
DJ INTERVIEW/Postbank-Retailvorstand rechnet mit stabilem Gewinn
Von Madeleine Nissen und Ulrike Dauer Dow Jones Newswires
BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Postbank AG rechnet im letzten Jahresviertel mit einer stabilen Gewinnentwicklung in ihrem Kerngeschäft, dem Retail Banking. "Der Gewinn vor Steuern wird im vierten Quartal auf dem Niveau des dritten Jahresviertels liegen", sagte Vorstand Michael Meyer im Interview mit Dow Jones Newswires. Im dritten Quartal war das Privatkundengeschäft mit einem Vorsteuergewinn von 213 Mio EUR der größte Ergebnistreiber der Bank gewesen.
Auch für das Jahr 2011 äußerte sich der für das Privatkundengeschäft verantwortliche Manager ungeachtet der starken Konkurrenz zuversichtlich. "Wir rechnen weiter mit stabilen Einnahmen", sagte Meyer.
Im deutschen Retail Banking wird auch in Zukunft ein rauer Wind wehen. "An dem hohen Margendruck wird auch die Konsolidierung im Sektor nichts ändern", sagte Meyer. An der grundsätzlichen Dreiteilung des deutschen Bankenmarktes ändere auch der Zusammenschluss einzelner Institute nichts.
Die Postbank wird gegenwärtig von der Deutschen Bank übernommen. Die Frankfurter halten derzeit gut 40% an dem Bonner Finanzinstitut und wollen es noch in diesem Jahr konsolidieren. Zusammengetan haben sich auch Commerzbank und Dresdner. Fusionsüberlegungen im Landesbankensektor sind dagegen wieder einmal im Anfangsstadium gescheitert: Die BayernLB ließen die Gespräche mit der WestLB kürzlich platzen.
Alle Probleme werden mit einer Fusion allerdings auch nicht gelöst. Das zeigen die aktuell schwachen Commerzbank-Zahlen im Privatkundengeschäft. Die Postbank beurteilt ihr eigenes Retail Banking unterdessen als stabil, auch wenn die neuen Bankenvorschriften ihren Tribut forderten, wie Meyer sagte: "Die Regulierung betrifft uns auch im Retail Banking." Zu den höheren Kapitalanforderungen kämen auch Vorschriften im Kundenverkehr, die Zeit und Geld kosteten.
Umso strenger achten die Bonner auf ihre Kosten. "Mit unserem Kostensenkungsplan kommen wir gut voran", sagte der Vorstand. Bis Ende 2012 will die Bank 145 Mio EUR und damit 5% weniger ausgeben als im Jahr 2008. Eine Ausweitung dieser Maßnahmen sei aber nicht geplant.
Am Geschäft der Postbank soll sich nach der mehrheitlichen Übernahme durch die Deutsche Bank nichts ändern. "Unser Geschäftsmodell setzt auf einfache Produkte und hat sich als robust erwiesen; daran wird nicht gerüttelt", betonte Meyer. Zwar habe die Postbank mit Spareinlagen von mehr als 50 Mrd EUR wie andere Institute auch unter dem niedrigen Zinsniveau gelitten, konnte dies aber mit anderen Geschäftsbereichen wieder ausgleichen. "Gerade das Einlagengeschäft hat uns in der Krise massiven Rückenwind gegeben", sagte Meyer.
Wachsen will die Postbank zunächst einmal nur organisch: "Deutschland bleibt dabei unser wichtigster Markt." Ob das Zusammengehen mit der Deutschen Bank auch Möglichkeiten biete, das Geschäft international zu erweitern, ließ Meyer offen. "Derzeit konzentrieren wir uns auf den deutschen Markt; eine Ausweitung auf andere europäische Länder steht konkret nicht auf der Agenda."
Webseite: www.postbank.de -Von Madeleine Nissen und Ulrike Dauer, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 115, madeleine.nissen@dowjones.com DJG/maw/jhe/rio
(END) Dow Jones Newswires
November 23, 2010 04:00 ET (09:00 GMT)
Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.