderen der übrigen sechs deutschen Landesbanken ist dabei die bevorzugte Variante von Vorstand und Eigentümern. "Nun können wir die schlagkräftige Kernbank im anstehenden Konsolidierungsprozess positionieren", erklärte WestLB-Chef Dietrich Voigtländer in einer Mitteilung vom Montag. In den vergangenen Jahren waren allerdings mehrere Anläufe zu einer Landesbanken-Fusion gescheitert. Aktuell hat keine Landesbank öffentlich Interesse an der WestLB angemeldet.
Für die WestLB soll in diesem Sommer ein Bieterverfahren gestartet werden. Die nordrhein-westfälische Landesbank muss im kommenden Jahr mehrheitlich verkauft werden, weil sie 2008 mit Milliarden-Garantien von ihren Eigentümern, dem Land Nordrhein-Westfalen und den NRW- Sparkassen, gestützt worden war. Im Zuge der Aufspaltung war der Bund in den vergangenen Monaten bei der WestLB eingestiegen. Er hatte sich mit einer stillen Einlage von 3 Milliarden Euro an der WestLB- Kernbank beteiligt. Der Bund besitzt dabei eine Wandel-Möglichkeit in Aktien. Er will aber nicht die unternehmerische Führung innehaben und höchstens knapp 50 Prozent an der WestLB-Kernbank übernehmen.
In dem an die "Bad Bank" übertragenen Hauptpaket der WestLB befinden sich unter anderem strukturierte Wertpapiere, Kredite und Anleihen. Die WestLB lagert auch den Großteil der von ihr gehaltenen griechischen Staatsanleihen aus, deren Gesamtvolumen auf etwa 1 Milliarde Euro geschätzt wird. Die Zusammensetzung des Pakets wurde 2009 bestimmt und ist keine aktuelle Reaktion auf die Entwicklung der vergangenen Tagen. Die "Bad Bank" soll mit wenigen Mitarbeitern die Papiere in den kommenden Jahren abwickeln, ihr amtlicher Name lautet dementsprechend Erste Abwicklungsanstalt. Mit dem Vollzug der Auslagerung bleibt die WestLB-Kernbank, die davon unberührt gut 5000 Mitarbeiter hat. Sie ist nach Angaben des Vorstandes profitabel.
Die WestLB war als zweite Landesbank nach der SachsenLB bereits 2007 in die Krise geraten. Die nordrhein-westfälische Landesbank hatte sich verspekuliert. Zudem wurden umfangreiche Anlagen in riskanten Papieren zum Problem. Die WestLB verschaffte sich 2008 Luft mit der Auslagerung strukturierter Wertpapiere im Volumen von 23 Milliarden Euro in eine Zweckgesellschaft. Dafür benötigte sie die milliardenschweren Garantien ihrer Eigentümer Land und Sparkassen.
Neben der WestLB nahmen die HSH Nordbank, die BayernLB und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Hilfen von Eigentümerseite in Anspruch. Schwarze Zahlen schrieben 2009 nur die Landesbank Hessen- Thüringen (Helaba) und die Landesbank Berlin. Die Nord/LB litt unter der Flaute bei Schiffsfinanzierungen und legte einen dicken Risikopuffer an. Andere Landesbanken wollen das Modell "Bad Bank" nicht nutzen./vd jb/DP/edh
AXC0192 2010-05-03/18:09