Der Weg für eine Rettung der insolventen Warenhauskette Karstadt ist laut dpa-Meldungen jetzt frei. Der Kaufvertrag mit Investor Nicolas Berggruen kann in Kraft treten. Berggruen habe nun die Zugeständnisse bei den Mieten bekommen, die er zur Bedingung für seinen Einstieg gemacht hatte. Bereits am Donnerstag erhielt Bergruen von Karstadt-Vermieter Highstreet grünes Licht dafür. Allerdings hatten noch einige Unterschriften gefehlt.
Am Freitag blickten die Augen auf das Amtsgericht Essen. Der nächste Schritt für die Karstadt-Rettung. Doch um 10 Uhr vertagte das Gericht die Anhörung erneut, da noch einige Unterschriften fehlten.
Nach bisherigen Angaben will Berggruen die 120 Filialen und rund 25 000 Arbeitsplätze erhalten. Investieren will der 48 Jahre alte Finanzier, Sohn des Kunstsammlers Heinz Berggruen, 70 Millionen Euro eigenes Kapital. Die Marke Karstadt soll verjüngt und modischer werden. Der Investor hatte den Kaufvertrag bereits Anfang Juni unter Vorbehalt unterschrieben. Schon damals war er als Sieger aus einem Bieterverfahren hervorgegangen. Die Einigung zwischen Berggruen und Highstreet zog sich jedoch über Monate hin. Das Konsortium hatte die meisten der Karstadt-Warenhäuser gekauft und dann an das Unternehmen zurückvermietet. Für den Kauf lieh sich das Konsortium, hinter ihm steht die US-Investmentbank Goldman Sachs und die Deutsche Bank, selbst Geld bei Kapitalgebern. Diese Gläubiger zögerten ihre Zustimmung zu den niedrigeren Mieten hinaus.
Insolvenzverwalter Görg hatte für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen auch einen Plan zur Zerschlagung Karstadts in der Schublade. Auch mit Berggruens Einstieg steht Karstadt nach Einschätzung von Branchenkenners eine ungewisse Zukunft bevor. Provokativ gefragt: Wann verkauft Bergruen Karstadt wieder, schließlich ist das sein Job.
Das Kaufhaus-Konzept für Innenstädte gilt als überholt. Für die gesamte Warenhaus-Branche rechnen Experten mit einer Stagnation. Entscheidend dürfte daher Berggruens Maßnahmen zur Neuausrichtung der Kette sein. Rivale Maurizio Borletti hat in diesem Bieter-Kampf das Nachsehen. Der Warenhaus-Unternehmer, der selbst an Highstreet beteiligt ist, hatte bis zuletzt auf ein Scheitern der Verhandlungen gepokert. Er wollte Karstadt selbst übernehmen.