EMFIS.COM - 13.11.2010 (www.emfis.com) Trotz überragender Quartalszahlen konnten sich die chinesischen Solarwerte der negativen Stimmung an den Aktienmärkten nicht entziehen. Doch langfristig drohen noch weitere Gefahren. Das Solactive China Solar Index Zertifikat (DB2CSL) fiel im Wochenvergleich um 4,1 Prozent auf 6,60 Euro. Der Index enthält die Aktien von 9 großen chinesischen Solarunternehmen.
Eigentlich schien ja alles in Butter zu sein. In der ersten Wochenhälfte veröffentlichten drei weitere Solarunternehmen ihre Zahlen und schredderten damit gleich reihenweise die Analystenerwartungen: LDK Solar konnte den Gewinn im Jahresvergleich mehr als verdreifachen, während JA Solar gar das Sechsfache verdiente und Solarfun beim Absatz einen neuen Rekord aufstellte. Allerdings kam gegen Ende der Woche die Befürchtung auf, dass die Regierung in Peking die Zinsen erhöhen könne, um das Wirtschaftswachstum zu drosseln, nachdem die Inflationsrate in China zuletzt stärker als erwartet gestiegen war. Doch nicht nur makroökonomische Faktoren waren dafür verantwortlich, dass auch Solaraktien unter die Räder kamen...
Führende Marktforschungsinstitute gehen mittlerweile davon aus, dass sich die Wachstumsdynamik in der Solarbranche im nächsten Jahr abschwächen wird. Zwar hob iSuppli in dieser Woche die Prognose der installierten Kapazität für das laufende Jahr von 14,2 Gigawatt auf 15,8 Gigawatt an, was einem Zuwachs von 118 Prozent gegenüber 2009 entsprechen würde, doch die Schätzung für das nächste Jahr wurde dabei gleichzeitig von 20,2 Gigawatt auf 19,3 Gigawatt gesenkt, was dann nur noch ein Zuwachs von 22 Prozent wäre. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass in Zeiten schrumpfender Solarförderungen vor allem eine hohe Bruttomarge wichtig ist, um auf Dauer erfolgreich zu bleiben. Diese Woche kamen jedoch erste Zweifel auf, ob die Bruttomargen der Solarunternehmen zukünftig überhaupt noch zulegen können.
Der Solarzellenhersteller JA Solar hat im dritten Quartal einen Nettogewinn von 513,7 Millionen Yuan (76,8 Millionen US-Dollar) verbucht. Im Vorjahr betrug der Gewinn im gleichen Zeitraum lediglich 80,7 Millionen Yuan. Der Umsatz hat sich von 1,31 Milliarden Yuan auf aktuell 3,6 Milliarden Yuan nahezu verdreifacht. Die Bruttomarge betrug 22,5 Prozent, was deutlich über dem prognostizierten Wert von 20 Prozent lag.
Obwohl JA Solar die Absatzprognose für das laufende Jahr von ursprünglich 1,35 Gigawatt auf 1,45 Gigawatt anhob, erwarten Analysten, dass der Gewinn im nächsten Jahr sinken wird. Zu den Kunden des Unternehmens zählen nämlich in erster Linie Modulhersteller, die nicht vertikal integriert sind und relativ hohe Preise für ihre Produkte nehmen. Und gerade solchen Unternehmen dürfte es 2011 zunehmend schwerfallen, sich am Markt zu behaupten, was sich wiederum negativ auf die Absatzzahlen von JA Solar auswirken würde. Da die Kosten für Solarwafer aktuell eskalieren, erscheint es zudem fraglich, ob sich die Bruttomarge des Konzerns auch künftig auf diesem Niveau halten kann.
Im Gegensatz zu JA Solar gab sich Solarfun bei Bekanntgabe der Quartalszahlen nicht ganz so optimistisch. Zwar erhöhte der Solarkonzern die Prognose für die ausgelieferte Leistung im laufenden Jahr von 750 Megawatt auf 785 Megawatt, doch sollen im vierten Quartal aufgrund von Produktionsumstellungen nur 205 bis 215 Megawatt statt der ursprünglich erwarteten 224 Megawatt ausgeliefert werden. Der Nettoumsatz stieg im Jahresvergleich um 121,5 Prozent auf einen Firmenrekord von 2,18 Milliarden Yuan (326,7 Millionen US-Dollar). Obwohl sich der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr von 68,2 Millionen Yuan auf aktuell 273,7 Millionen Yuan glatt vervierfachte, musste das Unternehmen rote Zahlen verkünden - aufgrund von Sondereffekten in Zusammenhang mit Wandelanleihen und derivativen Instrumenten blieb letzten Endes ein Verlust von 25,2 Millionen Yuan.
Solarfuns Bruttomarge legte im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 22,7 Prozent zu, jedoch in erster Linie wegen höherer Verkaufspreise. Auch hier bleibt die Frage offen, inwiefern das Unternehmen die Marge stabil halten kann, wenn die Preise erst einmal unter Druck geraten. Weitaus schwerer belastete den Aktienkurs von Solarfun im Wochenverlauf jedoch die Mitteilung, dass der Konzern eine Kapitalerhöhung in einem Umfang von mindestens 67,8 Millionen US-Dollar plant. Mittlerweile wurde dieser Betrag sogar auf 82,8 Millionen US-Dollar erhöht.
Bei LDK Solar scheint hingegen alles eitel Sonnenschein zu sein: Der notorisch optimistische Modulhersteller, der in die Liga der vertikal integrierten Solarunternehmen aufsteigen will, konnte seinen Nettogewinn im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr auf 93,36 Millionen US-Dollar mehr als verdreifachen. Beim Umsatz übertraf der Konzern sogar die eigenen Erwartungen und kam auf 675,6 Millionen US-Dollar, nachdem er im letzten Jahr 281,9 Millionen US-Dollar erzielt hatte. Gerade auch in Bezug auf die Bruttomarge konnte LDK überzeugen: Im dritten Quartal lag sie bei 22,2 Prozent. Aufgrund von weiteren Einsparungspotenzialen bei der Produktion erwartet der Konzern für nächstes Jahr sogar eine Marge von etwa 28 Prozent. LDK Solar könnte 2011 als einer der großen Gewinner dastehen, wenn sich dieser Wert tatsächlich als korrekt herausstellen sollte.
Die im Solactive China Solar Index enthaltenen Einzelwerte sind:Yingli Green Energy HoldingJA Solar HoldingsCanadian SolarTrina SolarSolarfun Power HoldingsReneSolaChina SunergySuntech Power HoldingsLDK Solar