Der plötzliche Rücktritt des
Freenet-Finanzchefs
Es sei kein direkter Druck auf Krieger ausgeübt worden. Doch das Verfahren habe sicher mitgewirkt bei seiner Entscheidung, sagten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen. Denn schon im Vorfeld der Hauptversammlung am 5. Juli hatten Aktionäre deswegen Bedenken angemeldet.
Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment fasste diese auf der Aktionärsversammlung in Hamburg in deutliche Worte. Er sprach von einer "katastrophalen Kapitalmarktkommunikation", die einen "deutlichen Glaubwürdigkeitsverlust" zur Folge gehabt habe. Der Finanzvorstand sei normalerweise das Aushängeschild einer Aktiengesellschaft und sollte sich durch transparente Kommunikation auszeichnen. Ähnlich kritisch sahen das die Vertreter von Kleinaktionären wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Am Schluss entlasteten die Aktionäre den gesamten Vorstand nur mit 58 Prozent.
Der frühere Freenet-Chef Eckhard Spoerr und sein Finanzvorstand Axel Krieger hatten 2004 mit verbotenen Aktienverkäufen Millionen verdient und wurden dafür vom Hamburger Landgericht zu hohen Geldstrafen verurteilt. Nach teilweise erfolgreicher Revision vor dem Bundesgerichtshof muss das Landgericht Hamburg den Fall nun noch einmal neu aufrollen. Die Karlsruher Richter stellten allerdings nur das Strafmaß in Frage, sie bestätigten, dass Spoerr und Krieger Insiderwissen ausgenutzt hatten.
Der Rücktritt Kriegers kommt nun bei manchen Aktionären gut an. "Aus meiner Sicht ist das eine konsequente Entscheidung, um die letzten Reste der Vergangenheit ad acta zu legen", sagte Peter Tschirner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Denn operativ sei das Unternehmen inzwischen auf dem richtigen Weg.
Mit Krieger verlässt einer der verbleibenden Vertrauten des ehemaligen Freenet-Chefs Eckhard Spoerr das Management. Für den neuen Vorstandschef Christoph Vilanek sei das vor allem eine Chance, seine eigenen Leute in Position zu bringen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Ein Nachfolger stehe allerdings noch nicht fest. Darüber werde der Personalausschuss des Aufsichtsrats am 12. August beraten, hieß es vom Unternehmen/ang/zb/stb
ISIN DE000A0Z2ZZ5
AXC0170 2010-07-15/17:32