Der Solarboom in Deutschland hat sich in der ersten Jahreshälfte weiter beschleunigt. "Wir verzeichnen in den letzten Wochen eine Flut von Datenmeldungen", sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, am Dienstag laut Mitteilung in Bonn. Die Behörde erwartet, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres allein mehr als drei Gigawatt neue Leistung installiert wurden. Im Rekordjahr 2009 waren es insgesamt 3,8 Gigawatt. Zahlreiche Anlagenbetreiber hätten sich noch die höheren Vergütungssätze sichern wollen, erklärte Kurth. Zum 1. Juli wurde die Solarförderung deutlich gesenkt.
Endgültige Zahlen für die erste Jahreshälfte liegen noch nicht vor, da immer noch Meldungen eingehen. Von Januar bis Mai seien bereits 1,7 Gigawatt neu aufgebaut worden. Für die ersten sechs Monaten gingen den Angaben zufolge bislang rund 135.000 Datenmeldungen ein, weit mehr als 50.000 davon im Juni.
Angesichts des ungebremsten Zubaus droht damit zum Jahreswechsel wie gesetzlich vorgesehen eine weitere Absenkung der Vergütungssätze. "Wir rechnen mit einer höheren Degression", sagte Kurth. Auf diese Weise will die Politik eine Überförderung von Solaranlagen verhindern und die Kosten für die Stromverbraucher begrenzen. Auf sie werden nämlich die Ausgaben für die Förderung der erneuerbaren Energien umgelegt. Je mehr Solaranlagen gebaut werden, desto teurer wird es. Vor diesem Hintergrund warnen etwa der Mittelstandsbund und die Verbraucherschützer vor deutlich steigenden Stromkosten.
Bislang ist es der Politik nicht gelungen, den Zubau zu begrenzen. Trotz der außerordentlichen Senkung der Vergütungssätze im Juli rechnen viele Experten nicht mit einem Einbruch der Nachfrage. Davor hatten die Solarunternehmen während der Verhandlungen stets gewarnt. Um den Zubau zu begrenzen, sind zuletzt Stimmen lauter geworden, die eine Deckelung der Förderung fordern. Nur so, glaubt etwa UBS-Analyst Patrick Hummel, ließen sich die Kosten für die Solarförderung im Griff halten./nl/she/wiz
AXC0085 2010-07-27/11:35