DJ SPONSORs / Glücksspiel: Tipico-Chef Meurer: ,,Wir möchten keinen provozieren"
Die regulierte Öffnung des Sportwettmarktes in Deutschland beschäftigt das Sportbusiness mehr denn je. Beim SPONSORs Clubmanager Summit in Köln gaben Bwin-Direktor Jörg Wacker und Tipico-Geschäftsführer Stefan Meurer ihre Sicht der Dinge preis und äußerten sich zu den unterschiedlichen Modellen der beiden privaten Wettanbieter. Mit einem Gesamtumsatz von 7,8 Milliarden Euro ist der Sportwettenmarkt in Deutschland ein finanzstarker Geschäftsbereich. Allein 3,9 Milliarden Euro entfallen auf private Wettanbieter. Das sind jedoch nur die Umsätze. ,,Was bleibt beim Anbieter?" fragte Jörg Wacker ins Auditorium und lieferte die Antwort gleich selbst: ,,Die Marge bei einem Online-Wettanbieter liegt bei neun bis zehn Prozent." Dies ergebe folglich einen Nettobetrag von rund 400 Millionen Euro. Tipico-Geschäftsführer Stefan Meurer stimmte mit dem Blick auf die Frage, ob eine regulierte Öffnung und damit verbundene Steuerzahlungen für die privaten Sportwettanbieter überhaupt förderlich seien, ebenfalls nachdenkliche Töne an: ,,Es wird gesagt, dass wir hier einen schönen Markt und uns kuschelig zurecht gemacht hätten. Das mag in Teilen stimmen, wir haben aber auch unruhige Zeiten durchgemacht." Im Rückblick auf die vergangenen Jahre wies Meurer bei seinem verstärkt mit realen Wettbüros operierenden Unternehmen auf ,,Schließungsverfügungen" hin, die dazu geführt hätten, dass Vermittler im Zuge von Ladenschließungen ihre Existenzen verloren hätten. Da hieß es ,,fünf Jahre kämpfen, Sturzhelm auf und Kalaschnikow." Beim Blick auf den derzeitigen Rechtsstand und die ersten getätigten Vertragsabschlüsse zwischen Proficlubs und Wettanbietern wagte Anwalt Sebastian Cording von CMS Hasche Sigle eine Prognose: ,,Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass der Staatsanwalt losläuft, nur weil ein Club eine Werbebande eines privaten Sportwettanbieters aufstellt." Selbst wenn er das tun würde, halte Cording es für unwahrscheinlich, dass ein Verfahren eingeleitet würde. Der Rechtsexperte betonte jedoch, dass ein Restrisiko im überschaubaren Maße bleiben würde. Wacker scheut Zerrung beim Schlusspurt Trotz oder gerade aufgrund der unklaren Rechtslage hat sich Bwin entschieden, aktuell keine Vertragsschlüsse zu tätigen. ,,Wir müssen auf der einen Seite die rechtliche Situation sehen, aber auch die politische", betonte Wacker. In der Politik sehe es so aus, dass jetzt über fünf, sechs Jahre ein Marathon gelaufen wurde. Man sei nun auf den letzten Metern und es wäre das Schlimmste, ,,jetzt einen Spurt anzuziehen und sich eine Zerrung zu holen, um dann doch nicht die Ziellinie zu erreichen." Man befinde sich in politischen Gesprächen und sechs Länder hätten bereits gezeigt, dass sie eine regulierte Öffnung wollen würden. Ungeachtet dieses laufenden Prozesses ist Tipico unter anderem bei der TSG 1899 Hoffenheim bereits ein Engagement eingegangen. ,,Wir möchten damit keinen provozieren", sagt Meurer. Es soll kein Wettlauf mit Bwin sein, aber man wolle der Politik ganz klar zeigen, dass Tipico in Deutschland ist und dass man hier bleiben und Steuern zahlen wolle. Gegenüber den Franchisepartnern sei das vorrangige Ziel, ,,nach Außen die erste gelebte, legale Aktion" zu zeigen. Weitere kurzfristige Engagements ließ Meurer dennoch offen: ,,Wir werden uns sicher für die neue Saison ausrichten. Es sind auch andere unterwegs und werden sehen, was bei uns ins Portfolio passt." Eine weitere Annäherung zur Politik versprechen sich die privaten Sportwettanbieter von der Ministerpräsidentenkonferenz, die am 15. Dezember in Berlin stattfinden wird. Dies ist eine Mitteilung von SPONSORs online. Für den Inhalt ist ausschließlich SPONSORs - Fachmedium für Sportbusiness verantwortlich. Kontakt: Florian Oediger Redakteur / CvD SPONSORs Verlags GmbH Donnerstraße 10-20 22763 Hamburg Germany Tel. +49 (0) 40 / 41 33 00 8-23 Fax +49 (0) 40 / 41 33 00 8-19 E-Mail: oediger@sponsors.de Web: www.sponsors.de
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November 15, 2010 09:10 ET (14:10 GMT)