DJ UPDATE: Karstadt-Arbeitnehmer wollen sich auf einen Käufer einigen
(NEU: Aussagen der Gewerkschaft, Metro, Details)
Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES
BERLIN (Dow Jones)--Die Betriebsräte von Karstadt suchen zur Stunde den richtigen Käufer für die insolvente Warenhaus-Gruppe. Ihnen liegen vier Gebote vor, von denen eines nach Angaben des Insolvenzverwalters jedoch nicht den Anforderungen entspricht. Eine weitere Offerte ist nicht mehr zu erwarten. Die Metro AG ist weiterhin nur an einigen Karstadt-Häusern interessiert und nicht an der Übernahme des gesamten Unternehmens.
Am Montag wollen alle Gläubiger in Essen zusammenkommen und sich darauf verständigen, mit wem am Mittwoch der Vertrag unterzeichnet werden soll. Den Schlussstrich will dann am Donnerstag das Amtsgericht ziehen und den Insolvenzplan endgültig genehmigen.
Gegenwärtig gibt es drei vollständige Angebote. Dazu gehören die Offerten des Privatinvestors Nicolas Berggruen, der Beteiligungsgesellschaft Triton und des Vermieterkonsortiums Highstreet. Außerdem gibt es ein Angebot des russischen Investors Pachomov. Diese Offerte ist allerdings nicht vollständig und der Insolvenzverwalter wartet weiterhin auf zusätzliche Dokumente.
Bis zur Einigung der Gläubiger auf einen Käufer liegt vor allen Beteiligten noch viel Arbeit. Die Betriebsräte von Karstadt müssen sich zudem wohl noch mit einem anderen Thema befassen: Das "Handelsblatt" hatte geschrieben, der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt gerate unter Druck. Nach Angaben aus Betriebsratskreisen habe er Bieter, die am Freitag vor den Betriebsräten ihr Konzept vorstellen wollten, ausgeladen. Patzelt soll nach Informationen der Zeitung bereits seit Wochen Geheimverhandlungen mit Vertretern des Highstreet-Konsortiums geführt haben.
Patzelt war für eine Stellungnahme gegenüber Dow Jones Newswires nicht erreichbar. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wollte sich zu diesem Bericht nicht äußern.
An dem Treffen der Betriebsräte nehmen am Freitag auch Vertreter der Gewerkschaft teil. "Wir richten uns auf eine lange Sitzung ein", sagte ver.di-Sprecherin Cornelia Haß. Die Gewerkschaft wird sich ebenfalls noch intensiv mit der Bewertung der Kaufangebote befassen. "Bislang ist noch keine Entscheidung getroffen worden", sagte die Sprecherin.
Der Privatinvestor Berggruen habe ein sehr gutes Konzept vorgelegt. Von Vorteil sei, dass er die Investitionen ohne die Beteiligung von Banken durchführen wolle. Das Vermieterkonsortium Highstreet habe dagegen konzeptionell das detaillierteste Angebot vorgelegt und für alle Warenhausbereiche Partner benannt. Beim Finanzinvestor Triton seien vor allem die Forderungen nach höheren Zugeständnissen der Arbeitnehmer ein Dorn im Auge, sagte die Sprecherin.
Die Offerte des russischen Investors spielt ihrer Einschätzung nach auch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Hier würden einfach zu viele Informationen fehlen, sagte Haß.
Die Gewerkschaft hat den weiteren Angaben zufolge im Gläubigerausschuss eine Stimme. Eine Stimme haben auch die Betriebsräte des Warenhauskonzerns. Weitere Stimmen entfallen auf die anderen Gläubiger, zu denen Lieferanten, Vermieter und Kreditunternehmen gehören.
Die Metro AG, Düsseldorf, wird sich in den Verkaufsprozess der insolventen Warenhauskette Karstadt nicht mit einem Angebot einbringen. "Wir sind derzeit nicht in der Situation, ein konkretes Angebot abgeben zu können", sagte Metro-Sprecher Michael Inacker am Freitag zu Dow Jones Newswires. Offiziell hätten sich die Vorbedingungen für die Angabe einer Offerte nicht geändert, begründete er die Zurückhaltung. Es würden nur Bieter zugelassen, die Karstadt als Ganzes übernehmen wollen.
Allerdings ist Metro weiterhin an Teilen von Karstadt interessiert. "Unabhängig davon bleibt es bei unserem grundsätzlichen Interesse, gewichtige Teile von Karstadt mit Kaufhof zu einer Warenhaus AG zusammenfügen zu wollen", sagte der Sprecher. Auf diese Weise wolle Metro vielen Standorten und Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive bieten.
Webseite: www.karstadt.de -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/brb
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June 04, 2010 09:17 ET (13:17 GMT)
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