
9. November 2010. Die jüngsten geldpolitischen Schritte und aktuellen Konjunkturzahlen lassen Investoren wieder verstärkt zu Standardwerten greifen - und hier überzeugen vor allem deutsche. Renten-ETFs stoßen auf wenig Sympathie.
Die Partylaune an den Aktienbörsen beflügelt auch den ETF-Handel. Market Maker berichten einhellig von guten bis sehr guten Umsätzen. "Es gab zuletzt jede Menge positiver Nachrichten", begründet Eric Wiegand von der Deutschen Bank die rege Nachfrage und verweist auf die quantitative Lockerung der US-amerikanischen Notenbank und die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten. Anders als in den Vorwochen war die Alte Welt zuletzt wieder der Renner, nicht die Entwicklungsländer. Laut Bernardus Roelofs von Flow Traders haben Investoren besonders bei Standardwerten, also DAX- und Euro Stoxx 50-Trackern (WKN 593395, 935927), zugegriffen. "Es gab allerdings auch einige Gewinnmitnahmen", räumt der Händler ein.
"Schwerpunkte bei den Positionierungen waren klar DAX und MSCI World", erklärt Wiegand. Deutschland überzeuge eben mit guten Unternehmens- und Konjunkturdaten. Laut Commerzbank überwogen insgesamt allerdings die Verkäufe, vor allem Euro Stoxx- und einige Branchen-ETFs hätten auf den Verkaufslisten gestanden. "Wir sehen einen Trend heraus aus Europa und hinein in Deutschland", kommentiert Frank Mohr. Deutschland habe, wie das Wachstum und die Arbeitslosenzahlen zeigten, mittlerweile klar die Führung innerhalb Europas eingenommen.
Zuflüsse in Schwellenländer verlangsamt
Schwellenländer-Indexfonds bleiben zwar ein beliebtes Investment. "Allerdings sind die Zuflüsse nicht mehr ganz so massiv wie in den Vorwochen", meint Wiegand. Umfangreichere Abgaben seien aber ausgeblieben. Flow Traders zufolge zeigten sich Anleger beim iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT) und beim iShares Emerging Small Cap (WKN A0YBRO) kauffreudig, vom Lyxor China Enterprise (WKN A0F5BW) hätten sie sich hingegen getrennt. "Da wurden Gewinne eingestrichen", erläutert Roelofs. Der ETF hat in den vergangenen vier Wochen um fast 11 Prozent zugelegt.
Große Zukäufe bei Telekommunikationsfonds
Beigetragen zum deutlichen Verkäuferüberhang bei der Commerzbank haben größere Abgaben bei Automobil-ETFs (WKN ETF061). Die Investoren werden sich die Hände gerieben haben: Der Fonds hat auf Sicht von 6 Monaten um über 40 Prozent an Wert gewonnen. Umsatzstark haben sich Frank Mohr zufolge außerdem Financial Services-Indexfonds (WKN ETF066) gezeigt, mit Zu- und Abflüssen in gleichem Maße. Umfangreiche Zukäufe gab es laut Roelofs zudem beim db x-trackers DJ Stoxx 600 Telecommunications (WKN DBX1ST), allerdings stecke ein einziger großer Investor dahinter.
Ganz klar auf den Verkaufslisten stehe hingegen der iShares FTSE/EPRA European Property (WKN A0HG2Q) gestanden, ein Immobilienfonds, der seit Juni einen rasanten Anstieg verzeichnet hatte, zuletzt aber schwächelte. Inflationsängste sorgten zudem weiterhin für Interesse an Rohstoff-ETFs wie dem iShares Dow Jones-UBS Commodity Swap (WKN A0H072) und Gold-ETCs (WKN A0N62G). Der Deutschen Bank zufolge werden bei Rohstofffonds aber auch Gewinne mitgenommen.
Kein Herz für feste Verzinsung
Die kalte Schulter zeigten Anleger zuletzt den Renten-ETFs, und zwar über alle Laufzeiten und Emittenten hinweg, wie Flow Traders registriert. Nicht nur ETFs mit kurzlaufenden Bundesanleihen (WKN 628948) seien abgegeben worden, sondern auch die vor kurzem noch sehr begehrten ETFs mit Industrieanleihen (WKN LYX0EE). Bei den Schwellenländerrenten (WKN A0RFFT) hielten sich Käufe und Zukäufe in etwa die Waage, wie Roelofs hinzufügt. "Fixed Income wird eher abgebaut", bestätigt auch Frank Mohr. Die Anleger gelangten zunehmend zu der Überzeugung, dass im Rentenbereich nicht mehr viel zu holen sei und stiegen auf Sachwerte um. Eric Wiegand meldet darüber hinaus noch Abgaben bei Langläufern, etwa dem db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone 10-15 (WKN DBX0AH) und dem db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone 5-7 (WKN DBX0AF).
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© 9. November 2010 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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