New York (BoerseGo.de) - Zur Finanzierung der Staatsverschuldung in den USA ist möglicherweise bald ein höherer Zinsaufwand erforderlich. Davon geht der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan im Rahmen eines Kommentars im "Wall Street Journal" aus. Für einen bevorstehenden Anstieg der Renditen spreche das enorme Anschwellen der Verschuldung. Er fordert daher eine Strategie in Richtung einer tektonischen Veränderung mit einer damit verbundenen Eingrenzung der Verbindlichkeiten. Eine schrittweise Änderung sei keine ausreichende Strategie.
Die allgemeine Sichtweise über die Kapazität der amerikanischen Staatsverschuldung unterliege einem Irrtum. Das Niveau der Renditen auf lang laufende Papiere führe zu einer Täuschung. Ein Anstieg der lang laufenden Renditen könne mit einer unerwarteten Plötzlichkeit vonstatten gehen. Dabei denke er an die innerhalb von vier Monaten erfolgte 4 Prozent-Rendite-Steigerung zwischen 1979 und 1980. Die Sorge, dass eine Defizitverringerung mit einer Gefahr für die Konjunkturerholung einhergeht weise er zurück. Dabei handle es sich um eine falsch angebrachte Befürchtung. Der Druck an den Kapitalmärkten könne nachlassen, falls die US-Regierung den Verkauf von Anleihen künftig maßvoller gestaltet. Die Regierung sehe sich wegen ihrer Schulden auf Sicht der nächsten 30 Jahre mit real gesehen unmöglich zu erfüllenden finanziellen Verpflichtungen konfrontiert. Auf das große Problem einer in Schwebe befindlichen Krise und einer wachsenden Analogie zu Griechenland müsse die Phase einer entsprechenden Reaktion einsetzen.
Auf den Umstand, dass die Renditen für amerikanische Staatsanleihen trotz des kräftigen Anstiegs der Staatsverschuldung über die vergangenen 18 Monate niedrig geblieben sind erklärte Greenspan, dass die verstärkte Hinwendung zu US-Staatspapieren und Abkehr von Bonds der Eurozone nur eine zeitlich befristete Erscheinung darstellt. "Unsere Wirtschaft kann es sich nicht leisten eine für diese Finanzkrise verantwortliche Ursache zu unterschätzen. Unsere Strategie muss sich daher in signifikanter Weise auf die Einhaltung von Beherrschung fokussieren", führte Greenspan weiter aus. Alan Greenspan war zwischen 1987 und 2006 Chef der Federal Reserve.