DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zu Krauss-Maffei Wegmann/Rüstung - vorab 20.12.2010
Krauss-Maffei Wegmann - Panzers Porsche Ein vergleichsweise kleines deutsches Familienunternehmen will Panzer in die ganze Welt verkaufen und damit auch noch Geld verdienen. Kann das im zunehmend globalisierten Rüstungsmarkt eine gute Idee sein? Ja, es kann. Vorausgesetzt, Krauss-Maffei Wegmann nutzt die Chancen, die die Nische ihnen bietet. Mit dem Verkauf der Siemens-Anteile an die Familie Bode, die die Wegmann-Gruppe kontrolliert, festigt der Panzerbauer Kraus-Maffei Wegmann (KMW) seine Position als Außenseiter der Rüstungsindustrie. Seine Konkurrenten sind allesamt börsennotierte Großkonzerne, in deren Portfolio Panzer nur ein Posten unter vielen sind. KMW dagegen ist klein, eigenständig und konzentriert sich auf eine Produktlinie, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, und das mit Erfolg - der Porsche unter den Rüstungsherstellern gewissermaßen. Zudem kommt der Eigentümerwechsel zu einem günstigen Zeitpunkt: Das Unternehmen hat langfristige Verträge in der Tasche und ist damit für mehrere Jahre abgesichert. Das gibt KMW Luft, um sich der wohl größten Herausforderung zu widmen: der Verschiebung auf den globalen Rüstungsmärkten. Denn während Europas Regierungen zum Teil drastisch sparen - das klamme Griechenland war bisher ein guter KMW-Kunde - kaufen Regierungen in Asien, im Mittleren Osten und Südamerika mehr Militärgerät ein. Darauf muss sich das Unternehmen einstellen und die Stärken ausspielen, die es als kleiner Player hat: Schneller reagieren, flexibler planen, die richtigen Kooperationspartner an Land ziehen. Zudem kann die Eigentümerfamilie darauf hoffen, dass die Bundeswehr als Referenzkunde ihr bei ihren Bestellungen so schnell nicht untreu werden wird. Immerhin ist der Panzerbau mit KMW und Rheinmetall die letzte originär deutsche Domäne in der Rüstungsproduktion.
(END) Dow Jones Newswires
December 19, 2010 12:47 ET (17:47 GMT)