Die Aschewolke aus Island trübt die
Gewinnaussichten des weltgrößten Reiseveranstalters Tui Travel
Die Aktien von Tui und Tui Travel reagierten mit Kursverlusten
auf die Nachrichten. In einem ohnehin schwächeren Börsenumfeld
verloren die Tui-Titel 2,62 Prozent auf 7,79 Euro und gehörten damit
zu den Schlusslichtern im MDax
Das Flugverbot Mitte April hatte bei Tui Travel wie bei anderen Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu massiven Flugausfällen geführt. Wegen der Vulkanasche-Wolke aus Island war der Flugverkehr über Europa über Tage hinweg großenteils lahmgelegt. Millionen Reisende saßen an ihren Reisezielen fest oder konnten von Europa aus erst gar nicht starten. Reiseveranstalter wie Tui Travel mussten die Urlauber vor Ort betreuen und Rückholaktionen organisieren.
Den Schaden durch die Flugverbote bezifferte Tui-Travel-Chef Peter Long am Dienstag auf 90 Millionen britische Pfund. Damit muss Tui Travel auch im Gesamtjahr mit fast einem Fünftel weniger Gewinn rechnen. Analysten erwarteten im Schnitt einen Vorsteuergewinn von 475 Millionen Pfund, sagte Long. Rechne man die Belastung durch die Flugverbote heraus, sei Tui Travel weiterhin auf Kurs zu diesem Ziel.
Im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende März konnte Tui Travel den saisontypischen Verlust leicht verringern. Das Minus reduzierte sich in den Monaten Oktober bis März unter dem Strich von 334 auf 320 Millionen britische Pfund (370 Mio Euro). Reiseveranstalter schreiben im Winterhalbjahr typischerweise rote Zahlen. Den Großteil ihres Gewinns fahren sie in der Haupturlaubszeit im Sommer ein.
In diesem Winter kam dem Unternehmen allerdings eine gestiegene
Nachfrage zugute. Zudem fielen weniger Kosten für die Integration
der früher eigenständigen Tui-Veranstaltersparte mit der britischen
First Choice Holidays an, und es machten sich die erwarteten
Synergieeffekte aus der Fusion bemerkbar. Auch die Übertragung der
defizitären Städteverbindungen der deutschen Fluggesellschaft Tuifly
an Air Berlin
Das Geschäft für die anlaufende Sommersaison läuft unterdessen vor allem in Frankreich, Großbritannien und Nordeuropa gut an. Die Buchungen in Großbritannien legten um vier Prozent zu, die Preise sogar um 10 Prozent. In Frankreich wurden bei leicht sinkenden Durchschnittspreisen sogar 13 Prozent mehr Buchungen gezählt. In Deutschland registrierte Tui Travel hingegen trotz um ein Prozent gesunkener Verkaufspreise einen Buchungsrückgang von zwei Prozent. Nach einer Eintrübung im April habe die Nachfrage inzwischen wieder angezogen, sagte Long.
Die Schwäche des Euro dürfte nach Einschätzung des Tui-Travel-Chefs wenig Einfluss auf das Geschäft haben. Das Unternehmen, das in britischen Pfund bilanziert, habe seinen Devisenbedarf längst abgesichert. Long hofft unterdessen, dass die Hilfsmaßnahmen für Griechenland greifen und auch Urlaubsreisen in dem südosteuropäischen Land in Kürze keinen großen Unsicherheiten mehr ausgesetzt sind. "Wir beobachten die Situation", fügte er hinzu./stw/she/wiz
ISIN GB00B1Z7RQ77 DE000TUAG000
AXC0155 2010-05-11/11:44