19. Januar 2010. Bei insgesamt guten Volumina sowie Zu-, aber auch Abflüssen bei den großen Indizes trennten sich Anleger in der vergangenen Woche von Banken-ETFs, ansonsten kam es bei Sektoren-Produkten vor allem zu Umschichtungen. Schwellenländer-ETFs finden weiter Anhänger.
Der ETF-Handel brummt weiter. Die meisten Marktteilnehmer berichten von einer guten Nachfrage nach den Standard-Indexfonds, aber auch von Verkäufen. "Nach einer starken ersten Handelswoche in diesem Jahr haben sich die Umsätze auf einem ordentlichen Niveau stabilisiert", erklärt etwa Eric Wiegand von der Deutschen Bank. Bernardus Roelofs von Flow Traders zufolge nutzen viele die aktuelle Kursschwäche am Aktienmarkt für einen Einstieg.
Sorgen um Gesundheitszustand der Banken
Banken-ETFs standen in der vergangenen Woche allerdings eindeutig auf der Verkaufsliste. "Der enttäuschende Ausblick von J.P.Morgan und die in den USA infolge der Finanzkrise diskutierte zusätzliche Besteuerung der Banken hat die Branche unter Druck gesetzt", erläutert Roelofs. Finger weg von den Produkten, dachten sich daher zahlreiche Investoren: Auf den Markt geworfen wurden etwa der Lyxor ETF DJ Stoxx 600 Banks (WKN LYX0AP) und der iShares DJ Stoxx 600 Banks (WKN 628934).
Daneben ist auch ein Immobilien-ETF, nämlich der iShares FTSE EPRA/NAREIT Developed Markets Property Yield Fund (WKN A0LGQL), tendenziell abgegeben worden, wie Flow Traders konstatiert. Offenbar wollen Anleger hier Gewinne mitnehmen: Der ETF, der die Entwicklung börsennotierter Immobiliengesellschaften weltweit abbildet, hat auf Sicht von sechs Monaten um 28 Prozent zugelegt. Die Deutsche Bank sieht besonderes Interesse an den Branchen Lebensmittel und Getränke sowie Infrastruktur (WKNs DBX1FB und DBX1AP). "Die steigenden Agrarrohstoffpreise machen die Lebensmittelbranche für viele Investoren attraktiv", erklärt Wiegand. Frank Mohr von der Commerzbank zufolge sind die Branchen Freizeit (WKN ETF078) sowie Medien (WKN ETF071) derzeit angesagt.
Wieder größeres Interesse an Short-Produkten
Bei den Bluechip-ETFs werden laut Wiegand insbesondere Produkte, die US-Indizes oder den DJ Euro Stoxx 50 abbilden, gesucht. "Man ist sich allerdings zunehmend uneinig über die Marktentwicklung, das Interesse an Short-Produkten, etwa auf den DJ Euro Stoxx 50 und den DAX, ist wieder gestiegen", ergänzt er. In der Umsatzstatistik der Börse Frankfurt stand der db x-trackers ShortDAX (WKN DBX1DS) dann auch ziemlich weit oben, konkret auf Platz 2.
Trend zu einzelnen Themen
Frank Mohr kann bei den ETFs auf Standardindizes keinen klaren Trend ausmachen, er beobachtet Zu- und Abflüsse. "Der Trend geht klar hin zu einzelnen Themen, also einzelnen Ländern oder Branchen - im Moment und voraussichtlich im ganzen Jahr", schätzt er. Zuletzt hätten Anleger etwa bei einem neuen Kanada-ETF (WKN A0X97V), Emittentin ist die UBS, beherzt zugegriffen. Gut weggegangen sei außerdem der UBS-ETF MSCI Japan (WKN 794361). "Der Kanada-ETF war der erste auf das Land, hier gab es wohl Nachholbedarf", erklärt Mohr.
Schwellenländer-ETFs weiter begehrt
Schwellenländer-Produkte stehen bei den Anlegern weiter hoch im Kurs. Der Deutschen Bank zufolge liegt der Fokus auf Russland, Taiwan und dem breiten Markt, konkret dem db x-trackers MSCI Russia Capped (WKN DBX1RC), dem db x-trackers Taiwan (WKN DBX1MT) und dem db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM). "In Sachen Russland lockt wahrscheinlich der wieder gestiegene Ölpreis, bei Taiwan zieht wohl China", erläutert Wiegand.
Roelofs bestätigt das Interesse an Emerging Markets und berichtet von Umschichtungen innerhalb des Schwellenländerportfolios: Etwa seien die marktbreiten Indizes und Korea-Produkte (WKN LYX0A8) eher gekauft, der Lyxor ETF China Enterprise (WKN A0F5BW) und ETFs auf den MSCI Asia Pacific ex Japan (WKN DBX1AE und LYX0AB) eher verkauft worden. An der Börse Frankfurt zeigten sich in den vergangenen fünf Handelstagen, wie üblich, die breiten Schwellenländer-Produkte umsatzstark, also die ETFs der Deutschen Bank und von iShares (WKN DBX1EM und A0HGZT).
Keine Anhänger von Geldmarktfonds
Renten-ETFs können nach wie vor kaum einen Investor hinter dem Ofen hervorlocken. "Geldmarktprodukte werden weiter abgestoßen", berichtet etwa die Deutsche Bank, allenfalls Kurzläufer fänden Anhänger. Das sieht auch die Commerzbank nicht anders: "Der Schwerpunkt liegt weiter ganz klar auf Aktien", meint Frank Mohr.
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© 19. Januar 2010 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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