Berlin (BoerseGo.de) - Der bekannte Investor und Börsenguru Marc Faber ist sich sicher in seiner Überzeugung über den Beginn einer neuen Finanz-und Wirtschaftskrise. Er geht jedoch davon aus, dass die Notenbanken jeden neuen Einbruch mit Gelddrucken begegnen werden, was letztendlich zu Lasten der Kaufkraft des Geldes geht. Daher hält er lieber Aktien und kauft weiter Gold. Wie aus einem Interview von Faber gegenüber dem "Handelsblatt" weiter zu entnehmen ist glaubt dieser eher nicht eine Aufspaltung der Eurozone. Ein Grund bestehe darin, dass die Europäer mit dem aktuellen Wechselkurs von 1,23 Dollar zufriedener als vergangenen November sind, wo der Euro noch bei 1,51 Dollar gestanden ist. Der schwache Euro helfe den europäischen Exporten.
m übrigen traut Faber keiner einzigen Papierwährung mehr. Er rät daher zu Käufen in Gold und Silber. Vor dem Bankrott stehende Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal wäre mit Notkrediten nur zeitlich begrenzt geholfen. Falls sich die Lage grundsätzlich hoffnungslos gestaltet verschiebe sich das Problem durch derartige Hilfszusagen nur nach hinten. Dem keynesianischen Argument, dass sich durch Rettungspakete ein starker Konjunktureinbruch auf fünf bis zehn Jahre verteilt folge er nicht. Am Ende setze dadurch sogar noch eine Verschlimmerung ein. Der Konsens unter den Politikern, wonach ohne ein Eingreifen der Regierungen und Geldpolitik die Wirtschaft in eine Depression geschlittert wäre sei nicht bewiesen. Er hätte das System bereinigt. Für den Staat wäre es möglich gewesen die Einlagen der Bürger zu stützen und die Banken pleite gehen zu lassen. Nun gehen anstelle der Banken die Staaten pleite. In den nächsten sechs Monaten werde die Wirtschaft schwächer laufen. Die Verlangsamung habe bereits begonnen.
Auch zum Wirtschaftswachstum Chinas erwartet der Stratege für die zweite Jahreshälfte eine deutliche Abkühlung auf sechs oder sieben Prozent. Zu China sei auch ein Crash nicht auszuschließen. Für eine entsprechende Auslösung könne der Immobilienmarkt sorgen. In dem Land gebe es wegen Immobilien eine durch Überangebot heraufbeschworene Blase. Zudem läuft die chinesische Börse schon seit Monaten schwächer als der internationale Trend. Der chinesische Aktienmarkt brach zuletzt nach unten aus. Gleichzeitig fiel deutlich der Kupferpreis und der von der Rohstoffnachfrage abhängige australische Dollar. Zum Kauf von Industrierohstoffen sei daher derzeit nicht geraten.
Für Aktien sieht Faber wegen der anhaltenden Geldschwemme der Notenbanken keine neuen Tiefstände. Aktien seien derzeit nicht preiswert, aber auch nicht überteuert. Er ist für Aktien zwar nicht überaus positiv gestimmt, aber hält etwa für den S&P 500-Index eine Seitwärtsbewegung zwischen 1170 und 900 Punkten als wahrscheinlich. Falls die Kurse um 30 Prozent einbrechen gebe es für ihn eine Kaufgelegenheit.
Die Zusicherungen der Notenbanken, die in den Geldmarkt gepumpte Liquidität rechtzeitig abzuschöpfen würden nicht eingehalten. Stattdessen setze sich die Geldschöpfung fort. Es komme zwar nicht auf den nächsten Tag zu einer Inflation, aber er zweifle stark an der Beständigkeit der Kaufkraft. Der Verlust der Kaufkraft dürfte sich in der nächsten Zeit beschleunigen. Das an den Märkten gespielte Szenario einer Deflation hält er für unrichtig. Falls die Wirtschaft erneut kollabiert würden die Haushaltsdefizite wegen der Anstrengungen für die Konjunktur weiter steigen und Steuereinnahmen sinken. Dann schwinde auch die Bonität von Deutschland. Auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten hätten Marktführer eine gute Chance zum Überleben und zur Gewinnung von Marktanteilen. Aus diesem Grund biete sich in Aktien eine bessere Alternative als in Anleihen, zumal in Deutschland durch Anleihen über zwei Kriege hindurch bereits zweimal alles verloren worden ist.
Für den Ölpreis sieht Faber kurzfristig keine signifikanten Preisanstiege. Langfristig dürfte der Ölpreis aber deutlich zulegen. Dabei spiele die Ölkatastrophe im Golf von Mexico eine Rolle. Dadurch werde nun von den Ölkonzernen mehr Vorsicht angewendet und weniger Öl gefördert. Die Kosten aus der Ölkatastrophe müsse am Ende BP nicht allein tragen, sondern die Allgemeinheit über höhere Benzinpreise begleichen.
Marc Faber gilt im allgemeinen als Crash-Prophet und ist Herausgeber des Gloom Boom & Doom-Reports. Er sprach im Vorjahr nach dem 12-Jahrestief des S&P 500-Index vom 9. März 2009 eine richtige Kaufempfehlung für Aktien aus. Im Juli 2007 sagte der gebürtige Schweizer laut Wikipedia Konjunkturschwierigkeiten in den USA für das zweite Halbjahr 2007 und Zinssenkungen der US-Notenbank voraus. Ebenso prophezeite er richtig die Japan-Baisse, den Börsencrash von 1987, die Asienkrise und das Platzen der Technologieblase im Jahr 2000. Er gründete im Jahr 1990 die Investmentgesellschaft Marc Faber Ltd. mit Sitz in Hongkong.