
WSJ: Trichet warnt vor Inflationsgefahren im Euroraum
Von Brian Blackstone und Marcus Walker
THE WALL STREET JOURNAL
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, warnt wegen der steigenden Rohstoffpreise vor Inflationsgefahren in der Eurozone. Der Währungshüter signalisierte in einem am Montag veröffentlichten Interview zugleich, dass die schwache Wirtschaftslage in Griechenland, Portugal und anderen Peripherieländern die EZB nicht daran hindern werde, die Leitzinsen zu erhöhen, sollte es eine Bedrohung der Preisstabilität geben. Zugleich rief Trichet andere Zentralbanken zur Wachsamkeit bei der Inflationsentwicklung auf, damit steigende Rohstoff- und Lebensmittelpreise die Weltwirtschaft nicht in Bedrängnis brächten.
"Alle Zentralbanken müssen in Phasen wie dieser, in der es Inflationsdruck von der Rohstoffseite gibt, sehr umsichtig sein, damit keine Zweitrundeneffekte entstehen", sagte Trichet. Unter Zweitrundeneffekte verstehen Ökonomen die Reaktion von Marktteilnehmern auf die gestiegene Inflation, etwa wenn die Gewerkschaften höhere Löhne aushandeln. Währungshüter und Volkswirte sehen in Zweitrundeneffekten eine dauerhafte Gefahr für die Preisniveaustabilität.
Trichet bekräftigte zudem seine Forderung nach fiskalpolitischer Sparsamkeit in der Eurozone. Eine größere Disziplin in der Haushaltspolitik fördere langfristig sowohl das Wirtschaftswachstum als auch den Beschäftigungsaufbau, in dem das Vertrauen der Haushalte, der Unternehmen, der Investoren und der Sparer gestärkt werde. Um das Investoren- und das Verbrauchervertrauen in der Eurozone zu festigen, sollten die Regeln zur Haushaltsdisziplin verschärft werden, was auch glaubwürdige Sanktionen erfordere, sagte Trichet.
Webseite: http://europe.wsj.com/home-page DJG/apo/mle
(END) Dow Jones Newswires
January 24, 2011 01:00 ET (06:00 GMT)
Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc.