DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zur US-Schuldenkrise -vorab 11.03.2011
US-Schuldenkrise - Abwärtsspirale Im vergangenen Jahr hat Pimco-Gründer Bill Gross kaum eine Gelegenheit ausgelassen, die US-amerikanische Regierung für ihre Krisenpolitik zu kritisieren. Insofern ist es nur konsequent, dass sich der weltgrößte private Bondinvestor nun von sämtlichen US-Staatsanleihen getrennt hat. Wer die Geldpolitik der US-Notenbank Fed als ,,dreistes Schneeballsystem" bezeichnet, kann gar nicht anders, als seinen Worten irgendwann auch Taten folgen zu lassen. Pimcos Strategie könnte sich auszahlen: Wenn Ende Juni das zweite Anleihekaufprogramm der Fed ausläuft, das vor allem darauf abzielt, die Zinsen niedrig zu halten und damit den Schuldendienst des Landes zu verbilligen, droht Staatspapieren eine enorme Belastungsprobe. Auch sonst haben Privatinvestoren Grund, den US-Haushaltsdaten zu misstrauen. Das Haushaltsdefizit erreicht mittlerweile gigantische 1650 Mrd. Dollar, der Konjunkturaufschwung ist immer noch wacklig. Und dass ein Mitglied der US-Notenbank am Dienstag laut über ein weiteres - das nunmehr dritte - Aufkaufprogramm für amerikanische Treasuries nachdachte, weil ja nun der hohe Ölpreis für eine neue Lage gesorgt habe, ist vor allem eins: ein Zeichen von Verzweiflung. Für die US-Regierung muss Pimcos Schritt daher ein Alarmsignal sein. Die Allianz-Tochter ist nicht irgendwer, sondern besitzt als weltweit größter privater Bondinvestor durchaus Deutungsmacht. Noch lassen sich die Anleger zwar nicht schockieren - die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere pendelt seit Monaten zwischen 3,3 und 3,7 Prozent. Doch sollten sich andere Investoren an Pimco ein Beispiel nehmen, könnten die USA in eine gefährliche Abwärtsspirale geraten: Erst misstrauen die Märkte der wirtschaftlichen Kraft eines Landes, dann wächst sich das Misstrauen zu einer Panikwelle aus. Schließlich liegt ein Land tatsächlich am Boden, weil es seine Staatsverschuldung nicht mehr schultern kann - Griechenland und Irland lassen grüßen. Die USA müssen den Investoren daher nun beweisen, dass sie ihr Schuldenproblem in den Griff bekommen können. Mittelfristig wird das nicht ohne stärkere Sparbemühungen gehen - hier war Barack Obama bislang zu zaghaft. Die Gefahr, dabei die Konjunktur abzuwürgen, ist jedenfalls gesunken: Die Wachstumsprognosen für dieses Jahr nähern sich der vier Prozent, die Arbeitslosigkeit in den USA beginnt zu sinken. Das alles schafft Raum für einen Schuldenabbau mit Augenmaß. Zu forsch dürfen die Amerikaner aber nicht vorgehen: Das Beispiel Griechenland beweist, wie drastische Sparbemühungen einer Volkswirtschaft schaden. Am Ende verliert man so das Vertrauen der Märkte, statt es zu gewinnen.(END) Dow Jones Newswires
March 10, 2011 13:01 ET (18:01 GMT)
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