DJ IWH-Chef fordert Plan für "nordischen Euro" - Tagesspiegel
BERLIN (Dow Jones)--Sollte das Sparpaket für Griechenland angesichts der schweren Proteste scheitern, soll die Bundesregierung über den Aufbau eines "nordischen Euro" verhandeln. Das forderte Ulrich Blum, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" (Donnerstagausgabe). "Die Bundesregierung muss jetzt einen Plan B entwerfen", sagte er.
Zusammen mit Frankreich und den anderen stabilen Euro-Ländern solle es Verhandlungen über einen nordischen Euro oder einen Kern-Euro für den Fall geben, dass das Sparpaket in Griechenland scheitert. "Eine weitere Fortsetzung der Spekulation halten die Euro-Länder nicht aus. Wenn Portugal, Italien, Irland und Spanien auch noch gerettet werden müssen, kostet uns über das 1 Bill EUR. Das Geld haben wir nicht", befand Blum. Das Szenario eines Kern-Euro sei auch ein Drohpotenzial gegenüber den Pleitekandidaten.
Auswege in der bestehenden Konstellation sieht der Ökonom nicht. "Die einzige Möglichkeit wäre, über eine Inflation die Starken zu schwächen, damit die Schwachen stärker werden. Das führt aber zum Volksaufstand in Deutschland." Der Austritt Athens aus der Eurozone sei auch keine Alternative. "Wenn die Griechen die Drachme wieder einführen, gibt es eine Abwertung um 30%, dann können sie ihre Staatsschulden erst recht nicht bedienen."
Das Sparprogramm, das Athen mit der EU und dem IWF ausgehandelt hat, bezeichnete Blum als "eine Keule". Nötig seien weit reichende Reformen. "Griechenland hat eine falsche Wirtschaftsstruktur. Es muss mehr exportieren und weniger konsumieren", befand er. Zudem brauche es einen kleineren öffentlichen und einen größeren privaten Sektor. "Das bedeutet eine Rosskur, vergleichbar nur mit dem Umbau Ostdeutschlands nach der Wende."
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May 06, 2010 01:10 ET (05:10 GMT)
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